In der Leopoldstadt tummelt sich die Bundespolitik
Christian Kern, Wolfgang Sobotka, Norbert Hofer: Alle drei besuchten in den vergangenen Tagen den Zweiten. Eine einfache Bezirksvertretungswahl wird auch zur bundespolitischen Wahlkampfarena.
LEOPOLDSTADT. Selten hat eine Bezirksvertretungswahl soviel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. In der Regel wird die Bezirksvertretung gemeinsam mit dem Wiener Gemeinderat gewählt. Dabei leuchten die Scheinwerfer meist sehr deutlich auf das Rathaus, auch wenn man mitunter im Bezirks-Amtshaus sein Kreuzerl macht.
Diesmal ist alles anders. Bundeskanzler Christian Kern geht mit Bezirkschef Karlheinz Hora von Tür zu Tür, Innenminister Wolfgang Sobotka zeigt sich mit ÖVP-Klubobfrau Sabine Schwarz und dem Wiener VP-Chef Georg Blümel im Zweiten, FP-Chef HC Strache und Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer feiern mit den Leopoldstädter Blauen in der Prater Alm und Eva Glawischnig lässt sich mit Bezirksvize Uschi Lichtenegger am Donaukanal blicken. Die Bundespolitik tummelt sich wie selten zuvor im Zweiten. Sicher ist auch die geographische Lage der Wahl ausschlaggebend: Die Leopoldstadt besucht man schnell. Wäre die Wahlwiederholung in Hermagor, würde das wahrscheinlich anders aussehen.
Dennoch blickt nun jeder auf die Wiederholung der Bezirksvertretungswahl am 18. September. Obwohl es um insgesamt nur rund 72.000 wahlberechtigte Stimmen geht, könnte das Ergebnis eine Tendenz aufzeigen – für die Wiederholung der Bundespräsidentenstichwahl, sowie für eine möglicherweise folgende Nationalratswahl. Für die Freiheitlichen wie für die Grünen geht es um Mobilmachung für den 4. Dezember – wer in der Leopoldstadt verliert, zieht mit einem bitteren Beigeschmack zur Bundespräsidentenwahl.
"Jeder fängt bei null an", sagte FPÖ-Spitzenkandidat Wolfgang Seidl unlängst im bz-Interview. Das stimmt so nicht ganz, kann man sehr wohl aus dem Ergebnis der vergangenen Bezirksvertretungswahl eine Tendenz ablesen: Die SPÖ lag mit deutlichen 16 Prozent Vorsprung auf Platz 1. Am zweiten Platz wurde es jedoch sehr knapp: Lediglich 21 Stimmen trennten die Grünen von der FPÖ. Bei der Wiederholung der Wahl wurde der Kampf um Platz 2 ausgerufen. Aus der Bezirksvorstehung vernimmt man jedoch, dass es sehr wohl auch um den Chefsessel gehen könnte. Zu befürchten ist, dass die Wahlbeteiligung wegen der fehlenden Gemeinderatswahl sinken wird.
Hintergrund:
Interview:Karlheinz Hora und Wolfgang Seidl im Doppelinterview
Bericht:Wahlwiederholung in der Leopoldstadt findet am 18.9. statt
Bericht:Wahlkampf im Zweiten startet
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