Wenn Tourismus und Lebensraum eins werden

Bgm. Markus Pale, Obmann TVB Serfaus-Fiss-Ladis Franz Tschiderer, GF Bergbahnen Fiss-Ladis Benny Pregenzer, Gemeindevorstand Franz Geiger, Ortsbauernobmann Christoph Plangger und GF Bergbahnen Fiss-Ladis Hubert Pale (v. l.). | Foto: Markus Gorfer, zbc3 GmbH
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  • Bgm. Markus Pale, Obmann TVB Serfaus-Fiss-Ladis Franz Tschiderer, GF Bergbahnen Fiss-Ladis Benny Pregenzer, Gemeindevorstand Franz Geiger, Ortsbauernobmann Christoph Plangger und GF Bergbahnen Fiss-Ladis Hubert Pale (v. l.).
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FISS. Es gibt Regionen, da funktioniert der Tourismus völlig anders. Dort, wo Seilbahnen an der Börse notiert sind und vor allem als Geldmaschine dienen, profitiert die Standortgemeinde oft am wenigsten. In Tirol herrschst eine andere Kultur, hier beeinflussen sich Tourismus und Region gegenseitig. Ein Lokalaugenschein in Fiss zeigt, wie tiefgreifend und innovativ diese Beziehung werden kann.
Benny Pregenzer, Geschäftsführer der Seilbahnen Fiss-Ladis, hat schon viel von der Welt gesehen und weiß: „Andernorts entstanden Tourismusorte am Reißbrett mit dem vorrangigen Ziel, mit dieser Infrastruktur Geld zu verdienen. Bei uns sind Tourismus und Gemeinden untrennbar miteinander verbunden. Das stärkt das gemeinsame Verständnis, ist Bestandteil der lokalen Kultur und gibt vielen Menschen erst die Möglichkeit, hier zu leben."
 Ob Gastronomie, Handel, Handwerk oder Landwirtschaft – je enger die Beziehung des Seilbahnunternehmens mit der Gemeinde, umso mehr Menschen finden neue berufliche Perspektiven in einem Lebensraum, der ohnehin nur eingeschränkt entwicklungsfähig ist. „Und dieses Potential heißt Tourismus, für uns gibt es gar keinen anderen Weg", so Pregenzer.
 

Investition in die Region

In Serfaus-Fiss-Ladis hat man in dieser Hinsicht vieles richtig gemacht: die Seilbahnen gehören mehrheitlich der Gemeinde, Gewinne werden nicht ausgeschüttet, sondern reinvestiert. Die Folge: Das Skigebiet ist konkurrenzfähig, zählt in der Zielgruppe Familien zu den weltweiten Spitzenreitern und das Geld bleibt in der Gemeinde und der Region.
 Besonders deutlich wird das Zusammenspiel dann, wenn man auf die örtliche Landwirtschaft blickt. Sinkende Preise, erschwerte Rahmenbedingungen und die Konkurrenz namens Billigprodukte in den Regalen des Lebensmittelhandels machen den Bauern vielerorts das Leben schwer. In der Region Serfaus-Fiss-Ladis ist alles etwas anders, sprich: besser. Schon in den 70er-Jahren entstand hier der Bewirtschaftungsförderungs-Fonds, von Tourismusverband, Gemeinde und Bergbahnen finanziert, der bis heute zur Unterstützung der hiesigen Landwirtschaft dient. Aber auch im täglichen Leben leisten die Seilbahnen einen maßgeblichen Beitrag zum Erhalt der Landwirtschaft. Ob Bewirtschaftung der Almen, Errichtung von Infrastruktur oder der Auf- und Abtrieb der Kühe – die Seilbahnen machen Landwirtschaft heute in vielerlei Hinsicht überhaupt erst möglich. „Spannend ist dabei etwa, dass gerade Pisten, die im Winter beschneit werden, im Sommer das beste und meiste Futter für unser Vieh liefern", erzählt Christoph Plangger, Fisser Ortsbauernobmann.
Dies hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Beschäftigungsmöglichkeiten im Ort. Bestes Beispiel dafür ist Werner Gugl. Der Fisser ist ganzjährig bei den Seilbahnen Fiss-Ladis angestellt. Im Sommer ist Werner auf den Fisser Almen als Hirte für 200 Stück Vieh von rund 40 Bauern im Einsatz, im Winter drehen sich seine Arbeitstage dann wieder um den Betrieb der Bahn.
„Die Seilbahnen übernehmen Investitionen, die für die Bauern heute selbst nicht mehr bewältigbar wären. Damit wird wertvolle Kultur erhalten und oftmals auch wieder belebt", so Plangger.

Wichtiger Produktabnehmer

So wurden die Seilbahnen auch eine der wichtigsten Abnehmer lokaler landwirtschaftlicher Produkte. An die 150 Rinder pro Saison, dazu groß Mengen an Milch, Eiern, Nudeln und Käse – im Skigebiet lässt sich die Region Serfaus-Fiss-Ladis authentisch genießen. Beim Ankauf zahlen die Bergbahnen den offiziellen Marktpreis samt Biozuschlag und 15 Prozent an Provision. „Das ist Ausdruck für den Wert dieser Produkte und unser Anliegen, die Menschen in der Region zu fördern", so Benny Pregenzer.
Exemplarisch dafür ist die junge Erfolgsgeschichte der Rückkehr der Fisser Imperial Gerste. Im Vorjahr gab es bereits wieder 20 Hektar an Anbaufläche in der Region, Tendenz steigend. Und auch in der Verarbeitung ergeben sich neue Potenziale, die so auch wieder der Positionierung der Region dienen. So gibt es nicht nur die traditionelle „Gerstlsuppe", in Zukunft sollen auch Müsliriegel produziert und ein spezielles Bier gebraut werden. „Mit solchen Entwicklungen sind wir absolut am Puls der Zeit und öffnen wieder neue Wege, damit unser Lebensraum auch in Zukunft ein Ort mit hoher Lebensqualität und ausreichenden Arbeitsplätzen bleibt. Auch das sehen wir, neben der Infrastrukturentwicklung und der Dienstleistung am Berg, als Verantwortung und Aufgabe der Seilbahnen", so Pregenzer.

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