Neuer Film über angebliche Spionagetätigkeit von Helmut Zilk
Angeblich war der verstorbene Wiener Bürgermeister Helmut Zilk unter dem Tarnnamen Holec in Spionagetätigkeiten des tschechischen Geheimdienstes verwickelt. Ein neuer Film greift das Thema nun auf.
WIEN. Helmut Zilk ist auch acht Jahre nach seinem Tod in Wien bekannt wie ein bunter Hund: Er war Unterrichtsminister, Fernsehmoderator, Fernsehdirektor, Wiener Bürgermeister, Ehemann von Musicalstar Dagmar Koller - und angeblicher Geheimagent. Dieser Teil seines Lebens wurde nun verfilmt.
"Deckname Holec" heißt das neueste Werk von Regisseur Franz Novotny, der am 29. Juli in die Kinos kommt. Johannes Zeiler spielt in dem fiktiven Film den ORF-Fernsehdirektor Helmut Zilk, der unter dem Decknamen Holec in den 1960er Jahren für die CSSR als Spion tätig war.
Zilk war Informator
Groß war der Skandal 2009, als das Nachrichtenmagazin „Profil“ 2009 anhand von Dokumenten eine Verbindungen zwischen Zilk und dem tschechischen Geheimdienst vorlegte. Ob Zilk tatsächlich ein Spion oder gar ein Doppelagent war, wurde nie einwandfrei erwiesen. Fest steht jedoch, dass der SPÖ-Politiker in einem Stapo-Akt aus dem Jahr 1968 als "Informator" geführt wurde.
Aus der Realität spann Regisseur Franz Novotny eine Spionagegeschichte. Die Handlung ist schnell erzählt: Der ORF-Direktor Helmut Zilk lernt bei einer gemeinsamen Diskussionssendung vom ORF mit dem tschechischen Fernsehen den Regisseur Honza Nemec kennen und verliebt sich in dessen Freundin, die Schauspielerin Eva. Als Nemec im August 1968 die gewaltsame Niederschlagung des Prager Frühlings filmt, versucht er, den Film zu Zilk nach Wien zu bringen. Der tschechische Geheimagenten Nahodil jedoch startet bei Zilk einen Erpressungsversuch aufgrund seiner Leidenschaft für Eva: Der Fernsehdirektor soll statt dem echten Film gefälschtes Material senden.
Ob der Film ein Erfolg wird oder für einen neuerlichen Skandal sorgt, bleibt abzuwarten. Laut Novotny war Zilks Witwe Dagmar Koller, die den Film vorab sehen durfte, begeistert.
Zur Sache
Helmut Zilk wurde am 9. Juni 1927 in Wien geboren. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer begann er für den ORF zu arbeiten und wechselte bald hauptberuflich in den Rundfunk als Fernsehmoderator. Von 1967 bis 1974 war Zilk Programmdirektor des Österreichischen Rundfunks, ab 1979 als Amtsführender Stadtrat für Kultur und Bürgerdienst auch in der Wiener Politik tätig. Von 1983 bis 1984 war Helmut Zilk der österreichische Bundesminister für Unterricht und Kunst, ehe er das Amt des Wiener Bürgermeisters übernahm. Nach zehn Jahren übergab Zilk den Bürgermeisterposten 1994 an Michael Häupl.
Die größte Tragödie in seinem Leben erlebte Zilk am 5. Dezember 1993, als durch ein Briefbombenattentat seine linke Hand schwer verletzt wurde. Modisch wußte sich Zilk zu helfen: Die Hand wurde fortan in ein Seidentuch, das zur Krawatte passte, eingehüllt. 2006 ging es gesundheitlich bergab: Der Politiker erhielt einen Herzschrittmacher. Am 24. Oktober 2008 verstarb Helmut Zilk im Wilhelminenspital und fand in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof seine letzte Ruhe.
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