Mein Tag als: "Müllmann"

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BEZIRK (m.h). Es ist noch Nacht, als ich am Gelände der Firma Kerschner in Mank eintreffe. Meine Uhr zeigt 12 Minuten vor 5 – normalerweise liege ich um diese Zeit noch im Bett. Vor dem Eingang der Firmenzentrale herrscht bereits reges Treiben. Ein Duft von Automatenkaffee, gepaart mit Zigarettenrauch liegt in der Luft. Die knapp 30 Mitarbeiter der Müllentsorgung heißen mich willkommen. Es hat sich herumgesprochen, dass „ana vun da Zeitung“ kommt.

Das Geschäft mit dem Müll
Ich lerne Fahrer Karl und Beifahrer Hubert kennen, welche ich bei der Restmüllentsorgung begleiten darf. Bei leichtem Nieselwetter geht die Fahrt los. Unser Ziel ist Melk. Im Müllwagen ist Platz für drei Personen. Ich sitze in der Mitte und staune nicht schlecht, wie Karl sein knapp 17 Tonnen schweres Gefährt im Griff hat, als wäre es ein Kleinwagen. Seit 26 Jahren ist der gelernte Spengler nun schon bei der Müllabfuhr tätig. Es ist ein guter und sicherer Job, wie er mir versichert, denn Müll wird es immer geben.

Mit einem Knopf ist alles weg
Die ersten Mistkübeln zeigen sich. Hubert steigt aus dem Wagen und macht sich sogleich an die Arbeit. Mittels eines im Fahrercockpit montierten Bildschirms beobachte ich, wie er die Mülltonnen an den Lader aufhängt, sie per Knopfdruck in die Höhe hievt und den Inhalt schließlich „kopfüber“ in den Müllwagen entleert. Im Schritttempo geht es weiter durch die Altstadt. Nach gut zwei Stunden machen wir eine kurze Rauchpause am Parkplatz des Stiftes. Die Sonne ist mittlerweile aufgegangen und der Morgennebel lichtet sich.

Der Müll, der uns allen gehört
Jetzt wird es auch Zeit für mich, die Arbeit im Freien anzupacken. Ich ziehe eine Warnweste über, schlüpfe in die Handschuhe und lege eine Atemmaske auf. Es ist ein besonderes Gefühl auf dem Müllwagen mitzufahren. Ein wenig wie in einem Cabriolet, nur stehend. Und der Gestank? Den riecht man kaum. Die Autos beginnen sich hinter uns zu stauen. Manche Fahrer sind geduldig, andere wirken genervt ob unserer Arbeit, zum großen Unverständnis von Karl und Hubert, denn es sei ja nicht ihr Privatmüll, den sie hier zum Spaß herumfahren, sondern unser aller.

Als die Flut kam
Dankbarkeit für die Müllentsorgung gebe es aber sehr wohl auch, weiß Karl zu berichten. Als das Hochwasser seinerzeit eine Spur der Verwüstung hinterließ, waren die Müllmänner sieben Tage die Woche im Einsatz. Mehrmals täglich mussten die betroffenen Gebiete aufgesucht werden um den Menschen bei der Entsorgung ihres nutzlos gewordenen Hab und Guts zu helfen. Würde man nach solch einer Katastrophe nicht schnell genug handeln, so könnten sich Seuchen und Krankheiten ausbreiten.

Mittagspause am Vormittag
Wir treffen uns zur „Mittagspause“ kurz vor 10 Uhr mit anderen Kollegen, die auch in der Gegend unterwegs sind, in einem Kaffeehaus. Ich erfahre, dass es vier Fahrzeuge bedarf um Melk mit seinen anliegenden Vororten vom Restmüll zu befreien. Insgesamt 60 Tonnen Müll werden am heutigen Tag aus der Stadt abtransportiert.

Zum Entleeren nach St. Pölten
Zurück auf der Straße beginnt die Müllpresse im Wagen immer lauter zu knarren. Ein Zeichen, dass der Container langsam voll wird. Es ist die erste von insgesamt zwei Fahrten am Tag zu der Mülldeponie in St. Pölten. Dort angekommen, wird das Fahrzeug samt Inhalt gewogen, bevor dieser dann in einer offenen Lagerhalle entsorgt wird.

Müllfrauen und Kreuzschmerzen
Ob es unter den Müllmännern auch Frauen gibt? Zumindest nicht im Bezirk Melk. Es ist ein physisch äußerst anstrengender Job, der auch unter die Schwerarbeiterregelung fällt. Rücken- und Gelenkschmerzen sind die häufigsten Krankenstandursachen. Karl erinnert sich, dass in den Zeiten vor der Mülltrennung die Entsorgung sogar um noch einiges kräftezehrender war als heutzutage. Materialien wie Glas, Eisen und ähnlich schweres Gut landeten allesamt in ein und derselben Tonne - wie gut, dass es mittlerweile überall im Bezirk verteilte Altstoff-Sammelzentren gibt.

Und täglich grüßt ...
Seit der Einführung der Mülltrennung hat sich in Sachen Abfallwirtschaft viel getan. Rohstoffgewinnung durch Recycling ist zu einem neuen Wirtschaftszweig mit vielen Arbeitsplätzen geworden. Nicht zuletzt dank der fleißigen Müllmänner, die auch morgen wieder um 5 Uhr früh ihre Schicht beginnen werden, um den Müll im Bezirk zu entsorgen. . . . während viele von uns noch schlafen.

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