Zu Besuch beim Wiener Schubertbund: Franz, erhöre unsere Stimmen!
Ohne viel Publicity singt sich der Männerchor durchs Jahr. Jetzt werden Mitglieder gesucht.
LANDSTRASSE. "Musik, du himmlisches Gebilde, voll hoher Macht, voll süßer Milde – wir fühlen doppelt tief dein Walten." 28 Männer singen die Stelle aus Anton Bruckners "Trösterin" immer und immer wieder. "Die Nina" begleitet am Klavier, Chorleiter Fritz Brucker maßregelt die Männer zur Perfektion. "Halb so laut – und noch einmal", befiehlt er. Die tiefen Männerstimmen lassen den kleinen Raum regelrecht erzittern. Es ist Donnerstagabend: Der Wiener Schubertbund probt im Konzerthaus.
Der Schubertbund? Ganz genau, ein Männerchor zur Pflege der Werke von Franz Schubert, gegründet im Jahr 1863. Gesungen wird allerdings nicht nur Schuberts Liedwerk, sondern auch Stücke von Mozart, Bach oder Strauss. 40 Sänger zwischen 22 und 86 Jahren sind es mittlerweile, die die Tradition des Männergesangsvereins pflegen und leben. Das Durchschnittsalter ist recht hoch – Männersingen ist heute deutlich unbeliebter als noch vor einigen Jahrzehnten. "In den goldenen Zeiten, vor dem Ersten Weltkrieg, sind wir mit 500 Männern zum Papst nach Rom gefahren", sagt Vorstand Wolfgang Schuster.
Gereist sei man aber auch in den vergangenen Jahren viel. Nach China beispielsweise oder nach Syrien – noch vor dem Krieg. Eine Chorreise verbindet die singenden Männer, schweißt sie zusammen. Schwerpunkt der Tätigkeit ist dennoch Wien. Nur der Nachwuchs fehlt. "Ab 18 haben Männer heute leider andere Sorgen und wollen nicht singen, vor allem nicht nur mit ihresgleichen", sagt Schuster.
Bezahlte Ausbildung
Dabei hat der Eintritt in den Schubertchor für leidenschaftliche Sänger echte Vorteile: die vom Chor bezahlte Gesangsausbildung zum Beispiel oder die ehrwürdigen Clubräume im Konzerthaus, wo allerhand Schätze gelagert werden, sogar ein Rippenstück von Franz Schubert selbst. Nachwuchs ist jedenfalls immer willkommen. "Im Konzerthaus proben wir montags und donnerstags, immer von 18.30 bis 20.30 Uhr. Dazu absolvieren wir rund 25 bis 30 Auftritte pro Jahr", so Schuster. Interessierte können jederzeit vorbeischauen und an der Probe teilnehmen. Meist folgt auch noch ein gemütliches Zusammensitzen in den hauseigenen Räumlichkeiten – gelebte Geschichte inklusive.
Am 17. Mai: die Schubertiade
Wer sich davor ein ausführliches Bild vom Schubertbund machen möchte, der kann den Männern bei der Schubertiade in Franz Schuberts Geburtshaus (Nussdorfer Straße 54) lauschen. Am 17.5. singen die Männer ab 19.30 Uhr ein umfangreiches Programm, von Bruckner über Lehár bis Offenbach sind es insgesamt 14 Stücke – begleitet von der Nina am Klavier. Tickets vorbestellen per Mail unter wiener.schubertbund@aon.at
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