Leibnitz ist eine saubere Stadt, Österreich ein schönes Land

Im Schatten der Gemeindearbeiter zieht der Müllbaron von Zeit zu Zeit los, um vereinzelt unachtsam weggeworfenen Müll einzusammeln.
  • Im Schatten der Gemeindearbeiter zieht der Müllbaron von Zeit zu Zeit los, um vereinzelt unachtsam weggeworfenen Müll einzusammeln.
  • hochgeladen von Christian Gorinsek

Erst wenn man sich selbst einmal mit Müllzange und Sackerl auf die Straßen von Leibnitz begeben hat, bekommt man eine ungefähre Vorstellung davon wie dreckig es hier wäre, gäbe es nicht die Männer des Wirtschaftshofs, die das ganze Jahr über das Stadtbild pflegen.

"In Österreich hat sich eine ordentliche, funktionierende Entsorgungsstruktur entwickelt, die man sicher nicht in jedem Land pflegt und kennt", stellt ein zufriedener Müllbaron fest. Er selbst hat während seiner Studienzeit kurz beim Leibnitzer Wirtschafthof als Praktikant gearbeitet und kennt die vielfältigen Aufgaben der Mitarbeiter. Dort gehalten hätte ihn allerdings nichts. "Geistige Unterforderung" lautet sein kurzes Resumé. "Ich bin ein selbstständiger Denker, kein Befehlsempfänger. Während meines Praktikums stellte ich fest, wie schön diese Tätigkeit als Gemeindearbeiter eigentlich ist, mit der Pflege des Stadtbildes beauftragt zu sein und wie todunglücklich ich doch war. Bei intensiver Hingabe kann das Heckenschneiden, Rasemähen und Müllklauben durchaus meditativen Charakter annehmen und entspannen - doch nur für kurze Zeit. Man fühlt sich dann auf Dauer doch irgendwie am falschen Ort eingesetzt. Für Manager wäre es allerdings eine gute Übung aus dem stressigen Alltagsberuf auszusteigen und nebenbei auch wieder ein wenig Demut zu lernen. Den Boden unter den Füßen verliert man bei dieser Tätigkeit sicherlich nicht."

Manager als Straßenreiniger
Ob diese Überlegung bei den Wirtschaftsbossen auf fruchtbaren Boden fallen wird, wagt der Saubermacher allerdings selbst zu bezweifeln - es müsse ohnehin freiwillig geschehn. "Es macht etwas mit dem Charakter desjenigen, wenn er von vorbeiziehenden Menschen bei einer allgemein als 'niedrig' angesehenen Arbeit gesehen wird", erzählt er weiter. "Anfangs schämt man sich noch und meidet hochfrequente Orte, doch dann denkt man um und fragt sich: 'Warum eigentlich?' Seither bin ich gerne im Blickfeld der Menschen. Nicht um anzugeben, sondern um ein Bewußtsein für die Verantwortung unserer Umwelt zu schaffen. Wir fühlen uns nur für unseren Grund und Boden verantwortlich und wünschen zu außerordentlichen Leistungen aufgefordert oder bezahlt zu werden. Das ist eine höchst unethische Lebensweise. Ich denke es ist für den Schneid eines Managers oder Politikers sehr wertvoll, einmal in seinem Leben auch so eine Erfahrung mit Zange und Sackerl gemacht zu haben", meint ein sehr nachdenklich machender Müllbaron.

Es harpert an der österreichischen Mentalität
Grundsätzlich könne er, was die Reinlichkeit in Österreich betrifft, nichts Schlechtes sagen. "Leibnitz ist eine saubere Stadt, Österreich ein wunderschönes Land, obwohl vieles unter den sprichwörtlichen Teppich gekehrt wird." Damit meint er nicht nur entsorgungstechnisch, wenn man die von Müll durchspickten steirischen Äcker betrachtet, sondern ebenso was die Mentalität der Österreicher betrifft. "Unsere Volksmentalität ist nun einmal des 'Wegschauen' von Problemen - nach dem Motto: 'Leben und leben lassen'. Das finden auch viele Bewohner ausländischer Herkunft unseres Landes so, mit denen ich spreche und die den Kontrast zu ihrer Heimat natürlich noch stärker zu spüren bekommen."
Um diesem Mißstand Abhilfe zu verschaffen sei es an den Schulen und Eltern, die nächste Generation von Kindern zu weltoffenen, verantwortungsbewußten Gemeinschaftswesen zu erziehen und nicht zu kleinkarrierten, egoistischen Drückebergern.

Doch ungeachtet dessen sei die österreichische Kultur auch anderer Orts wie beispielsweise in den großen Städten Graz und Wien äußerst vorbildlich.

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