Arlbergtunnel ab April 2017 für fünfeinhalb Monate gesperrt

In die Sanierung des Arlbergtunnels wurden bereits 120 Millionen Euro investiert.
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ST. ANTON. Seit zwei Jahren laufen bereits die Arbeiten zur Sanierung und Verbesserung der Sicherheitseinrichtungen im längsten Straßentunnel Österreichs. 120 Millionen Euro investierte die ASFINAG bisher in diese Maßnahmen – weitere 40 Millionen Euro sind noch bis zum endgültigen Abschluss der Bauarbeiten vorgesehen. Die Vorbereitungen für die nächste Vollsperre ab 18. April 2017 laufen bereits an.
In den fünfeinhalb Monaten der kommenden Vollsperre konzentrieren sich die Arbeiten auf die Elektro- und Sicherheitseinrichtungen. Notrufnischen und Betriebsräume werden mit allen notwendigen Einrichtungen ausgestattet – es erfolgt die Umstellung auf das neue Betriebssystem für sämtliche Tunnelanlagen, LED-Beleuchtung, AKUT („Ohren für den Tunnel“) und eine Hochdrucksprühnebelanlage werden eingebaut.
Das bewährte Verkehrskonzept wird wieder vorbereitet: regionale Umleitung über den Arlbergpass, großräumige Ausweichmöglichkeiten über Deutschland und die Schweiz sowie der Einsatz der Kernzonen-Lösung mit Ziel- und Quellverkehr für Lkw. Diese Lösung erhielt von allen Beteiligten bereits 2015 gute Noten. Spätestens ab 26. September 2017 heißt es freie Fahrt durch den Arlbergtunnel – dann gibt es vorerst keine Behinderungen mehr.
ASFINAG-Geschäftsführer Gernot Brandtner: „Es ist die größte Sanierungs-Baustelle im Westen. Wir haben hier schwierige Rahmenbedingungen und große Herausforderungen zu meistern. Trotz allem liegen wir im Zeit- und Kostenplan. Wir stellen hier die modernste Sicherheitsausrüstung zur Verfügung, die ein Tunnel derzeit haben kann – von Thermoscanner über AKUT bis hin zur Hochdrucksprühnebelanlage. 160 Millionen Euro sind also gut investiert.“
ASFINAG-Geschäftsführer Klaus Fink: „Wir haben enorme Anstrengungen unternommen, damit Umleitungen und Verkehrslösung möglichst optimal greifen. Deswegen setzen wir wiederum auf Information und das bewährte Konzept mit Kernzonen für Lkw und regionale Umleitung über den Arlbergpass. Vor allem die gute Disziplin der Autofahrer war einer der Erfolgsgaranten für das Funktionieren der Verkehrslösung. Ein anderer Erfolgsfaktor war die gute Zusammenarbeit mit Behörden, Polizei, Gemeinden und Landesstraßenverwaltungen.“

75 Prozent der Bauarbeiten bereits abgeschlossen

Bei der ersten Vollsperre war der Arlbergtunnel wie ein Bienenstaat organisiert: Hunderte Arbeiter waren im Drei-Schicht-Betrieb gleichzeitig am Werk – die Logistik für den erforderlichen Baustellenverkehr war enorm. 40 Sprengungen pro Tag waren auch sicherheitstechnisch eine riesige Herausforderung. Die bergmännischen Arbeiten sind zwar abgeschlossen – die nächste Vollsperre hat es aber wieder in sich. „Allein der Einbau der sicherheitstechnischen Einrichtungen wie AKUT oder Hochdrucksprühnebelanlage bedeutet großen Aufwand und beste Planung. Dazu müssen Notrufnischen und Betriebsräume ausgestattet werden. Bei 14 Kilometer Tunnellänge ist der Einbau der neuen LED-Beleuchtung ebenfalls kein Schnellschuss“, erläutert Gernot Brandtner.
Bislang hat die ASFINAG 75 Prozent aller notwendigen Arbeiten zum Einbau der Einrichtungen abgeschlossen und 120 Millionen Euro an Investitionssumme bereits verbaut. Der größte Teil entfiel auf die Herstellung von acht zusätzlichen Pannenbuchten und den 37 Fluchtwegen. Erstmals errichtet die ASFINAG Sicherheitseinrichtungen, die einen Fluchtweg „im ersten Stock“ des Tunnels – dem Zuluftkanal – ermöglichen. Ein für alle sichtbares Zeichen dieser Neuerungen war 2015 die Inbetriebnahme des Thermoscanners. Hier wurden alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gewicht noch vor Einfahrt in den Tunnel mit einem 3D-Scan gecheckt, damit Fahrzeuge mit zu heißen Motorenteilen abkühlen konnten. „Am Westportal haben wir die Verkehrsleitung beim Thermoscanner noch nachgebessert: bessere Beschilderung, zusätzliche Wegweiser und eine neue Verkehrsführung. Dadurch ist die Einordnung für Verkehrsteilnehmer klarer und verständlicher geworden“, weiß Brandtner.

Optimierte Entwässerung – hellere Tunnelwände

Für alle Autofahrer ein sofort erkennbares Zeichen der Sanierung ist die neue Beschichtung im Tunnel. Ein Aufhellungsanstrich soll helfen, dass Autofahrerinnen und Autofahrer ein besseres Sicherheitsgefühl bei der Durchfahrt haben. „Schon jetzt wirkt der Tunnel dadurch heller. Und wir haben noch nicht mal die neue Beleuchtung eingebaut“, bestätigt Brandtner.
Beim Thema Umweltschutz widmete sich die ASFINAG den Tunnelwässern. Mit einer Erneuerung der Entwässerung kommt ein Trennsystem zum Einsatz, das Straßen- und Bergwasser voneinander trennt. Dazu wurden zwei Ableitsysteme im gesamten Tunnel eingebaut. Die Wässer werden ökologisch vorgereinigt und anschließend in die Kläranlagen weitergeleitet.

