Der will doch nur spielen!
Diese Annahme vieler Hundebesitzer ist oft der Auslöser zahlreicher Missverständnisse zwischen Mensch und Hund, die häufig im Krankenhaus oder vor Gericht enden.
In letzter Zeit häufen sich Berichte in den Medien über Unfälle oder Bisswunden, oft mit Todesfolge, durch nicht angeleinte Hunde und die daraus folgenden emotional geführten Auseinandersetzungen. Die WOCHE ging der Frage auf den Grund, gibt es tatsächlich mehr bissige Hunde und wenn ja, was sind die Ursachen. Wir befragten Experten und Juristen und stellten fest, dass meist Unkenntnis und Überforderung die Auslöser sind.
Die Aggression des Hundes ist nie aus Lust und Laune auf Krawall. Dahinter steht ein Grund der dieses Verhalten auslöst. Das herauszufinden, sollte der erste Schritt der Hundehalter sein. Michaela und Thomas Amreich, Hundetrainer und Leistungsrichter haben in jahrelanger Praxis ihre Erfahrungen gesammelt und uns viele Tipps gegeben, weltweit haben sich Wissenschaftler dieser Thematik angenommen und ihre Erkenntnisse publiziert.
Derzeit liegen Fernsehsendungen mit Hunden total im Trend, Vierbeiner rühren die Menschen und gewinnen sogar Casting-Shows. Es bleibt dann nicht nur bei dem Wunsch, einen derart entzückenden Vierbeiner zu besitzen. Daraus hat sich ein boomender Wirtschaftszweig entwickelt. Welpen kann man zu Dumpingpreisen im Internet oder bei fahrenden Händlern direkte aus dem Kofferraum erwerben. Diese sind oft in einem schlechten Gesundheitszustand, Sozialverhalten konnten sie nicht erlernen, da sie zu früh von ihren Müttern getrennt wurden. Die Preise bei verantwortungsbewussten Hundezüchtern liegen anfangs über jenen, von sogenannten "Hundevermehrern". Doch die Folgekosten der meist kranken Hunde liegen dann meist viel höher. Unerfahrene Hundebesitzer sind mit dieser Situation meist überfordert. Sie haben unterschätzt, wieviel Arbeit, Zeit und Geduld verantwortungsbewusste Hundehaltung fordert.
Nina Mocnik, Leiterin des Tierheims Franziskus ist mit all diesen Problemen tagtäglich konfrontiert, denn für überforderte Besitzer führt der erste Weg ins Tierheim. "Immer mehr junge Paare schaffen sich Hunde als Kinderersatz an. Wenn es zur Trennung kommt, wird auch er abgeschoben", berichtet sie. Ungehalten reagieren auch manche Menschen, denen sie vor der Anschaffung eines Heimtieres viele Fragen stellt. Hunde wurden ursprünglich für besondere Tätigkeiten, wie Jagd oder zum Hüten von Herden gezüchtet. Diese Tiere sind besonders aktiv und müssen entsprechend ausgelastet sein. Wenn das nicht der Fall ist, entwickeln sie Verhaltensauffälligkeiten, oder werden besonders aggressiv. Das Leben in einer hoch technisierten Zivilisation stresst nicht nur Menschen, sondern auch unsere Hunde.
Den Straßenverkehr mit hohemGeräuschpegel sollen sie meistern, das Rudeltier Hund soll stundenlang allein zu Hause bleiben und dann beim Spaziergang im öffentlichen Park durch gutes Sozialverhalten gegenüber allen Artgenossen und Menschen glänzen.
Führende Kynologen sind sich inzwischen darüber einig, dass Stress einer der Hauptursachen für problematische Verhaltensweisen ist.
Eine Aggression durch Angst kann durch viele Faktoren ausgelöst werden. Für einen Hund, der z. B. einmal von einem größeren schwarzen Hund gebissen wurde, betrachtet nun alle Artgenossen mit diesem Aussehen als seine Feinde, an denen er sich rächt. Nicht zu spaßen ist mit einigen, die ihr "Eigentum" verteidigen, das kann ein Grundstück, sein Spielzeug oder sein Herrl sein, dem man zu nahe kommt.
Der Besuch einer Hundeschule oder ein Einzeltraining hilft, dass die Anfangsschwierigkeiten zwischen Zwei- und Vierbeiner nicht in einer Katastrophe enden. Die ersten Wochen sind in der Erziehung des Welpen besonders wichtig, da hier der Grundstein für ein harmonisches Zusammenleben gelegt wird.
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