Vor allem junge Raucher sind gefährdet
SPITTAL. Zum Thema Rauchen und seine Folgen, besondern bei jüngeren Menschen, nimmt der Lungenfacharzt Gernot Moder Stellung.
"Österreich ist das Land in Europa mit dem höchsten Anteil an rauchenden Jugendlichen", klagt der 1955 in Graz gebürtige Mediziner, der sich 1993 in der Bezirksstadt niedergelassen hat. Gerade bei Heranwachsenden mit ihren noch nicht vollständig entwickelten Lungen sei die Gefahr der bleibenden Lungenschädigung sehr hoch. Dr. Moder: "Je früher Jugendliche mit dem Rauchen beginnen, umso rascher entwickeln sie typische Zeichen eines durch Tabakrauch verursachten Schadens an Bronchien und Lungen, nämlich COPD (unter "Chronic Obstructive Pulmonary Disease" ist der englischer Begriff für eine chronisch entzündliche Erkrankung vor allem der Bronchien, die durch Stäube ausgelöst wird und langsam fortschreitet, zu verstehen).
Anzeichen dafür sind produktiver Husten, Rasselgeräusche über den Lungen morgens und abends, wenn sich Schleim ansammelt, Atemnot bei Belastung. Anfängliche Stadien dieser Schädigungen sind durchaus voll rückbildungsfähig, so der Experte weiter. "Ist aber die Schädigung zu groß ( COPD ab Stadium II aufwärts) benötigen diese Menschen schon im mittleren Lebensalter regelmäßig Medikamente, manche von ihnen schon Sauerstoff: Das alles ist absolut vermeidbar."
Befragt, ob Passivraucher tatsächlich unter dem "blauen Dunst" leiden, antwortet Dr. Moder mit einem eindeutigen "Ja". Passivraucher entwickelten teilweise sogar eine sogenannte Passivrauchlunge, die gleich beziehungsweise ähnlich schwer verlaufen könne wie eine Raucherlunge.
Wie sehen die Symptome aus?
Woran kann ein Raucher erkennen, dass er bereits geschädigt ist? Nikotin als Nervengift und die Rauchbestanteile (das sind Partikel meist kleiner als 1µm, meist sogar bei 0,1 µm) schädigen die feinen Lungenbläschen und können auch über diese in den Kreislaufaufgenommen werden und dort eine systemische Entzündung verursachen. Das heißt übersetzt, so Dr. Moder, seit 1999 Fachgruppenobmann der Kärntner Lungenfachärzte: Alarmsignale aus Lunge und Bronchien, wenn sie geschädigt werden in Form von so genanntem produktiven Husten, Atemnot bei Anstrengung, eventuell sogar Bluthusten. Und auf der anderen Seite kommt es zu Gefäßschäden an den Beinarterien (Schmerzen in den Beinen führen zur sogenannten Schaufensterkrankheit, bei der der Fußgänger alle paar Meter stehen bleiben muss), an den Hirnarterien (Schwindel, Blutdruckschwankungen usw. können zum Schlaganfall führen) und an den Herzkranzgefäßen (Enge in der Brust, Atemnot in Ruhe, starke Schmerzen hinter dem Brustbein führen zum Herzinfarkt).
Wann wieder total "clean"?
Wie lange dauert es, bis ein Raucher die Folgen seiner Sucht (vollständig) abgebaut hat? Dr. Moder: "Es dauert zumeist mindestens fünf, meistens jedoch zehn Jahre, bis die Folgen abgebaut sind. Allerdings gilt das nur für frühe Stadien der Lungenschädigung."
Schließlich die Frage aller Fragen: Wie kann man sich am besten das Rauchen abgewöhnen? " Der Lungenspezialist, dessen Ordinationsprogramm auch Raucherberatung und CO-Messung zur Feststellung der Nikotinbelastung umfasst, entgegnet: "Wenn's nur so einfach wäre...Den richtigen Schalter im Kopf suchen, finden und drücken und dann konsequent bleiben." Konkret könne man so beginnen: Nicht mehr rauchen im Auto, in der Wohnung, nur mehr auf dem Balkon. Dann sollten nur noch Nichtraucher-Cafés und Gasthäuser aufgesucht werden, da dann zum Rauchen hinausgegangen werden müsse. Schließlich sollte man die "klassischen Koppelungen" beenden: Eine Zigarette zum Kaffee oder nach dem Essen oder zur Selbstbelohnung, "wenn ich etwas gut gemacht habe"
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