"Flüchtlingsheim abfackeln"
Der Facebook-Kommentar einer St. Aegyderin sorgt für blankes Entsetzen in der Bevölkerung.
ST. AEGYD. "Tja, da gibt es Leute, die sich noch wehren. Würde bei uns auch nicht schaden, das Flüchtlingsheim beim Stiefsohn abzufackeln."
Dieses Zitat stammt nicht aus den Tagen vor der Reichskristallnacht im November 1938. Es stammt aus dem Jahr 2016. Ein öffentlicher Facebook-Kommentar zu einem Foto eines abgebrannten Flüchtlingsheims in Deutschland. Verfasst von einer St. Aegyderin.
Pures Entsetzen
"Sorgen sollte man sich durchaus machen: um das Klima des dörflichen Zusammenlebens, das sich durch solche Hasstiraden zunehmend verschlechtert. Aber auch um die Kinder einer Frau, die 'Abfackeln' als Problemlösung sieht", berichtet Waltraud Stiefsohn.
Nicht nur sie ist geschockt. Auch andere Facebook-Nutzer fragen, ob derartige Kommentare noch unter Meinungsfreiheit fallen und tolerierbar sind. Waltraud Stiefsohn will kein Öl ins Feuer gießen. Doch es sei ihr wichtig zu erwähnen, wie viele Menschen sich für das von den Wiener Philharmonikern finanzierte Flüchtlingsheim in St. Aegyd einsetzen.
Viele engagierte Menschen
"Hass gegen Flüchtlinge, die niemandem etwas angetan haben. Hass aber auch gegen die Menschen, die sich genau für dieses friedvolle Miteinander engagieren. Obwohl sie es sich auch leichtmachen, sich zurücklehnen könnten. Es sind Lehrkräfte, die in ihrer Freizeit Sprachkurse anbieten. Pensionisten, die begleitend bei der Bewältigung des Alltags und den neuen kulturellen Herausforderungen zur Seite stehen. Mütter, die Nachhilfeunterricht für die Schulkinder organisieren. Väter, die über Sportangebote das Kennenlernen der Kinder untereinander fördern. Ärzte, die bei Gesundheitschecks schnell zur Stelle sind", betont Stiefsohn das soziale Engagement vieler Österreicher. All diese Ehrenamtlichen würden sich mit wüsten Beschimpfungen und sogar Drohungen konfrontiert sehen. Zudem weist sie darauf hin, dass derartige Postings einen strafrechtlichen Tatbestand darstellen und es keineswegs "cool" sei, sich einer derartigen "Nazi-Sprache" zu bedienen. "Es wäre schön, wenn manche über ihr Agieren nachdenken. Denn irgendwann werden die Flüchtlinge wieder weg sein, die St. Aegyder aber bleiben und werden weiterhin miteinander leben müssen", regt Waltraud Stiefsohn zum Nachdenken an.
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