Jugendliche erklären Müllbaron den Krieg
Engagierte Jugendliche zeigten erst kürzlich, was sie von der Säuberungs- und Beschriftungsaktion des Leibnitzer Müllbarons halten. Mit einem demonstrativ neben einem Umwelt-Plakat hinterlassenen Müllhaufen provozierten Unbekannte die Blicke vorbeigehender Spaziergänger - und schnitten sich damit ins eigene Fleisch.
Was empfindet man, wenn man nach sorgfältigen Bemühungen die Natur sauber zu halten so ein 'Werk' vorfindet?
"Ich mußte schon etwas schmunzeln über die Ehrlichkeit unserer Jugendlichen", meint ein ernüchtender Müllbaron überraschend zu Beginn des Gesprächs. "Sie zeigen, wie es in ihren Köpfen und Herzen aussieht - schmutzig. Doch sie lassen ihren Unmut auf die Falsche aus: auf Mutter Erde."
Böse Vorahnung
Bereits während der Säuberung und Anbringung der Plakate ahnte der idealistische Spaziergänger, daß so etwas als Antwort folgen wird. "Natürlich fühlen sich Jugendliche provoziert und geradezu angehalten, der Bitte zuwider zu handeln. In unserer Gesellschaft wird ihnen ohnehin von morgens bis abends vorgeschrieben, was sie tun sollen und was sie lassen sollen. Wenn die Angelegenheit nicht so empfindlich, ernst und traurig wäre, wäre ich sogar ein wenig beeindruckt davon. Stattdessen macht mich die Aktion nachdenklich", läßt der Müllbaron durchblicken. "Wirklich beeindruckt wäre ich, wenn die Jugendlichen ihren Frust an jene auslassen, die für ihr Unbehagen verantwortlich sind. Ich kann mir nicht vorstellen, daß dieses Fleckerl Erde die Ursache dafür ist."
"Du bist die Welt und die Welt ist du"
Wie dem Ganzen ein nachhaltige Wendung in Richtung saubere Umwelt beizuführen ist, hält man eine tiefgründige Antwort parat: "Die wichtigste Erkenntnis im Leben eines Menschen lautet: 'Du bist die Welt und die Welt ist du.' Es gibt keine Trennung zwischen der Erde und dem Menschen, wenn auch unser Verstand dies uns gerne weismachen möchte. Wenn wir unsere Umwelt, die Natur verschmutzen, dann verschmutzen wir uns in diesem Moment selbst. Wenn wir das unseren Kindern von klein auf beibringen könnten, wäre dieses Fehlverhalten und viele anderer gesellschaftliche Probleme innerhalb weniger Jahre flächendeckend und nachhaltig gelöst. Dann gäbe es auch ein freundliches Miteinander mit dem Nachbarn, was eine unbedingte Voraussetzung für die Weltoffenheit eines Volkes ist - und das sind wir Österreicher nicht. Wie der kümmerliche Haufen beweist, können wir uns nicht einmal selbst leiden."
Die Natur kann nichts dafür
Wohl oder übel wird der Müllbaron diese Sauerei wieder wegmachen - der Umwelt zuliebe. "Ich habe einen langen Atem, ich bin nicht so leicht zu demotivieren. Ich bin den Burschen sogar dankbar. Sie haben meine Vermutung bekräftigt, daß das, was ich hier mache, keine Lösung darstellt. Dafür ließe ich sogar eine Runde Almdudler springen, wenn sich die Racker bei mir melden würden", schließt der ehrenamtliche Abfallsammler nicht ganz ohne Hintergedanken das Gespräch.
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