Geplante Baumfällungen am Donaukanal
Allem Anschein stehen im Bereich der den Donaukanal begleitenden Grünanlagen entlang der Schüttelstraße massive Baumfällungen bevor. Den Hinweis dazu liefern gelbe Punkte , die seit einigen Tagen an verschiedenen Baumstämmen zu finden sind.
Dass die Pflege einer Grünanlage natürlich auch zeitweise die Fällung einzelner Exemplare erfordert steht außer Frage. So zeigen beispielsweise einige der markierten Bäume ein mehr oder weniger massives Gefährdungspotential, da sie innen hohl sind und eine „Überdeckung“ des Baumquerschnitts von weniger als 30% aufweisen. Bei anderen wäre hingegen ein entsprechender Rückschnitt ausreichend, etwa bei manchen Exemplaren der Gattung Robinia pseudoakazia, da diese infolge ihrer Wuchstüchtigkeit bald wieder die Lücken schließen werden. Eine komplette Fällung bewirkt hier nicht selten eine vermehrte Ausbreitung ins Umland durch Wurzelschösslinge.
Allerdings befinden sich unter den gezeichneten Kandidaten zur Fällung auch Bäume die auf den ersten Blick gesund erscheinen. Dazu zählt etwa der „vermutete Zwiesel“ am Abgang Tiergartenstraße, wobei es sich bei genauerer Betrachtung allerdings um zwei Exemplare handelt, die schon seit mehr als 50 Jahren dort stehen, ohne irgendeinen nennenswerten Schaden anzurichten. Das Bäume nicht nur solitär stehen können/müssen und dies auch in der freien Natur nicht tun, wusste schon Friedrich Ludwig von Sckell, der maßgeblich an der Gestaltung des Landschaftsgartens beim Schloss Nymphenburg/Bayern mitwirkte. Dort kann man heute noch bewusste Pflanzungen von mehreren Exemplaren in einem Pflanzloch bestaunen, weil dies einfach mehr den natürlichen Gegebenheiten entspricht.
Rinde und Stamm des „vermuteten Zwiesels“ zeigen augenscheinlich keine Auffälligkeiten. Eine Fällung des einen markierten Stammes (siehe Pfeil im Bild) würde in Folge nur zur Instabilität des benachbarten führen. Auch das Erscheinungsbild- der Habitus, wäre dann vollkommen einseitig, was Windkräften einen vermehrten Ansatzpunkt liefern würde und damit zur Bruchgefährdung beiträgt. Eine Fällung erscheint deshalb nicht angebracht und sollte in Frage gestellt werden. Gerade vom gestalterischen Aspekt ist dieser Doppelbaum unmittelbar beim Stiegenabgang zu erhalten.
Beim Abgang zum Treppelweg bei der Sellenygasse sind wiederum Schnurbäume (Styphnolobium japonicum) zu Fällung markiert, die ebenso keine augenscheinlichen Merkmale einer Gefährdung aufweisen. Wahrscheinlich wurde ursprünglich nur der nun zentral im Weg platzierte Bum gepflanzt, der sich allerdings durch die Jahre mittels Wurzelschösslingen ausgebreitet hat. Von den ehemaligen Blumenbeeten, in denen nun die Ausläufer zu finden sind, finden sich nur noch spärlichste Reste, wie etwa um diese Zeit einige Tulpen.
Akazien und Schnurbäume erweisen neben ihrem ökologischen Wert als Stadtbäume heutzutage auch als ideale Bienenweiden.
So bleibt abschließend nur zu hoffen, dass die angedachten Maßnahmen teilweise nochmals überdacht und nachfolgend mit Bedacht gesetzt werden. Jeder dieser Bäume, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, erfüllt vielfältige und wichtige Aufgaben in der Stadt. Vielleicht werden dann auch einmal jene Pflanzgruben wieder neu besetzt die in den vergangenen Jahren durch Fällungen verwaist und nur schnell verfüllt wurden.
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