...alles geht vorüber, nur der Himmel nicht!

Seliger Jakob Gapp, bitte für den Glauben in deiner Heimat Tirol!
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Seliger Pater Jakob Gapp - «Judenfreund und Gegner des Führers» - Herz-Jesu-Sozialist und leidenschaftlicher Tiroler - Anstoß und Hoffnung ---

Jakob Gapp wurde am 26. Juli 1897 in Wattens (Tirol) als jüngstes von sieben Kindern einer Fabrikarbeiterfamilie geboren. Nach dem Studium im Franziskaner-Gymnasium in Hall (Tirol) kam er 1915 an die Italienfront und geriet 1918 in italienische Gefangenschaft, aus der er nach neun Monaten heimkehrte.
1920 trat er in das Noviziat der Marianisten in Oberösterreich ein und legte am 27. September 1921 die ersten Gelübde ab. Nach vierjähriger Tätigkeit als Erzieher wurde er nach Ablegung der ewigen Gelübde zum Theologiestudium nach Freiburg (Schweiz) gesandt und dort am 5. April 1930 zum Priester geweiht. Seine Heimatprimiz feierte er am 20. Juli 1930 in Wattens.
In der Zeit der großen Arbeitslosigkeit war Pater Gapp ein besonders sozial engagierter Priester und Lehrer, der seine Schüler zur aktiven Hilfe motivierte und auch selbst half. Er lehnte den Nationalsozialismus entschieden ab und machte daraus keinen Hehl. Im März 1938 (kurz nach dem Anschluss Österreichs) verweigerte er im Privatrealgymnasium des Marieninstituts in Graz die Ableistung des Hitler-Grußes und trug kein Hakenkreuzabzeichen. Die Ordensleitung empfand solche demonstrativen Handlungen als Gefahr für den Orden, der sich um ein Auskommen mit den neuen Machthabern bemühte.
Gapp kehrte im September 1938 als Kooperator und Katechet nach Breitenwang (Tirol) zurück. In Reutte erteilte er in der Volks- und Hauptschule Religionsunterricht. Nachdem er dort das Gebot der Nächstenliebe ohne Rücksicht auf Nationalität und Religion propagierte und sich laut späterer Anklageschrift als «Judenfreund und Gegner des Führers» zu erkennen gegeben hatte, erhielt er ein allgemeines Unterrichtsverbot.
Im Dezember 1938 verurteilte er in einer Predigt in der Pfarrkirche Wattens das nationalsozialistische Weltbild scharf.
Daraufhin musste er Tirol im Januar 1939 fluchtartig verlassen.
Damit begann ein dramatischer Leidensweg, der den mutigen Priester quer durch Europa trieb.
Nach einem kurzen Aufenthalt in einer Niederlassung seines Ordens in Bordeaux floh er im Mai 1939 nach Spanien. Auch dort predigte er gegen den Nationalsozialismus und verteilte Broschüren mit englischen Rundfunknachrichten über die Kriegsereignisse.
Er selbst beschreibt seine innere Grundhaltung so:
„So versteht es sich, dass ich ganz im Sinne des Heiligen Stuhles und der deutschen Bischofe den Nationalsozialismus verwarf und es als meine Pflicht erkannte, aufklärend in diesem Sinne bei den Katholiken zu wirken. Ich hatte mich ja nach der Einverleibung Osterreichs in das Reich mit einer rein innerlichen Ablehnung des Nationalsozialismus zufrieden geben können, so wie es viele Priester taten, aber ich sagte mir, dass es meine Pflicht wäre, als Priester der katholischen Kirche die Wahrheit auch zu lehren und den Irrtum zu bekämpfen.“

Am 9. November 1942 wurde Pater Gapp von getarnten Gestapoagenten gewaltsam zuerst nach Frankreich und dann weiter nach Berlin verschleppt. Am 2. Juli 1943 vom berüchtigten "Volksgerichtshof" zum Tode verurteilt, wurde er am 13. August 1943 enthauptet und an einem unbekannten Ort beigesetzt - denn "unter der konfessionell gebundenen Bevölkerung würde Gapp als Märtyrer seines Glaubens gelten" (Chef des Reichssicherheitsdienstes im Schreiben vom 13. 7.1943).
Als Pater Gapp am 13. August 1943 von seiner bevorstehenden Hinrichtung erfuhr, schrieb er zum Abschied:

„Meine Lieben!

Wenn ihr diesen Brief in Händen habt,
bin ich schon in der besseren Welt. ...
Ich bin am 9. November vorigen Jahres auf französischem Boden
verhaftet worden, kam nach Berlin und wurde endlich am 2. Juli,
dem Herz-Jesu-Feste zum Tode verurteilt.
Heute wird das Urteil vollstreckt.
Um 7 Uhr abends gehe ich zum lieben Heiland,
den ich immer innig geliebt habe.
Trauert nicht um mich!
Ich bin restlos glücklich.
Ich habe natürlich viele schwere Stunden mitgemacht,
aber ich konnte mich auch sehr gut auf den Tod vorbereiten.
Lebt brav und leidet alles aus der Liebe zu Gott,
damit wir uns im Himmel wiedersehen.
Grüßt alle Verwandten und Bekannten.
Ich werde im Himmel aller gedenken.
In dieser schweren Zeit der Verhaftung habe ich immer wieder
für Euch gebetet und werde es vom Himmel aus weitertun.
An alle lieben Verstorbenen
werde ich herzliche Grüße von Euch ausrichten.
Nach schwerem Ringen bin ich doch soweit,
daß ich den heutigen Tag
als den schönsten Tag meines Lebens betrachte.
Vergelt´s Gott für alles,
was Ihr für mich seit meiner Kindheit getan habt.
... Seid nicht traurig, alles geht vorüber, nur der Himmel nicht!
Wir kommen wieder zusammen.
Dann gibt es keine Trennung mehr! ...

Unsere Mutter wartet schon auf mich.
Noch wenige Stunden, dann bin ich bei ihr.
Welche Freude!
Also grüßt alle, alle recht innig von mir! Ich bete für alle.
Ich bete auch für meine Heimat.“

Der Seligsprechungsprozess für Pater Gapp wurde am 26. Juni 1987 in Wien eröffnet. 37 Zeugen wurden einvernommen. Noch im selben Jahr konnten die Akten an die vatikanische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen zur Fortsetzung des Verfahrens übergeben werden.
Am 24. November 1996 schließlich wurde Jakob Gapp gemeinsam mit seinem Landsmann Pfarrer Otto Neururer (Pfarrer in Götzens, hingerichtet 1940) von Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen.
Die Kirche gedenkt seines glorreichen Einstehens für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden im Namen Jesu Christi und seiner Kirche.
Seine Unerschrockenheit: "Tue Recht und scheue niemand!" ist in diesen Tagen ein Leuchtfeuer wider aufkommende Herzenshärte und Unmenschlichkeit.

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