Heinz Lichtenegger: "Die Maschinensteuer katapultiert uns zurück ins Mittelalter"

Mit seinen Hifi-Stereo Plattenspielern setzt Pro-Ject-Geschäftsführer Heinz Lichtenegger einen Kontrapunkt zur MP3-Gratiskultur. | Foto: Arnold Burghardt
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  • Mit seinen Hifi-Stereo Plattenspielern setzt Pro-Ject-Geschäftsführer Heinz Lichtenegger einen Kontrapunkt zur MP3-Gratiskultur.
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Zahlt sich die Produktion von Plattenspielern aus?
HEINZ LICHTENEGGER: Ja, der Markt wächst. Pro-Ject ist seit 1991 am Weltmarkt vertreten, wir exportieren in 80 Länder weltweit. 25 Jahre lang haben wir mit daran gearbeitet, die Leute wieder vom "Erlebnis Vinyl" zu überzeugen.

Was steckt hinter dem "Erlebnis Vinyl"?
Mit dem MP3-Format hat sich die Welt verändert: Musik ist heute großteils gratis und wird unbewusst im Hintergrund gehört. Vinyl ist der Kontrapunkt dazu: Man hört bewusst Musik. Das ist vergleichbar mit der Lebensmittelindustrie, auch dort gibt es eine Gegenbewegung zum Fast Food.

Sie haben kürzlich den neuen "Pro-Ject Vertical Player" vorgestellt. Was ist das für ein Produkt?
Diesen Plattenspieler kann man an die Wand hängen oder mitten in den Raum stellen: Ich will Produkte bauen, die meinem Qualitätsanspruch genügen, die vom Design aber ein Lifestyle-Produkt sind. So erreiche ich Aufmerksamkeit und damit neue Kunden. Diese sind im ersten Moment vielleicht nicht audiophil, denken aber: "Wow, der Plattenspieler sieht gut aus, den kaufe ich mir." In weiterer Folge werden die Menschen sich mit Vinyl auseinandersetzen. Übrigens: Dieses Modell gibt es auch für Linkshänder.

Also könnte man sagen, Sie sind ein Botschafter der Musik?
Pro-Ject wurde gegründet, um das Hobby HiFi zu möglichst vielen Kunden näher zu bringen. Wenn man heute in Europa Produkte baut und erfolgreich sein will, muss man einen gewissen Inhalt bieten. Die Massenmarkt-Philosophie lautet: Schnell ein billiges Produkt kaufen und wieder wegschmeißen. Dazu muss man eine Gegenbewegung schaffen. Ich würde niemals im fernen Osten produzieren! Das spürt der Kunde: Er kauft nicht nur unseren Plattenspieler, er kauft auch unsere Philosophie.

Pro-Ject ist Weltmarktführer im Bereich HiFi-Stereo Plattenspieler. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie als Top-Unternehmer in Österreich?
Derzeit ist die Maschinensteuer ein großes Thema. Sie würde uns ins Mittelalter katapultieren: Wenn du hochwertige Jobs schaffen willst, dann brauchst du Maschinen – und zwar hochmoderne Maschinen. Ich könnte meine Plattenspieler ohne Maschinen nicht erzeugen.

Was sollte die Politik Ihrer Meinung nach tun?
Die Politik muss gute Rahmenbedingungen schaffen. Man unterstützt Großunternehmen, aber eigentlich müsste man den Klein- und Mittelbetrieben unter die Arme greifen. Diese zahlen die Hauptlast der Steuern, denn die Großindustrie verschiebt viel Geld ins Ausland.

Heinz Lichteneggers Lieblingsplatten

>> Pink Floyd – "The Dark Side of the Moon" (1973)
Diese Platte hat Heinz Lichtenegger schon als Student gehört. "Ich höre sie mir ein Mal im Jahr an: Nur ich alleine mit einem perfekten Soundsystem."

>> Alles von Miles Davis
Vom Rock kommend war der Trompeter Miles Davis für Heinz Lichtenegger der Einstieg zum Jazz. "Hier kann ich keine einzelne Platte nennen: Bepop und Jazz ist grenzgenial gut!"

>> Giacomo Puccini – "Tosca" (1961)
Nach dem Jazz kam die Klassik: Beethoven und Mahler hört Heinz Lichtenegger besonders gern. Seine Lieblingsplatte aus dem Genre ist allerdings eine Aufnahme von Giacomo Puccinis "Tosca" aus dem Jahr 1961 mit Herbert Karajan und den Wiener Philharmonikern.

Zur Person: Heinz Lichtenegger

Heinz Lichtenegger wurde 1961 in Wiener Neustadt geboren. Während seines Wirtschaftsstudiums in Wien gründete er ein kleines HiFi-Studio, das schnell erfolgreich wurde. Später baute er das Großhandelsunternehmen Audio Tuning auf. 1991 gründete Lichtenegger die Marke Pro-Ject. Derzeit lebt er im Weinviertel, wo er eine neue Firmenzentrale errichten lässt.

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