Ungewohnter Friedhofsbesuch: Unterwegs mit den Vienna Ghosthunters

Wilhelm Gabler zeichnet mit einem Diktiergerät seine Kommunikationen mit der Geisterwelt auf.
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  • Wilhelm Gabler zeichnet mit einem Diktiergerät seine Kommunikationen mit der Geisterwelt auf.
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WIEN. "Ich war als Kind schon ein Freak", erklärt Wilhelm Gabler beim Betreten der jüdischen Sektion des Zentralfriedhofes. Diese Aussage des Gründers des Vereins "Vienna Ghosthunters" ist schlichtweg falsch: Das Abklären von angeblichen paranormalen Phänomenen wird vom Verein alles andere als "freaky" durchgeführt, sondern erfolgt rein wissenschaftlich.

Digitalkameras, Diktiergeräte, Nachtsichtgeräte, EMF-Meter, mit denen elektromagnetische Felder geortet werden, sowie Infrarot-Nachtsichtgeräte gehören zur Grundausstattung der Geisterjäger. Den legendären Ghostbusters-Staubsauger sucht man jedoch bei Wilhelm Gabler und seinen Kollegen vergeblich. "Unsere Klienten sind teilweise enttäuscht, wenn unsere Investigation ganz anders als im Hollywoodfilm abläuft", meint Gabler, während er nach einer passenden Stelle für seine heutige Investigation Ausschau hält. Gemeinsam mit drei Vereinsmitgliedern wird eine Untersuchung ohne Anlass durchgeführt.

"Neben privaten Investigationen, zu denen wir von Leuten gerufen werden, bei denen es angeblich daheim spukt, führen wir alle 14 Tage eigene Untersuchungen an uns interessant erscheinenden Plätzen durch. Friedhöfe sind natürlich immer interessant", so Gabler, während er zwei Diktiergeräte auf dem Waldboden positioniert. Auch seine Kollegen Claudia und Dominik haben bereits routiniert ihre Kameras gezückt und filmen und fotografieren wild drauf los. "Wir machen Blindaufnahmen von der Umgebung. Zu Hause sichten wir das Material und entdecken manchmal interessante Erscheinungen", so Claudia, die seit Jahresanfang begeistertes Vereinsmitglied ist. So eine "interessante Erscheinung" wurde bereits auf einer Blindaufnahme des Jüdischen Friedhofes entdeckt: Auf dem PC wurden zwischen den Grabsteinen die nebeligen Umrisse einer Frau mit ihrem Kind entdeckt.

Spuk meist mit psychischer Verfassung erklärbar

Der Vierte im Bunde ist Daniel, der seit seiner Kindheit mit einer Affinität zum Übernatürlichen ausgestattet ist. Der 29-Jährige darf heute zum ersten Mal einer Investigation beiwohnen. Interessiert beobachtet er seine fortgeschrittenen Kollegen, die eine monatelange Ghosthunter-Ausbildung inklusive psychologischer Schulung erhalten. Psychologie ist für Gabler der Schlüssel zu vielen vermeintlich übernatürlichen Begebenheiten. "Bei 98 Prozent aller Klienten ist der Spuk mit psychischen Traumata erklärbar", so der NLP-geschulte Gabler. "Das Hirn sendet Elektroimpulse aus, die zum Beispiel das Licht zum Flattern bringen können. In depressiven Stimmungen oder nach einer schmerzhaften Trennung treten vermehrt solche Phänomene auf. Auch Elektrosmog wirkt sich auf den großen Stirnlappen aus, der für Halluzinationen zuständig ist."

Um störendem Elektrosmog vorzubeugen, schalten die Ghosthunter ihre Handies in Flugmodus, ehe es ernst wird: Konzentriert handiert Gabler an einem hochsensiblen Diktiergerät, drückt seine Zigarette aus und stellt deutlich die Frage: "Ist jemand hier außer wir?" Nach einigen Sekunden, in denen enttäuschenderweise keine Antwort zu hören ist, fragt der Fachmann weiter: "Bist du männlich oder weiblich?" und "Kannst du uns hören?" Nach einigen Sekunden Stille wird die Aufnahme beendet und angehört. Außer Vogelgezwitscher und Wind ist jedoch kein Ton zu hören. Enttäuscht sind die vier Geisterjäger jedoch nicht. "Es wäre unrealistisch, bereits beim ersten Mal eine Antwort zu bekommen", so Gabler, der seinen EMF-Meter auf den überwucherten Untergrund legt.

Morbide Umgebung Voraussetzung für Spuk

"Auf jüdischen Friedhöfen herrscht ein Wartungsverbot. Die Gräber zu pflegen käme einer Störung der Totenruhe gleich", weiß Gabler und aktiviert das wissenschaftliche Gerät. "Deshalb ist hier alles verwildert. Generell wird in morbiden Umgebungen eher etwas Übernatürliches wahrgenommen. Ich persönlich liebe verlassene Sanatorien, riesengroß mit imposanter Geschichte!"

