Wahrscheinlich Steinwurf auf Fenster von Asylwerberheim

Das Einschlagloch in einem Fenster des Asylwerberheims in Engerwitzdorf – zu sehen ist der gegenüberliegende bewaldete Hang.
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  • Das Einschlagloch in einem Fenster des Asylwerberheims in Engerwitzdorf – zu sehen ist der gegenüberliegende bewaldete Hang.
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ENGERWITZDORF (red). Es passierte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch: Ein dumpfer Knall schreckte die vier Bewohner der Einzimmerwohnung im zweiten Stock der Asylwerberunterkunft Klammühle auf. Sie fanden ein knapp einen Zentimeter großes Loch und einen riesigen Sprung in der äußeren der beiden Scheiben ihres Fensters. Ein Stockwerk höher soll laut Auskunft eines Flüchtlings zur selben Zeit eine Scheibe am Balkon zu Bruch gegangen sein – ob dies den Tatsachen entspricht, ist jedoch unklar. Laut Quartiergeber Diakoniewerk gab es abgesehen von dem Loch in einer Fensterscheibe keine weiteren Sachschäden (siehe Stellungnahme Diakoniewerk unten anbei).
Tatsache ist: Die 50 in der Klammühle untergebrachten Asylwerber aus Syrien, dem Irak, Somalia, Afghanistan, Georgien, Pakistan und Palästina hatten nach dem Vorfall Angst. Sie glaubten, dass jemand vom gegenüberliegenden bewaldeten Hang auf die Wohnungen geschossen hat.

Ermittler: kein böswilliger Anschlag

Das Landesamt für Verfassungsschutz ermittelte mit Unterstützung der Tatortgruppe des Landeskriminalamtes anfangs in Richtung gefährliche Drohung, Gefährdung der körperlichen Sicherheit und Sachbeschädigung durch unbekannte Täter. "Wir gehen als Polizei immer vom Schlimmsten aus, haben deshalb die Spurensicherung hingeschickt, alles abgesucht, auch das Dach", erklärt der Leiter der Tatortgruppe, Erwin Kepic, im Gespräch mit der BezirksRundschau. "Ich gehe aber davon aus, dass es eher ein Stein war."
Dass ein von einem Auto hochgewirbelter Stein den Schaden verursacht haben könnte, ist jedoch unwahrscheinlich. Die Straße ist mehr als 30 Meter entfernt – zwischen Straße und Asylwerberunterkunft befindet sich ein weiteres hohes Gebäude. Kepic glaubt eher an einen geworfenen Stein: "Das Objekt hatte jedenfalls eine geringe Geschwindigkeit. Ich gehe deshalb nicht von Vorsatz und damit nicht von einem böswilligen Anschlag aus."

Keine Schüsse der Jäger

Im Lauf der Untersuchungen war auch von Querschlägern wie abgelenkten Schrotkugeln als mögliche Ursache des Einschlaglochs im Fenster die Rede. Diese hätten aber laut Kepic die zweite Scheibe ebenfalls durchschlagen. Und: Schüsse der Engerwitzdorfer Jägerschaft seien auszuschließen, versichert Bezirksjägermeister Franz Burner. Er hat mit allen Jägern in der Gemeinde gesprochen: "Momentan ist Schonzeit, da schießt ohnehin kein Jäger."

Mutter aus Wohnung geflohen

Die Mutter der Familie, auf deren Balkon die Scheibe laut Aussage eines Flüchtlings zu Bruch gegangen sein soll, flüchtete nach dem Vorfall aus der Klammühle. Sie dürfte traumatisiert sein. Hintergrund: Zwei ihrer Brüder sind im Krieg erschossen worden. Inzwischen ist die Frau aber wieder in die Klammühle zurückgekehrt. Dort haben die anderen Asylwerber aus Angst die Schnalle an der Außenseite der Haustüre abmontiert, sodass sie nur von innen geöffnet werden kann.

Bürgermeister Fürst fordert lückenlose Aufklärung

Der Engerwitzdorfer Bürgermeister Herbert Fürst nahm Mittwochabend gegenüber der BezirksRundschau zu dem Vorfall Stellung:
"Tatsache ist, dass am Abend des 2. Februar die äußere Scheibe eines doppelverglasten Fensters der Klammühle beschädigt wurde. Die Ursache dafür ist derzeit nicht bekannt. Es wurde niemand verletzt, es gibt keine weiteren Sachschäden. Die Vorgangsweise der Bewohner und Verantwortlichen des Diakoniewerks war richtig, sofort die Polizei zu verständigen. Es geht um die Sicherheit der Bevölkerung in Engerwitzdorf und der Bewohnerinnen und Bewohner in der Unterkunft. Gott sei Dank hat sich die ursprüngliche Angriffsvermutung laut Polizei nicht bestätigt. Wichtig war, dass dem Fall genau nachgegangen wurde und die Angelegenheit geklärt ist."

Stellungnahme des Diakoniewerk Oberösterreich zum BezirksRundschau-Bericht vom 11. Februar 2016

"Als Diakoniewerk haben wir eine klare Haltung und nehmen den Vorfall im Flüchtlingsquartier in Engerwitzdorf sehr ernst. Dort, wo es zu Übertretungen kommt, sind die Verantwortlichen entsprechend den Gesetzen unseres Rechtsstaates konsequent zur Verantwortung zu ziehen. Wir sehen es in unserer Verantwortung in solchen Fällen die Exekutive zu verständigen und im Sinne der Aufklärung bestmöglich zu kooperieren.

Tatsache ist, dass am Abend des 2. Februar um zirka 22:45 Uhr die äußere Scheibe eines doppelverglasten Fensters der Klammühle aus noch unbekannter Ursache beschädigt wurde. Es wurde niemand verletzt, es gibt keine weiteren Sachschäden. Die Bewohner informierten die Quartiersleitung, die unmittelbar die Polizei verständigte. Die Beamten untersuchten die gebrochene Fensterscheibe sowie die Umgebung und kamen zu dem Schluss, dass die Scheibe vermutlich durch Steine, beschädigt wurde. Wer die Scheibe zu Bruch brachte, konnte von der Polizei nicht festgestellt werden.
Nach Rücksprache mit Oberrat MMag. David Furtner, Pressesprecher der Landespolizeidirektion Oberösterreich ist derzeit unklar, was die Scheibe zu Bruch brachte – trotz intensiver Ermittlungen der Polizei. Fakt ist jedoch, dass die Scheibe mit einer dermaßen niedrigen Intensität getroffen wurde, dass zu keiner Zeit von einer „Attacke“ oder „Schüssen auf Menschen“, wie im Zeitungsbericht erwähnt, die Rede sein kann.

Das Diakoniewerk fordert selbstverständlich die lückenlose Aufklärung der Vorkommnisse in Engerwitzdorf und vertraut hier auf die Arbeit der österreichischen Exekutive. Es liegt uns fern den Vorfall zu verharmlosen. Zum Schutz der Menschen auf der Flucht ist Diskretion und Sachlichkeit jedoch unbedingt notwendig."

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