Nach Wahldebakel: Wiener SPÖ will Personaldebatte
Einen Tag nach der Wahl tagt bei der SPÖ kurzfristig das Parteipräsidium. Die Wiener Roten sind über das Abschneiden von Rudolf Hundstorfer bei der Präsidentenwahl erzürnt. Jetzt wollen viele Rote Alexander Van der Bellen unterstützen.
WIEN. Die Stimmen in der Wiener SPÖ, die sich sich dafür aussprechen, im zweiten Wahlgang den unabhängig-grünen Kandidaten Alexander Van der Bellen zu unterstützen, mehren sich. Vom Wiener Stadtschulratspräsidenten Jürgen Czernohorszky über Bezirkschef Markus Rumelhart aus Mariahilf bis hin zur Parteijugend: Sie alle wollen Van der Bellen unterstützen, um den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer zu bremsen. Viele in der Partei wünschen sich auch eine offizielle Wahlempfehlung der SPÖ - darunter Tanja Wehsely, Vize-Klubchefin der Wiener SPÖ.
Lauter werden aber zugleich auch die Stimmen, die Konsequenzen in der eigenen Partei fordern. Eine Personaldebatte sei nach diesem Ergebnis unerlässlich, heißt es bei den Genossen in Wien. "Ich gehe davon aus, dass es entsprechende Gespräche geben wird und dass es dabei keine Tabus gibt", sagt auch Wehsely. Schließlich gebe es in der Partei "genügend Personalreserven". Nicht nur das Wahlergebnis ist es, dass den Wiener Roten so aufstößt - auch in der Asylpolitik gab es zuletzt ja grobe Zerwürfnisse mit dem harten Kurs der Bundes-SPÖ.
Als direkten Angriff auf Bundesparteichef Werner Faymann will das alles freilich (noch) niemand verstanden wissen. Beim eilig einberufenen Parteipräsidium am heutigen Montagabend soll aber "ohne Tabus" diskutiert werden. Auch, weil nicht wenige in der Partei das Gefühl haben, dass man "den Rudi" im Wahlkampf absichtlich (?) nicht ausreichend unterstützt habe: Von fehlenden, verspäteten und zu wenigen Wahlbroschüren und Wahlkampfgeschenken ist da etwa die Rede.
Vor Parteipräsidium demonstrierten die offiziellen SPÖ-Landesorganisationen jedenfalls nochmals Einigkeit. In einer gemeinsamen Aussendung erklärten die Landesparteivorsitzenden, darunter Wiens Bürgermeister Michael Häupl, hinter Faymann zu stehen. Auch die Wiener Flächenbezirke stellten sich am Nachmittag hinter Faymann.
Hintergrund:
Bericht:Spannende Ergebnisse aus den 1504 Wiener Sprengeln
Rückblick auf den Wahlabend:Blau und Grün in der Stichwahl
Bericht:So hat Wien gewählt
Blog:Das war's mit dem roten Wien
Blog:Der geopferte Rudi
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