19. August 2015: Heimlich, still und leise
Sang-, und klanglos ist auf Platz 13 der Landesliste der ÖVP Wien Gudrun Kugler aufgetaucht. Gudrun .... wer? So unbekannt wie es auf den ersten Blick den Anschein hat, ist die Dame nicht. Denn Kugler hat ein starkes Netzwerk hinter sich. Bei der Wienwahl 2005 wurde sie mit mit 2.413 Vorzugsstimmen ÖVP-intern nur von Johannes Hahn geschlagen. Bei der Nationalratswahl 2013 waren es 3.943 Vorzugsstimmen – überholt nur von Sebastian Kurz und Michael Spindelegger. Warum setzt man im Vorwahlkampf dann nicht selbstbewusst auf ein so starkes Zugpferd?
Weil Kugler Ansichten vertritt, die mit der angeblich urban-liberalen Linie der ÖVP Wien nicht konform gehen. Kugler ist schließlich amtsbekannte Abtreibungsgegnerin. 2005 hagelte es etwa massive Kritik dafür, dass sie von der Anti-Abtreibungs-Initiative „Ja zum Leben“ unterstützt wurde: In deren Broschüren wurde propagiert, dass der Hurrikan „Katrina“ New Orleans zwei Tage vor der damals geplanten Lesben- und Schwulenparade von Gott als Strafe zerstört wurde. Von der Vereinnahmung der Initiative distanzierte sich Kugler zwar aufgrund des öffentlichen Drucks, ihre Haltung gegen Abtreibung und die Homo-Ehe stehen aber heute genauso wie damals außer Frage.
Gegenwind aus eigenen Reihen
Widerstände gegen ihre Kandidatur gab es darum 2005 nicht nur von der Homosexuellen Initiative Wien HOSI, sondern auch parteiintern. Die damalige ÖVP-Nationalrätin Christine Marek kommentierte die Kandidatur ihrer Parteikollegin etwa mit: „Ich lehne solche Positionen zutiefst ab und möchte festhalten: Die Wiener ÖVP hat für das Wegweiserecht vor Abtreibungskliniken gestimmt.“
Heuer ist Kugler zwar vorsichtiger, fällt bei genauerer Betrachtung aber trotzdem mit ihren Ansichten auf. In einem im August erschienenen Artikel im Magazin "Couleur" des Mittelschüler-Kartell-Verbands befürchtet Kugler etwa, dass die Homo-Ehe zu weiteren neuen Formen der Ehe führt. Inzest zum Beispiel.
Trotz verheerender Meinungsumfragen und einem prognostizierten Wahldebakel stellt sich die Frage: Hat die ÖVP Wien es wirklich nötig, sich an diese mittelalterliche Weltanschauung anzubiedern? So still wie es um Frau Kugler ist, könnte man fast glauben, die Schwarzen schämen sich selbst dafür.
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