"Schreiben ist reine Lust"

Joschi Anzinger ist einer der bekanntesten Mundartdichter Oberösterreichs. | Foto: Ulli Engleder
  • Joschi Anzinger ist einer der bekanntesten Mundartdichter Oberösterreichs.
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Zum zweiten Mal wagte sich Joschi Anzinger an einen großen, europäischen Stoff. Nach dem Erfolg des Erstlings wagte sich der bekannte Mundartdichter nun an den zweiten Teil des "Faust". "Der Stoff war noch in mir drin, die Glut war noch heiß. Als ich den zweiten gelesen habe, erschien er mir noch viel aktueller als der Erste. Ich war sofort fasziniert und habe mir den Stoff in meiner Welt vorgestellt." Seine Welt, das sind die Hügel des Mühlviertels. In Anlehnung an das charakteristische Gestein lautet der Titel "Da Granidd Fausdd, Taö zwoa". Wie schon beim ersten Teil verlegt Anzinger die Handlung ins Mühlviertel, etwa ins Faustschlössl in Landshaag. "Mein Werk ist keine reine Übersetzung. Ich erzähle die großen Stoffe in der Mundart neu", so der Linzer Schriftsteller. Dadurch wird dem verstaubten Stoff neues Leben eingehaucht.

Konservieren der Mundart

Anzinger beschäfigt sich bereits seit Jahren intensiv mit der Sprache seiner Kindheit. "Die Mundart wird in der Form nicht überleben. Selbst ich rede heute ganz anderes als noch meine Eltern. In meinem Schreiben steckt also auch ein gewisses Konservieren." Sogar ein eigenes Wörterbuch hat er zum Korrekturlesen entwickelt: "Das Grundgerüst der Mundart ist in ganz Oberösterreich gleich und basiert auf dem südbayrischen Dialekt. In jeder Region gibt es aber andere Färbungen und Ausprägungen. Da kann es sein, dass ein und dasselbe Wort ein paar Kilometer weiter eine ganz andere Bedeutung hat. Generell ist die Mundart aber rund und weich, wie die Mühlviertler Hügel." Anzinger ist mit dieser Sprache aufgewachsen, die Schriftsprache musste er in der Schule wie eine Fremdsprache lernen. Seine Werke schreibt er phonetisch, also so, wie man die Wörter ausspricht. Da dies für viele Leser ungewohnt ist, gibt es auch mit dem neuen Werk wieder vier Hör-CDs, auf denen Anzinger die Geschichte vorliest. "Viele sagen mir, sie hören ihre Mutter oder Großmutter reden, wenn sie mir zuhören", freut sich Anzinger.

Liebe zur Sprache

Das Schreiben in Mundart hat sich der Dichter, der hauptberuflich bei der Linz AG arbeitet, selbst beigebracht – durch viel lesen: "Der Kopf ist wie ein Glas. Du musst erst etwas hineinfüllen, bevor du etwas herausleeren kannst." Anzinger größte Motivation: "Meine Liebe zur Sprache. Das Schreiben ist für mich keine Last, sondern reine Lust. Es tut mir gut und geht mir leicht von der Hand. Dazu kommt das Interesse an alten Stoffen, die vom zeitlosen Kampf um Macht und Einfluss handeln." Das Mundartepos ist frei von Schnörkel, Kitsch und Heimattümelei. Stattdessen versprüht es jenen Klang, jene rare Besonderheit, welcher nur Texten eigen ist, die sich bei der Hörer- oder Lesegemeinschaft von selbst den Weg zum Herzen bahnen können. So ist es immer wieder ein faszinierendes Erlebnis, dem Dichter zu lauschen, um sich von der Dynamik der alten Sprache seiner Kindheit und der Resonanz seiner Stimme verzaubern zu lassen.

Sein neuestes Werk präsentiert Joschi Anzinger am Freitag, den 25. Oktober, um 18.30 Uhr bei einer Lesung im Pfarrheim Pöstlingberg. Die Einführung übernehmen Roland Girtler und Klaus Huber. Musikalisch begleitet den Abend „D Mühlviertler Okarinamusi" – Joschis Freunde Gottfried Kletzmair und Pepi Wiesinger.

Der erste Teil von "Da Granidd Fausdd" wurde von Franz Horschitzka dramatisiert und auf die Bühne gebracht. Das Stück ist im Rahmen eines Gastspiels der mimusbühne Waldhausen am 16. November, ab 19.30 Uhr, in den Linzer Kammerspielen zu sehen. "Das ist eine große Ehre für die Mundart, die heute ein denkbar schlechtes Image hat", so Joschi Anzinger.

Wir verlosen vier Exemplare von "Da Granidd Fausdd, Taö zwoa", inklusive vier Hör-CDs. Die Gewinner werden am Freitag, 15. November 2013, per Zufallsverfahren gezogen. Die Bücher werden per Post zugeschickt.

Diese Aktion ist beendet.

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