Mariahilfer Straße: Die umstrittenen Islam-Werber sind zurück
IS-Rekrutierungen vermutet: Nach einem mehrmonatigen Stopp starteten neue Koran-Werbeaktionen in der Einkaufsmeile.
MARIAHILF/NEUBAU. Gleicher Schauplatz, gleiche Leute, anderes Etikett? Auf der Mariahilfer Straße Ecke Neubaugasse standen bis Ende des vorigen Jahres Koran-Verteiler der „Lies!“-Initiative. Nach heftigem Protest durch Neubaus Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger wurden die Verteilungen freiwillig ausgesetzt. Seine Befürchtung: die IS-Rekrutierung von Flüchtlingen. Jetzt werben dort allerdings wieder junge Männer für den Islam. Ihr Stand trägt nun die Aufschrift „Wusstest du schon?“.
Die Gruppe dahinter heißt „Iman“ – österreichische Muslime, die mit unterschiedlichsten Projekten Aufklärungsarbeit über den Islam leisten wollen, wie auf ihrer Facebook-Seite zu lesen ist. Ziel sei das "friedliche Miteinander", "in keiner Weise vertrete man politische oder gar extrem religiöse Ansichten", betont man auf bz-Anfrage. Anders sieht das Islamismus-Experte Thomas Schmidinger von der Uni Wien: „Die Gruppe gehört zur politisch-salafitischen Szene, die oft den Einstieg in Richtung Jihadismus darstellt oder das ideologische Umfeld dafür bereitet“, lautet seine Analyse. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) kennt die Gruppe nicht, steht aber Verteilungsaktionen auf der Straße grundsätzlich kritisch gegen-über, da "den Menschen Botschaften aufgedrängt werden und ein echter Dialog fehlt", so Carla Amina Baghajati von der IGGiÖ.
Strenge Kontrollen
Genehmigt wurde die Aktion von der zuständigen MA 46 (Verkehrsorganisation). „Für die inhaltliche Prüfung sind aber Polizei und Bezirk zuständig“, sagt Pressesprecherin Iris Wrana. Grünen-Bezirkschef Thomas Blimlinger hat zwar mit solchen Aktionen auf der Mahü keine Freude, "weil die Vermutung besteht, dass es diesen Leuten nicht darum geht, über den Islam zu informieren, sondern darum, für den IS zu rekrutieren", so Blimlinger. Doch einfach verbieten könne er Islam-Werbeaktionen nicht, Stichwort Religionsfreiheit. „Jetzt haben wir mit der MA 46 vereinbart, dass sie einmal im Monat dort stehen dürfen", sagt Blimlinger. "Dreimal waren sie in diesem Jahr schon vor Ort. Zurzeit gibt es keine neuen Ansuchen. Doch wir werden das Geschehen sehr genau beobachten. Denn wenn Leute, die öffentlichen Raum nutzen, kriminell sind, müssen wir dagegen auftreten.“
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