Wenn Helfer an Grenzen stoßen
Aufreibende Einsätze oder Unfälle mit tödlichem Ausgang sind Alltag in den Blaulichtorganisationen.
BEZIRK (nikl). Kurz nach 18 Uhr abends kommt der Alarm. „Zuerst hat es geheißen, dass eine Person eingeklemmt ist, dann hat das Landesfeuerwehrkommando gleich auf Alarmstufe zwei erhöht“, sagt Ronald Kanotscher, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Pasching. Der Einsatz liegt bereits fast zwei Jahre zurück. Für Kanotscher und ein Teil seiner Mannschaft ist es so als wäre es gestern gewesen: „Wir waren gerade mit den letzten Aufräumarbeiten vom Maibaumfest beschäftigt. Von einem auf den anderen Moment bekommt man – trotz Müdigkeit vom Vortag – wieder einen Adrenalinstoß.“
Erschreckendes Bild für erfahrenen Feuerwehrmann
Am Einsatzort bot sich selbst dem erfahrenen Feuerwehrmann ein erschreckendes Bild: „Es war wie auf einem Schlachtfeld. Zu Beginn hatte ich geglaubt, dass es zwei Autos sind. Es stellte sich schnell heraus, dass es nur ein Auto war.“ Ein Pkw war gegen die Mauer des Tunnelportales geprallt. Aufgrund des starken Anpralles wurde das Fahrzeug regelrecht in zwei Teile gerissen.
Automatismus als Abwehrmechanismus
Kanotscher: „Bei der Rettung denkt man nicht viel. Da herrscht ein Automatismus. Es gibt hier natürlich einen Abwehrmechanismus. Sonst wäre es für viele nicht so machbar.“ Der Lenker wurde mit Verletzungen unbestimmten Grades ins Krankenhaus gebracht und verstarb einen Tag darauf an seinen Verletzungen.
„Keiner soll den Helden spielen“
Nach jedem Einsatz gibt es eine Nachbesprechung: „Es weiß keiner, wie er damit umgeht, wenn er in die Situation kommt. Wichtig ist: Keiner soll den Helden spielen und es einfach verdrängen. Die Courage liegt darin, über das Erlebte zu sprechen.“ Manche Einsatzkräfte verarbeiten die Situationen besser, wenn sie mit einer außenstehenden Person darüber reden können. In einem solchen Fall steht Prälat Johann Holzinger, Notfallseelsorger des Bezirksfeuerwehrkommandos, und sein SvE-Team – Stressverarbeitung nach ereignisreichen Einsätzen – zur Verfügung. Holzinger: „Wir kommen vier bis fünf Mal im Jahr zum Einsatz. Dann sind es mehrere intensive und sehr vertrauliche Kontakte mit den Feuerwehrkameraden.“
Sicherheitsnetz sehr dicht
Auch das Rote Kreuz Linz-Land setzt auf ein Sicherheitsnetz durch SvE-Mitarbeiter. „SvE – Stressverarbeitung nach ereignisreichen Einsätzen – ist die Hilfe von Mitarbeitern zu Mitarbeitern – alle Maßnahmen sind vertraulich und freiwillig. Stress verarbeiten, sich befreien von psychischen Belastungen“, betont Paul Reinthaler, Bezirksgeschäftsleiter des Roten Kreuzes Linz-Land.
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