Das Schmiergeld zur Postkutschenzeit
Die Bedeutung mancher Wörter ändert sich im Laufe der Jahrhunderte. Eine Reise ins frühere Lilienfeld.
LILIENFELD. Woran denken Sie beim Stichwort "Schmiergeld"? Vermutlich nicht an eine Postkutsche. Doch genau von diesen Gefährten stammt der Ausdruck, der in der heutigen Zeit eine völlig andere Bedeutung erhielt.
Keine Bestechung
In früheren Zeiten konnten Reisende mit dem Schmiergeld keine schnellere Fahrt oder einen besseren Sitzplatz in der Kutsche erwirken. Es war das amtlich festgelegte und geregelte Entgelt für das regelmäßige Schmieren der Wagenräder (durch den Postillion oder Knecht) und wurde wie das Trinkgeld genau abgerechnet. Es war somit ein fixer Teil der gesamten Reisekosten.
Genaue Abrechnung
In jeder Poststation mussten die Tarife für "1 Post" (dies bedeutete etwa 15 Kilometer) und zwei Pferde (Rittgeld, Trinkgeld), Wagengeld (Kalesche gedeckt oder ungedeckt), Schmiergeld, eventuell auch Maut- und Zollgebühren, ausgehängt werden. Während des lange gültigen Reisemonopols der Post führte 1749 der Freiherr von Lilien unter Maria Theresia die Personenbeförderung ein. In der Postordnung wurden diese Postwagen der Extrapost „Diligencen“ genannt. Bis zum Ende im Jahre 1865 variierten die Tarife nicht nur zeitlich, sondern auch örtlich. So betrug der Schmiertarif zwischen 4 – 6 Kreuzer ohne Material und 8 bis 14 Kreuzer inklusive „Schmier“.
Kein Beamter
Der Postillion war bei uns kein Staatsbeamter. Laut Dienstvertrag des Lilienfelder Postmeisters Carl Oesterlein aus 1833 musste dieser wenigstens vier Pferde, je eine gedeckte und ungedeckte Kalesche, sowie zwei kleine Wägen in Bereitschaft halten.
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