Paräventionsprojekt: "Suizid geht uns alle an"

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LANDECK (otko). Rund um den Jahreswechsel sind in Landeck zwei junge Männer durch Suizid aus dem Leben geschieden. Aus diesem Grund hat die Stadtgemeinde Landeck ein Suizidpräventionsprojekt zusammengestellt. Ein Bestandteil dieses Programmes war vergangenen Dienstag der Vortrag des Experten Univ. Prof. Dr. Christian Haring, Leiter der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie des Landeskrankenhauses Hall, zum Thema "Tabu Suizid" im Stadtsaal.
“Wir wollen durch Information Maßnahmen setzen und somit Bewusstseinsbildung schaffen. Es ist Aufgabe der Stadt das anzubieten und damit sollen in Zukunft Suizide in Landeck verhindert werden", betonte Bgm. Dr. Wolfgang Jörg.
Prof. Christian Haring, der in Landeck seine Jugend verbracht und auch maturiert hat, zeigte anhand von Statistiken die Häufigkeit von Suiziden auf. Österreich liegt in Europa bei den Suizidfällen im unteren oberen Drittel aller Staaten. 15 Menschen pro 100.000 Einwohner begehen Suizid (so genannte Suizidrate), wobei Männer öfters sterben als Frauen. Bei Männer ist Suizid bis zum 40. Lebensjahr nach dem Unfalltod und Vergiftung die zweithäufigste Todesursache. Auch im Alter nimmt diese Zahl wieder zu. "Wie viele Menschen schlussendlich durch Suizide sterben, wissen wir aufgrund von Verschleierung und Vertuschung nicht genau. Suizide lösen aber oft Folgesuizide aus, es tot zu schweigen und zu tabuisieren löst das Problem auch nicht", weiß der Experte. In Tirol sterben jährlich 100 Menschen an Suizid.

Bewusstseinsbildung

Wie bei den tödlichen Verkehrsunfällen konnten auch die Suizidzahlen durch eine bessere psychosoziale Versorgung in den letzten Jahren gesenkt werden. "Es braucht aber noch mehr Anstrengungen damit die vorhandene Hilfe besser angenommen wird. Die Betroffenen müssen sicher sein, dass niemand über sie schlecht redet, wenn sie Hilfe annehmen", informiert Haring.
Für den Experten ist es vor allem ein wichtiger Schritt, dass Landeck nach den zwei Suiziden nicht geschwiegen und eine Initiative gesetzt hat. "Wir müssen über das Tabu reden damit es seinen Schrecken verliert", appelliert Haring.
Selten passiert ein Suizid unangekündigt. „Häufig gibt es direkte oder indirekte Warnsignale, die ernst genommen werden sollten. Jeder in unserer Umgebung könnte suizidal werden. Suizidäußerungen und Hilferufe sollten unbedingt ernst genommen werden", sagt Haring. Vor allem Überzeugungsarbeit ist besonders wichtig damit professionelle Hilfe angenommen wird. Auch soll vermittelt werden, welche Hilfsangebote es gibt. "Betroffenheit hat Offenheit geschaffen und ist ein erster Schritt für eine andere Umgangsweise", so Haring.

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