Äußere Mariahilfer Straße: Im Schatten der großen Schwester
Innen hui, außen pfui? Die äußere Mariahilfer Straße kämpft gegen ihr Außenseiter-Image.
WIEN. Ein bisschen neidisch ist Einkaufsstraßen-Obfrau Daniela Greve auf ihre Kollegen innerhalb des Gürtels schon. Vor allem jetzt an den Einkaufssamstagen im Advent: Während sich auf der inneren Mariahilfer Straße die Massen tummeln, geht es im Rudolfsheimer Abschnitt der Mahü ruhig, fast vorweihnachtlich besinnlich, zu.
„Die Innere hat halt die Präsenz. Dafür haben wir die bessere Infrastruktur“, sagt Greve. Den Seitenhieb auf die Umgestaltung kann sich die resolute Mariahilferbräu-Chefin nicht verkneifen: „Ich wohne seit fast acht Jahren im 15. Bezirk. Aber seit der neuen Fußgängerzone war ich genau zweimal auf der Inneren einkaufen. Die Erreichbarkeit ist ein echtes Problem – das hör ich auch oft von meinen Gästen.“
Verhandeln am Stammtisch
Auf die andere Seite des Gürtels zu wechseln, sei aber ohnehin nicht nötig: „Bei uns bekommt man auch alles“, so Greve. Dem Vorwurf, der viel zitierte „Branchenmix“ fehle, kann sie nichts abgewinnen. „Ja, wir haben zurzeit elf Friseure. Aber das ist einfach so gewachsen, wir haben als Einkaufsstraße keinen Einfluss darauf. Da muss man bei den Hausbesitzern anpacken.“
Anpacken: Das will Greve, ist sie doch erst seit einem halben Jahr Einkaufsstraßen-Obfrau. Ohne „Connections“ gehe da nichts: „Ich bin sehr bekannt im Bezirk. Gehe ich einkaufen, bleiben die Leute stehen, um mit mir zu reden. Und Bezirksvorsteher Zatlokal und seine Mädels sind regelmäßig bei mir zu Gast.“ Wohl ein Vorteil – denn: „Wer nur auf dem Papier bekannt ist, tut sich schwer.“
Mehr Präsenz schaffen
Greves erklärtes Ziel: mehr Bekanntheit für die äußere Mahü. Unterstützung von der inneren Mariahilfer Straße fehlt bisher, kein Wunder: Wirklichen Kontakt mit den Einkaufsstraßen-Verantwortlichen dort gab es bisher noch keinen. Grevesche Pläne für eine Kooperation gibt es aber bereits: eine Hinweistafeln beim Westbahnhof, die auf die Geschäfte in der Äußeren und der Inneren hinweisen sollen. „Vorne unsere, hinten die Shops der inneren Mahü. Da könnte man sich gegenseitig unterstützen.“ Für die Bewilligung sehe es gut aus, ebenso – Stammtisch sei Dank – für die Finanzierung vom Bezirk.
Und sollte ihr der Bezirk doch einen Strich durch die Rechnung machen, will Greve selbst anpacken. „Dann stell ich das Geld halt in Eigenregie auf.“ Und das glaubt man ihr auch irgendwie.
Klein, aber fein: die Mahü-Spezialisten
• Briefmarken Gilg (Nr. 143):
Sonderstempel oder personalisierte Briefmarken – Philateliefreunde sind hier goldrichtig.
• Kürschner Wolensky (Nr. 146):
Seit mehr als 50 Jahren wird im Pelz-Atelier das alte Handwerk gepflegt.
• Bäckerei Schrott (Nr. 159):
Unser Advent-Tipp: der Dresdner Stollen. Offen ist übrigens auch So. von 7 bis 12.30 Uhr.
• Haushaltswaren Philipp Menning (Nr. 170):
Für ein paar Schrauben oder ein Sieb zum Baumarkt? Gibt’s doch alles hier.
• Blumen Pimmer (Nr. 172):
Blumen und kleine Geschenke – bei Mima Pimmer ist die Auswahl groß.
• Fleischerei Stierschneider (Nr. 184):
Vergessene Gustostückerl wie Ochsenschlepp werden hier noch angeboten.
• Musikhaus lliev (Nr. 197):
Alles von Blockflöte bis Maultrommel gibt es bei Mirjana Iliev. Auch Tauschen ist möglich!
• Nähzugehör Kainrath (Nr. 202):
Jerseyfutter, Knöpfe, Zipps oder Spitzen – ein echter Klassiker für Handarbeitsfans.
Zur Sache: Mariahilfer Straße
Die Mariahilfer Straße ist die längste Einkaufsstraße Europas –
innere und äußere zusammen. Die Mieten in der inneren sind bis zu viermal so hoch wie in der äußeren Mahü. Trotzdem finden sich in der inneren 1.074 Shops auf 1,8 km und in der äußeren Mariahilfer Straße 302 Shops auf 1,5 km.
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