Schallerbach: Neuer Schutzdamm ist fertig

Größtmögliche Sicherheit: Die neue Geschiebesperre am Schallerbach steht kurz vor der Fertigstellung.
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SEE (otko). Die Nacht vom 7. auf den 8. Juni 2015 wird den Menschen in den Seer Ortsteilen Gries und Elis sowie im Kappler Weiler Schaller noch länger mit Schrecken in Erinnerung bleiben.
"Es wird noch einige Zeit dauern bis die Leute wieder ruhiger werden. Trotzdem herrscht Optimismus", betont der Seer Bgm. Anton Mallaun. Die Schallerbach-Mure hat immense materielle Schäden angerichtet, aber es gab wie durch ein Wunder kein Todesopfer. Am Mittwoch, dem Jahrestag, findet daher eine Dankesprozession in den Weiler Gries statt.

Schwere Verwüstungen

Die Bewohner, die im Laufe der Nacht evakuiert wurden, sowie die Einsatzkräfte durchlebten vor einem Jahr dramatische Stunden. Über mehrere Stunden ging eine kleinräumige Gewitterzelle mit 130 bis 140 Millimeter Niederschlag nieder. In das bestehende Geschiebebecken am Schallerbach mit 25.000 Kubikmeter Fassungsvermögen ging um 11 Uhr eine Mure. Um 4 Uhr früh kam die zweite Mure, die darüber ging und den Erddamm auf der Seer Seite zum Erodieren brachte.
Über 100.000 Kubikmeter Geröll wurden vom Schallerbach ins Tal befördert wobei rund die Hälfte im Ortsgebiet abgelagert wurde und für schwere Verwüstungen sorgte. Rund 70 Häuser wurden beschädigt. Davon betroffen waren 268 BewohnerInnen. Es mussten 65 Personen evakuiert werden.

Tagelanger Großeinsatz

Tausende Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Bundesheer und Rettung sowie zahlreiche freiwillige Helfer und sogar Asylwerber waren in den Gemeinden See und Sellrain tagelang mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Auch die MitarbeiterInnen des Roten Kreuz im Bezirk Landeck standen im Dauereinsatz und sorgten für die Versorgung der Hilfskräfte.
Die Tiroler Landesregierung schnürte umgehend ein Maßnahmenpaket und Soforthilfen zur Bewältigung der Unwetterkatastrophe wurden beschlossen. Privatpersonen und Unternehmen erhalten für die Sanierung von Schäden Mittel aus dem Katastrophenfonds. Neben der Hilfe der öffentlichen Hand gab es auch eine Welle der Solidarität im ganzen Land mit Geld- und Sachspenden für die Betroffenen.

Sperre funktionstüchtig

Die Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) startete nach den Aufräumarbeiten umgehend mit Sofortmaßnahmen. In kürzester Zeit wurde unter Einbindung der betroffenen Bevölkerung ein neues Schutzprojekt erarbeitet und mit dem Bau begonnen. Herzstück des 12,5 Millionen Euro teuren Paketes ist die neue Geschiebesperre mit einem Fassungsvermögen von 45.000 Kubikmetern.
"Die neue Geschiebesperre steht pünktlich zur Murensaison kurz vor der Fertigstellung. Die letzten Abschnitte werden betoniert", berichtet WLV-Gebietsbauleiter Gebhard Walter. Danach sind Arbeiten am Gerinne unterhalb der Mauer sowie der Bau zweier Einlauftrichter geplant. "Heuer werden am Schallerbach insgesamt 2,2 Millionen Euro verbaut. Im vergangenen Jahr wurden 2,5 Mio. Euro investiert", erläutert Walter.
Die starken Regenfälle der letzten Tage sorgen in der Bevölkerung aber für eine gewisse Unruhe. "Die Hauptsperre ist voll funktionstüchtig. Trotz einiger anstehender Restarbeiten ist die Wirkung bereits voll da", verweist Walter.
Seit Herbst wurde auch mithilfe einer steirischen Partie an der Sperre gebaut. "Das Wetter im Herbst und im Winter war ideal für uns und so konnten wir im Winter schon früher anfangen als geplant", erläutert Walter. Auch der Dialog und die Bürgerbeteiligung verliefen vorbildhaft.

Wiederaufbau geht voran

"Trotz der enormen Schäden haben sich die Leute nicht entmutigen lassen und die Solidarität und der Zusammenhalt im Dorf war groß", blickt der Seer Bgm. Anton Mallaun zurück. Vor allem beim Wiederaufbau wurde enormes geleistet. "Wir können den Einsatzkräften und Hilfsorganisationen sowie den freiwilligen Helfern nicht genug danken", so Mallaun. Fünf Häuser mussten nach der Murenkatastrophe abgetragen werden. "Vier Häuser stehen bereits wieder im Rohbau. Eine weitere Familie hat mit dem Bau begonnen", weiß Mallaun.

Gremium verteilt die Spendengelder

Nach einem Jahr ist in Sachen Schadenabwicklung laut Bgm. Anton Mallaun noch einiges offen: "Vieles wurde bereits erledigt, aber einige Abrechnungen von Betroffenen mit dem Katastrophenfonds sind noch mangelhaft." Ein Gremium bestehend aus dem Dorfchef, der Amtsleiterin, dem Finanzverwalter und einem Vertreter des Landes hat inzwischen mit der Verteilung der Spendengelder an die Opfer begonnen. "Jeder Sachschaden wurde genau dokumentiert. In den kommenden Monaten werden die Gelder zu 100 Prozent ausgeschüttet. Es ist absehbar, dass damit die meisten Betroffenen ihren Schaden vollständig bedienen können. Nicht bezahlt werden aber Verbesserungen", betont Mallaun.
Zug um Zug sollen auch noch die verbliebenen Schäden an der Infrastruktur beseitigt werden. Wie bereits im Vorjahr rechnet Mallaun auch heuer mit 250.000 Euro an zusätzlichen Ausgaben aus dem Gemeindebudget.

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