Die nächste Fragerunde beginnt, dieses Mal ist ein anderes Diktiergerät für die Aufnahmen aus dem Jenseits zuständig. Antworten gibt es auch dieses Mal nicht, dafür schlägt der elektromagnetische Strahlungs-Detektor aus, als ob sich eine Person dem Gerät nähert. Eine nähere Kontaktaufnahme ist jedoch nicht möglich, der Friedhof liegt einsam und friedlich unter der heißen Nachmittagssonne und selbst die Eichhörnchen bleiben im kühlen Bau.

Die Ghosthunter beschließen, den Ort zu wechseln und verstauen ihre Grundausstattung, ehe sie schweigend in den katholischen Teil des Zentralfriedhofs wandern. Dass die Mitglieder des Vereins, der 2001 als Plattform seinen Ursprung nahm, besonders sensibel ihre Umgebung wahrnehmen, wird bei dem Rundgang offensichtlich: Besonders Claudia bleibt immer wieder stehen und fotografiert gezielt Grabsteine. "Wir gehen bei unserer Arbeit jetzt nicht mehr so feinfühlig vor, sondern werden immer technischer", erklärt Gabler. "Uns interessiert nicht mehr, ob es spukt, sondern weshalb."

Achtung statt Auslachen

Die Frage, ob Personen aus dem Jenseits kommunizieren oder Poltergeister tatsächlich existieren, kann Gabler auch nach 15 Jahren ernstzunehmender Investigationen nicht beantworten. "Sicher ist der meiste Spuk realistisch erklärbar, aber dann kommen mir immer wieder Fälle unter, wo die Wissenschaft keine Antwort hat. Zwar wird Paranormalität immer noch belächelt, aber schön langsam wird aus Auslachen Achtung!"

Das nächste Ziel der Geisterjäger, die trotz ihrer einheitlichen schwarzen Kleidung mit "Vienna Ghosthunters"- und "Paranormal Investigator"-Aufdruck nicht für Aufsehen am Friedhof sorgen, ist erreicht: Der Babyfriedhof mit seinen bunten Spielsachen, Windrädern und Kuscheltieren auf den kleinen Gräbern. Auch für wenig feinfühlige Menschen ist die Stimmung an diesem Ort mehr als depremierend. Frisch ausgehobene Gruben mit maximal einem Meter Länge trägt auch nicht gerade positiv zur Stimmung bei. Die vier Ghosthunter zerstreuen sich und suchen unterschiedliche Gräber auf. Tonbandaufnahmen und Fotos werden aus Respekt am Babyfriedhof nicht durchgeführt. "Wenn ich mich spirituell auf diesen Ort einlassen würde, wäre es unpackbar hier", gibt der zweifache Vater Gabler zu. Claudia hingegen hat scheinbar noch nicht gelernt, sich gegen Energiefelder zu schützen. Ausgelaugt und ohne Elan folgt sie ihren Kollegen zu den Ehrengräbern.

Falco will nichts sagen

Die letzte Station der dreistündigen Begehung, auf der keine Auffälligkeiten zu ungeplanten Stopps führen, ist bereits von weitem zu sehen: Die Ruhestätte des Popstars Falco ziert eine hohe Plexiglasscheibe. Gabler dreht andächtig eine Runde um das gepflegte Grab, ehe er sein Diktiergerät zückt. "Falco bist du hier? - Kannst du uns hören?" beginnt Gabler wie gewohnt. Bei der Frage "Falco, möchteste du uns etwas mitteilen?" versteift sich der Nacken des Forschers. "Da ist jetzt was drauf", ist er sich schon während des Zurückssetzens des Aufnahme sicher. Und tatsächlich: Zwischen Vogelgezwitscher haucht der Falke "nein". Leider ist die Kommunikation damit beendet und die Investigatoren werden nie erfahren, warum Falco ihnen nichts sagen wollte.

Zufrieden schlendert die Gruppe Richtung Ausgang. "Auch wenn wir heute gar nichts gehört hätten, wären wir nicht enttäuscht", so Claudia, die sich als einziges Vereinsmitglied die Neuverfilmung von "Ghostbusters" im Kino ansehen wird. "Aber nur, weil jetzt Frauen die Hauptrollen spielen!"

Zur Sache

Die "Vienna Ghosthunters" wurden 2001 von Wilhelm Gabler gegründet und beschäftigen sich mit paranormalen Untersuchungen. Es handelt sich um die erste und älteste Plattform zu diesem Thema in Europa. Die Mitgliederzahl variiert stark, derzeit sind 15 Geisterjäger aktives Mitglied. Der Verein führt regelmäßig Schnuppertouren für Interessierte statt. Infos und Termine unter viennaghosthunters.net

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