Ai Weiwei verwandelt das 21er Haus in einen Tempel
Der chinesische Künstler Ai Weiwei stellt erstmals in Österreich aus. Im 21er Haus sind einige Werke des chinesischen Konzeptkünstlers zu sehen.
LANDSTRASSE. Mit Translocation – Transformation greift der weltbekannte Künstler Ai Weiwei das Thema der Neueinstellung auf eine neue Umgebung auf. Weiters reagiert er auf aktuelle politische Entwicklungen. Im Teich des Oberen Belvedere ist eine hochaktuelle Installation zu sehen.
Betrachtet man den Teich, sieht man auf den ersten Blick nur wunderschöne Lotusblüten. Sieht man sich das Kunstwerk aber genauer an, so erkennt der aufmerksame Betrachter den wahren Hintergrund der Blüten. Es sind hunderte Schwimmwesten, die Ai Weiwei von Flüchtlingen übergeben wurden, die in Griechenland angekommen sind. Jede Blüte besteht aus fünf Schwimmwesten. Betrachtet man die Anordnung der Westen von oben so erkennt man den Buchstaben "F". Für Ai Weiwei steht dieser Buchstabe für "Fake and Fuck."
Tempel im 21er Haus
Das Herzstück der Ausstellung ist der Tempel im 21er Haus. Der Tempel passt bis auf einen halben Meter in den Ausstellungsraum. Als ob er dafür geschaffen wurde. Die Ahnenhalle und die eigene Herkunft hatten einen sehr hohen Stellenwert in der Ming Dynastie. Die Familie Wang war eine der ersten Familien in der Provinz Jiangxi. Sie errichteten das geschichtsträchtige Bauwerk in der Provinz. Die Wang Familie war außerdem eine der wenigen Familien, die Tee an den chinesischen Kaiser liefern durften. Allerdings wurde die Familie Wang im Zuge der Kulturrevolution deportiert und damit ihre Ahnenhalle hinfällig.
Mit der Zeit verging die Schönheit des ehemals wichtigen Gebäudes. Ai Weiwei entschloss sich, kurz vor dem Zusammenbruch des Tempels, dazu, diese Ahnenhalle zu kaufen und als eine Art Mahnmal aufzustellen. Selbst Jahrzehnte nach Maos Tod ist die Kulturrevolution präsent.
Kritik an China
Der Tee zieht sich wie ein roter Faden durch die Exponate. So trifft man auf eine Art braunen Teppich, auf dem zwei Häuser stehen. "Bitte passen Sie auf, das ist nämlich kein brauner Teppich, sondern Tee", warnt Kurator Alfred Weidinge. 2,4 Tonnen zerbrochener Teekannen liegen auf dem Boden. Beim ersten Anblick sehen sie aus wie Gebeine, die lieblos herumliegen. Der Tee ist fester Bestandteil der chinesischen Kultur und somit auch der Familie Wang.
„Alles ist Kunst – alles ist Politik“, so Ai Weiwei. Der chinesische Konzeptkünstler und Aktivist übt scharfe Kritik an dem Regime in seiner Heimat China. Er drückte sich offen gegen die Kunst nach Richtlinien der chinesischen Regierung aus. Diese forderte wiederum die Schließung seines Studios in Peking, welches er auf eigene Kosten abreißen musste.
Bewegtes Leben
Ai Weiweis Leben führte ihn unter anderem in die USA und Deutschland. Nach dem Abriss seines Studio war es angedacht, ein Studio in Berlin zu eröffnen. Das wurde allerdings durch die chinesische Polizei verhindert. Ai Weiwei wurde noch auf dem Weg nach Hongkong auf dem Pekinger Flughafen 2011 verhaftet. Für wie lange, war unklar. Es hieß, wegen Wirtschaftsverbrechen werde er bis auf Weiteres festgenommen. Seine westlichen Unterstützer aus London, Deutschland und der Schweiz forderten seine Freilassung. Die chinesische Justiz lehnte dieses Anliegen jedoch ab.
Die Berliner Universität der Künste bot Ai Weiwei eine Gastprofessur an. Am 21. Juni 2011 durfte Ai Weiwei das Gefängnis verlassen. Nach seiner Freilassung nahm er das Angebot vorläufig an. Jedoch war der chinesische Künstler zwar frei, jedoch durfte er das Land nicht verlassen. Vier lange Jahre musste er warten, bis er seinen Pass von den Behörden zurückerhalten hat und sein Reiseverbot beendet war. "Provokante Menschen wie Ai Weiwei muss man in Zaum halten", so der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Hong Wei. Nach seiner Freilassung trat Ai Weiwei seine Gastprofessur in Berlin an. Jetzt begrüßt Wien den provokanten Künstler mit der ersten eigenen Ausstellung in Österreich.
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