Fieber bei Kindern: Ursachenforschung mit Beteiligung der Grazer Meduni

Fieber ist bei Kindern nichts Ungewöhnliches. Um die Risikobewertung bei fieberhaften Erkrankungen besser einzuschätzen, startet nun ein EU-Projekt mit Beteiligung der Meduni Graz. | Foto: pixabay
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Die Behandlung von fiebernden Kindern stellt das Gesundheitssystem permanent vor große Herausforderungen. Wenn Kinder plötzlich Fieber bekommen, ist es häufig nicht klar, ob es sich um einen harmlosen Infekt, oder um eine gefährliche bakterielle Infektion handelt. Daher werden Kinder häufig aus Sicherheitsgründen stationär aufgenommen und erhalten vielfach auch unnötige Antibiotikatherapien. Ein europaweites Forschungsprojekt hat es sich zum Ziel gesetzt, das medizinische Management von fiebernden Kindern in Europa zu verbessern. Der österreichische Beitrag zu diesem innovativen Forschungsvorhaben stammt von der Meduni Graz.

Oft unnötige Klinikaufenthalte und Antibiotikagabe

Befindet sich der Körper im Kampf gegen Krankheitserreger, führt dies meistens zu Fieber, wodurch sich Viren und Bakterien nicht gut vermehren können. „Die überwiegende Mehrheit der Kinder leidet mehrmals im Jahr an harmlosen viralen Infektionen“, erklärt Werner Zenz von der Klinischen Abteilung für Allgemeine Pädiatrie der Medizinischen Universität Graz. Nur wenige Kinder seien von lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen betroffen. Anfangs ist die Unterscheidung zwischen einer harmlosen Viruserkrankung und einer gefährlichen bakteriellen Infektion aber nur schwer zu treffen, weswegen viele fiebernde Kinder aus Sicherheitsgründen in Krankenhäusern aufgenommen werden, sich invasiven Untersuchen unterziehen müssen und auch oftmals unnötigerweise antibiotische Therapien erhalten. „Neben der vermeidbaren Belastung für Kinder entstehen als Folge dieser Vorgangsweise zusätzlich antibiotische Resistenzen sowie enorme Kosten für das Gesundheitssystem“, klärt Werner Zenz weiter auf.

Geringerer Einsatz von Antibiotika

Unter der Leitung von Michael Levin vom Imperial College in London, etablierte sich im Jahr 2010 ein internationales Forschungsnetzwerk, das eine verbesserte Diagnostik und Therapie von Kindern mit schweren Infektionserkrankungen anstrebt. Dieser Arbeitsgruppe ist es nun gelungen, im europäischen Rahmenprogramm „Horizon 2020“ ein Projekt im Umfang von 18 Millionen Euro einzuwerben.
Den österreichischen Beitrag leistet Werner Zenz mit seinem Team an der Meduni Graz mit dem Projekttitel „Personalisierte Risikobewertung bei fieberhaften Erkrankungen – Real life Management in der Europäischen Union“ – kurz PERFORM. „Die Projektziele liegen in der Schaffung europaweiter Standards für die medizinische Betreuung fiebernder Kinder sowie in der Entwicklung neuer und einfacherer Labortests, um zwischen bakteriellen und viralen Infektionen schnell und zuverlässig unterscheiden zu können“, fasst Werner Zenz zusammen.

An der Klinischen Abteilung für Allgemeine Pädiatrie der Med Uni Graz beschäftigt sich die Arbeitsgruppe um Werner Zenz schon seit vielen Jahren mit der Erforschung des genetischen Hintergrundes von Infektionserkrankungen beim Menschen. Die Forscher erwarten sich, dass es auf diese Weise möglich sein wird, neue Biomarker zu entwickeln, die in der klinischen Routine harmlose virale Infekte besser von bakteriellen Infektionen unterscheiden können.
Ziel ist außerdem, das derzeitige Vorgehen bei der Betreuung fiebernder Kinder in den verschiedenen europäischen Gesundheitssystemen zu analysieren und schlussendlich europaweite Standards für das Management von fiebernden Kindern zu etablieren. „Stationäre Aufnahmen, invasive Untersuchungsmethoden sowie der Einsatz von Antibiotika sollen langfristig gekürzt werden“, blickt Werner Zenz in die Zukunft. Es ist geplant, in Kooperation mit dem Zentrum für Medizinische Forschung (ZMF) der Meduni Graz an der Grazer Universitätskinderklinik eine Methode zu etablieren, die im Blut den genetischen Fingerabdruck der Reaktion des Immunsystems auf die verschiedenen Erreger zeigen kann.

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