Pfr. Georg Schödl: "Komm, du Heil der Welt!"

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BEZIRK LANDECK. „Woher komme ich, wozu bin ich da und wohin gehe ich nach diesem Leben ?“ Das sind die drei wichtigsten Fragen, die sich jeder Mensch irgendwann in seinem Leben nicht nur einmal stellt bzw. stellen muss. Wer gibt mir die richtige Antwort dazu?
Es ist Gottes Sache. Niemals in der Geschichte der Menschheit wurde jemals von einem Menschen dieser bedeutsame Satz gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater (ins Paradies) außer durch mich.“ (Joh 14,6)
Der Gottmensch Jesus Christus hatte diese Worte gesprochen und wir dürfen ihm vertrauen. Gerade am Christkönigssonntag 2016, als das Jahr der Barmherzigkeit, welches von unserem Papst Franziskus ausgerufen wurde, beendet wurde, gilt dieser Satz im Besonderen – „Ja, Jesus, ich vertraue auf dich“, du bist das Heil der Welt, die Rettung aller.
Wir feiern wieder Advent. Jesus spricht von sich, dass er kommen wird. Er spricht dabei von seinem zweiten Advent, um die Lebenden und die Toten zu richten. Sein erster Advent, seine Ankunft im Kinde, im Fleisch feiern wir heuer wieder zu Weihnachten und darauf bereiten wir uns auch wieder vor.
Wir leben zwischen diesen beiden Ankünften Jesu in unserer Welt. Unser aller Leben als Christen spielt sich zwischen der Menschwerdung Gottes und der Wiederkunft Christi als Weltenrichter ab. Wie sollen wir unser Leben ausrichten, das ausgespannt ist zwischen diesen beiden Polen?
Es gibt dazu ein wunderbares Lied im Gotteslob Nr. 225: „Wir ziehen vor die Tore der Stadt!“ - Das Leben als Christ ist ein In – Bewegung - Sein. Das Christsein spielt sich nicht in der bürgerlichen Stube ab. Nein, wir müssen raus aus einer Bequemlichkeit. Wir müssen raus aus unserer Stube und uns auf den Weg machen. Hinaus aus den sicheren Stadtmauern, hinter denen wir uns wohnlich einrichten. Solche Mauern sind oft unsichtbar, aber dennoch wirklich: Man kann sich z.B., sehr gut gemütlich einrichten mit Vorurteilen über andere: „Ah, der, der ist ja sowieso … Ah, die, die kann man doch …
Man kann es sich gemütlich machen, in dem man das tut und sagt, was die meisten machen, was die Masse für gut hält. Nur nicht auffallen, nicht anecken. Sonst wird es für mich ungemütlich.
„Wir ziehen vor die Tore der Stadt!“ Das kann konkret heißen:
Wie sieht das aus mit meinen Vorurteilen anderen gegenüber. Überprüfe ich die auch einmal? Hat der andere überhaupt eine Chance aus der Schublade herauszukommen, in die ich ihn hineingesteckt habe? Bin ich derjenige, die ich innerlich verurteile, schon einmal wirklich begegnet? Um Menschen wirklich kennenzulernen, muss ich heraus aus den Mauern, die vorgefassten Meinungen in mir aufbauen.
Aber warum sollen wir eigentlich vor die Tore der Stadt ziehen? Unser Lied gibt eine Antwort: „Er der Herr ruft uns vor die Tore der Stadt. Denn draußen wird er sein, der draußen eine Krippe wählt und draußen stirbt auf dem Schädelfeld, auf Golgotha.“ Der Stall von Bethlehem und das Kreuz auf Kalvaria lagen vor den Toren der Stadt. Nicht in den bürgerlich sauberen, geschützten und bequemen Städten.
Die zentralen Geheimnisse unseres Glaubens – die Menschwerdung, die Kreuzigung, die Grablegung, die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu – sie haben alle vor den Toren der Stadt Jerusalem ihren Ort gehabt. Dort also, wo keine gesicherten Mauern schützen, wo man Ausgestoßene ansiedelte, wo man den Müll hinwarf.
Papst Franziskus ist sich dieser Tiefendimension unseres Glaubens bewusst und schreibt auch im „Evangelii gaudium“: Christsein heißt hinausgehen. Die eigenen Grenzen und die der Gesellschaft verlassen, um Christus überall hinzutragen. Kirche darf nicht für sich sein. Kirche muss die Frohbotschaft hinaustragen in alle gesellschaftlichen Bereiche. Der Glaube ist und darf keine Privatsache sein. Überall wo Ungerechtigkeit herrscht, sich für Gerechtigkeit einsetzen, Friedensstifter zu sein, sowie unser Papst dies auch als Vermittler zwischen den USA und Kuba hervorragend getan hatte, uns einzusetzen für das Recht auf Leben, beginnend im Schoß der Mutter bis hin zu einen würdevollen Sterben, hinausgehen zu den Menschen die ausgeschlossen sind vom Wohlstand, von gesellschaftlicher Anerkennung. Wir dürfen keine Kirche von Spißbürgern sein.
Ich weiß, draußen vor der Stadt mag es nicht immer gemütlich sein, aber dort begegnen wir wirklich den Herrn, lebendig und erhalten und erfahren so auch unglaublich viel Freude, Sinnfülle, Lebensmut und Hoffnung. Wenn wir uns nur in uns und unsere kleine zurechtgezimmerte Welt verschließen, kann es sein, dass wir unseren Herrn verpassen und folglich unerfüllt, oberflächlich und unzufrieden vor uns hintümpeln.
Und so wünsche ich Ihnen und mir in dieser Advent- und Weihnachtszeit von ganzen Herzen die Begegnung mit dem wahren Gott der Liebe und Barmherzigkeit im Gebet, in den gefeierten Sakramenten und in der Begegnung und im Tun des Guten am Nächsten vor den „Toren der Stadt“ und ein gutes, gesegnetes Neues Jahr 2017.

Pfr. Georg Schödl vom Pfarrverband Strengen, Pians und Tobadill

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