Bewährte Verkehrslösung wieder im Einsatz

Bereits nach der ersten Sperre des Arlbergtunnels teilten alle Beteiligten die Meinung, dass die getroffene Verkehrslösung mit regionalen und überregionalen Umleitungsstrecken sowie Kernzonen für den Lkw-Verkehr sehr gut funktioniert hat. Deshalb setzt die ASFINAG auch bei der zweiten Vollsperre auf dieses Konzept. „Wir sind wiederum in einer Bauphase, in der wir die Erneuerung der Sicherheitseinrichtungen vorantreiben. Die Überwachungssysteme stehen nicht zur Verfügung. Deswegen ist die Sperre unvermeidlich. Wir wollen den Behörden und Partnern vorschlagen, wieder die regionale Umleitung über den Pass, die Kernzonen-Lösung für den Lkw-Verkehr sowie sämtliche anderen Maßnahmen der ersten Sperre anzuwenden“, erklärt Fink.
Der Arlbergpass ist somit wieder die regionale Ausweichroute. Am Wochenende kann es aber auf der Passstrecke aufgrund von Verkehrsüberlastungen zu Verzögerungen kommen. Die ASFINAG rät deswegen schon jetzt: Bitte planen Sie ausreichend Zeit für die Fahrt in der Zeit vom 18. April bis 26. September 2017 ein und nutzen Sie – sofern möglich – eine der anderen Ausweichrouten. Diese führen etwa großräumig über Rosenheim-München (Deutschland), über Gotthard oder San Bernardino (Schweiz) oder über den Fernpass, sofern die dortigen Einschränkungen erfüllt werden.

Zweiter Auftritt für Kernzonen-Lösung für Lkw

Wesentlicher Teil dieser Lösung ist wiederum die Definition von Bereichen für Ziel- und Quellverkehr für die Lkw. Damit sollte auch wieder die Benützung für Lkw samt Anhänger über den Arlbergpass möglich sein. „In allen Nachuntersuchungen und Besprechungen hat sich gezeigt, dass diese Lösung bei der ersten Sperre gut funktioniert hat. Never change a winning team – wir wollen also wieder auf dieses Pferd setzen“, bestätigt Fink.
Bereits bei der ersten Vollsperre im Jahr 2015 wurde die Passstrecke „umleitungsfit“ gemacht. Das bedeutet: Errichtung von zusätzlichen Haltebuchen, Verbreiterung der Fahrbahnen sowie die Installation einer Ampelanlage auf der Tiroler Seite des Tunnels. Diese Vorarbeiten sind wesentliche Eckpfeiler einer gut funktionierenden Umleitung.
Bei der ASFINAG laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Sämtliche Verkehrslösungen müssen noch mit Behörden, Polizei und allen Beteiligten abgestimmt werden. Eine entsprechende Verordnung ist natürlich Grundvoraussetzung dafür. „In den bisherigen Gesprächen erhielt das Verkehrskonzept gute Noten. Wir gehen also davon aus, dass wir 2017 in derselben Qualität arbeiten werden“, erklärt Fink. Ebenfalls geplant: ein weiteres gemeinsames Gespräch mit allen Beteiligten – von Behörden über Wirtschaftskammern bis hin zu Gemeinden und Vertretern der Länder.

Jahresmautkarten werden wieder verlängert

Trotz der Sperre des Arlbergtunnels gibt es für Besitzer von Jahresmautkarten am Arlberg keine Nachteile: Die Gültigkeit der Jahresmautkarte verlängert sich automatisch um die Zeit der Sperre. Jahresmautkarten-Besitzer können also wie gewohnt zu jeder Zeit ihre Jahresmautkarte kaufen! Die ASFINAG garantiert: Die Jahresmautkarte gilt an 365 Tagen für die Fahrt durch den Arlbergtunnel.

Eckdaten Arlbergtunnel

- Länge Arlbergtunnel: 13.972 Meter
- Inbetriebnahme: 1. Dezember 1978
- Pannenbuchten im Bestand: 18
- Flucht- und Rettungswege im Bestand: 8
- Kosten Sanierung und Fluchtwege neu: 160 Millionen Euro
- Anzahl zusätzliche Fluchtwege über Zuluftkanäle 37
- Zusätzliche Pannenbuchten 8
- Täglicher Verkehr: 8.000 Fahrzeuge/24 Stunden
- Prognoseverkehr bis 2025: 10.600 Fahrzeuge/24 Stunden
- 50.000 Sicherungen und Automaten
- 122.000 Systemdatenpunkte für die Einbindung in die Überwachungszentale
- 52 Kilometer Kabeltassen im gesamten Tunnel
- 10.100 Stück Leuchten zur Demontage 
- 1.100 Stück seitliche LED-Leiteinrichtungen
- 3.000 Stück neue LED-Leuchten installieren
- 2.000 Stück Notrufleuchten allein im Zuluftkanal
- 1.250 Kilometer neue Verkabelung im gesamten Tunnel, davon allein 63 Kilometer Kabel  für die neue Beleuchtung

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