Landesforstdirektor Fuchs: "Der Borkenkäfer wird zum Problem"

DI Josef Fuchs sieht den Klimawandel als große Herausforderung für die kommenden Jahrzehnte für den Tiroler Wald
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  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Gleich vorweg: Wie geht es im März 2016 dem Tiroler Wald generell?
JOSEF FUCHS: „Generell relativ gut. Relativ deswegen, weil wir vergangenes Jahr über alle Landesteile verteilt etwa die Hälfte des Gesamteinschlages durch Windwurf verzeichnen mussten. Die Aufarbeitung dieses Schadens ist bei weitem noch nicht abgeschlossen, es liegt noch viel Holz im Wald, für heuer werden wir daher ein massives Problem durch den Borkenkäfer bekommen. Wenn im April und Mai eine trockene und warme Witterungsperiode kommt, wird es gefährlich. Ich appelliere an die Waldbesitzer, das Schadholz so rasch als möglich aus dem Wald zu bringen.“

Auch weil der Winter 2015/16 im Gebirge um etwa drei Grad zu warm war? Ist das ein Nutzen oder ein Schaden für den Schutzwald?
„Das ist eher ein Schaden, der noch nicht zu beziffern ist. Der fehlende Niederschlag von November und Dezember ist bis jetzt weitgehend ausgeglichen, daher sind Trockenschäden eher nicht zu erwarten. Aber wie gesagt, die Borkenkäfergefahr ist akut.“

Generell zum Schutzwald: Wie läuft die seit Jahren angestrebte Verjüngung?
„Hier sind wir sehr gut am Weg, was auch der Bundesrechnungshof für Tirol bestätigt hat. Natürlich gibt es noch Handlungsbedarf, wir sind aber im Zeitplan der Umsetzung. Tirol ist auch das einzige Bundesland, in dem das gesamte Geld für den Forstbereich für den Schutzwald eingesetzt wird. Immerhin sind das 16 Mio. Euro pro Jahr, die sich Land, Bund und EU sowie die Waldbesitzer aufteilen.“

Wie hoch wären die Kosten, um den Lebensraum Tirol zu schützen, ohne den intakten Schutzwald?
„Hier gibt es interessante Zahlen. Wenn ich für die Schutzwaldpflege einen Euro ausgebe, muss ich für die Schutzwaldsanierung schon 15 Euro berechnen und für denselben Schutz durch technische Verbauung 146 Euro. Die Pflege des Schutzwaldes macht sich also ungemein bezahlt.“

Die Tiroler Jägerschaft hat die Abschusszahlen trotz neuem Jagdgesetz nicht erfüllt. Wie sehen Sie die Problematik?
„Die Novelle ist zwar der richtige Schritt für den Waldschutz, jedoch ist der Abschuss, speziell weiblicher Tiere, einfach noch zu gering. Die Abschusspläne sind einzuhalten.“

Luftschadstoffe und Wind sind die Feinde des Tiroler Waldes. Die Luftgüte wird trotz einiger Maßnahmen nicht wirklich besser. Bleibt diese Gefahr für den Wald?
„Natürlich, obwohl in den vergangenen 20 Jahren die Luftgüte deutlich besser geworden ist und weniger Schadstoffe in den Wald eingetragen werden. Der für die Vegetation und den Wald geltende Jahresgrenzwert für die Stickoxidbelastung wird aber im Bereich der talnahen Einhänge des Inntales nach wie vor leicht überschritten. Auch die Ozonbelastung liegt insbesondere im Gebirge über dem aktuell angestrebten Zielwerten. Hier müssen, auch im Sinne der Gesundheit für die Menschen, Maßnahmen getroffen werden.“

Wald und Freizeitgestaltung sind im Tourismusland Tirol immer ein Thema. Wie stehen Sie zu Ruhezonen im Schutzwaldbereich?
„Hier bringt das Programm ‚Bergwelt Tirol – miteinander erleben’ einen wichtigen Schritt in der Kommunikation aller Beteiligten. Für das Mountainbiken inklusive Downhill, aber auch für den Skitourensport gibt es bereits fertige Konzepte. Derzeit wird im Bezirk Kitzbühel die Freeride-Problematik ausgearbeitet. Lokal können sehr gute Lösungen gefunden werden, indem auf der einen Seite Ruhezonen ausgeschieden werden, auf der anderen neue Routen angeboten werden, die auch öffentlich kommuniziert werden. Das Ganze basiert aber auf Freiwilligkeit, Verbote lehne ich ab.“

Welche wichtigsten Maßnahmen für den Tiroler Wald sind für heuer von der Landesforstdirektion geplant?
„Das Verhindern von weitreichenden Schäden durch den Borkenkäfer und die weiteren Maßnahmen in der Schutzwaldpflege und –sanierung sind die Hauptschwerpunkte.“

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