71 Jahre danach: Die "Dorna-Morde" mahnen

Alois Will hat drei brutal ermordeten Juden in Dorna ein Denkmal gesetzt.
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  • hochgeladen von Christian Rabl

DORNA (MANK). Der kleine Ort Dorna ist ein ruhiges Plätzchen. Der Frühling hat längst Einzug gehalten, nur die Buchenhecke rund um die Gedenkstätte erinnert mit ihrem dürren Laub noch an den Winter. Auf einer Holzbank sitzt Alois Will, der seit seiner Geburt hier lebt und als Vierjähriger im April 1945 Schreckliches mit ansehen musste. Tausende ungarische Juden wurden damals – von oft brutalen SS-Männern bewacht – durchs Alpenvorland getrieben. Wie Vieh ließ man sie marschieren, wer nicht weiter konnte, wurde an Ort und Stelle erschossen. Ziel der Todesmärsche waren das Konzentrationslager Mauthausen bzw. das KZ-Außenlager Gunskirchen.

Ein Quartier für die Nacht
Eine Gruppe mit rund 500 ausgemergelten Männern in Sträflingskleidung machte eines Abends Ende April 1945 beim Hof der Familie Will halt. "Die Häftlinge wurden in der Scheune einquartiert", erinnert sich Alois Will. Den Hof führten Mutter, Großmutter und die Kinder mit einem russischen Zwangsarbeiter – der Vater war im Krieg. "Wir Kinder glaubten, dass diese Männer Verbrecher sind. Sie trugen ja Sträflingsgewand", erzählt Will. Einzige Nahrung für die schwachen Kreaturen: Ein Brei aus Mehl und Wasser.
Die grauenhaften Szenen, die sich am nächsten Morgen ereignen sollten, wird Will nie vergessen. "Drei Männer haben sich im Haus versteckt. Einer im Kamin, einer in einem Zwischenboden und einer in der Mehltruhe. Mein Bruder wurde gezwungen, sie zu suchen", so Will.

Ein Tod unter Qualen
Bald waren die Männer gestellt und mussten sich vor der Scheune aufstellen – mit dem Rücken zu den Bewachern, rundherum die weiteren Häftlinge und Einheimische. "Zuerst haben die SS-Männer den Häftlingen ins Gesäß geschossen, sodass sie vor Schmerzen geschrien haben. Nach einiger Zeit haben sie diese dann mit Kopfschuss getötet", ist Will noch heute fassungslos über soviel Brutalität. Die Leichen wurden bei der Scheune beerdigt und Mitte der 50er-Jahre auf den Manker Friedhof überstellt. Die späten Polizei-Ermittlungen in den 60er-Jahren führten – wie so oft in solchen Fällen – zu keinem Ergebnis, die Morde blieben ungesühnt.

2010 entsteht ein Mahnmal
Alois Will trug die Erinnerungen von damals immer bei sich. Während einer Pilgerreise nach Israel wurde seine lang gehegte Überlegung, eine Gedenkstätte zu errichten, konkret. Er berichtete Manks Pfarrer Wolfgang Reisenhofer davon: "Er war sofort dabei und so habe ich ein Komitee gegründet und 2010 ist das Mahnmal für den Frieden entstanden", erinnert sich Will.

"Das kann wieder passieren!"
Seither bekommt er in Dorna in unregelmäßigen Abständen Besuch: "Die Menschen kommen von überall her. Manche wollen reden, andere schauen nur kurz und fahren gleich wieder." Dennoch schließt Alois Will mit leicht resignierendem Ton: "Ich bin sicher, es fänden sich auch heute wieder Henker wie damals. Die Leute sind leider unbelehrbar, das Mahnmal ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein."

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