MAMUZ: "Wir renovieren und Sie als Besucher sind live dabei"

Foto: Mamuz Asparn

Der Zahn der Zeit hält auch nicht vor Museumsobjekten bzw. historischen Nachbauten. Und so ist es an der Zeit, dass so manches Dach und so mancher Boden neuen Glanz bekommt. Der Schwellenbau im archäologischen Freigelände des MAMUZ Schloss Asparn/Zaya wird mit einem neuen Lehmstampfboden ausgestattet, das Schilfdach des Kellerhauses wird in Stand gesetzt und der Brunnen wird weitgehend neu gebaut. Weiters werden vier Lehmkuppelöfen
und ein Holzboden im Langhaus neu aufgesetzt. Die Arbeiten finden im Mai und Juni statt und werden auch der Experimentellen Archäologie Raum geben. Sie als BesucherInnen haben in dieser Zeit die Möglichkeit den Archäologen und Handwerkern über die Schulter zu schauen, so manches historische Handwerk enthält wertvolle Tipps.

Brunnen in Kastenbauweise
Das Highlight der Renovierungsarbeiten ist der Brunnenkasten. Beinahe zwanzig Jahre lang war das nachgebaute Modell im Freigelände zu bestaunen. Nun macht sich die Witterung bemerkbar und die einzelnen ineinander eingepassten Teile des Brunnens, aus Holz, verlieren ihre Festigkeit.

1995 wurde mit prähistorischen Techniken der Experimentellen Archäologie, also mit Werkzeugen von „damals“, der Brunnen nachgebaut, um zu sehen, wie lange man in der Jungsteinzeit dafür gebraucht haben könnte. Schon allein das Entrinden der Eichenbohlen nahm 14 Stunden in Anspruch.

Schon bei der Errichtung 1995 kamen Erkenntnisse über die Holztechnologie der Jungsteinzeit zutage, die nur im archäologischen Experiment herausgefunden werden konnten, etwa dass die Menschen der Jungsteinzeit genau wussten welches Holz sie verwenden konnten und zu welcher Jahreszeit sie es fällten mussten. Drei Meter Höhe umfasst der Brunnenkasten und jedes einzelne Holzstück konnte aufgrund der individuellen Bearbeitung nur an dem einen Platz eingepasst werden für den es gefertigt worden war. Es bleibt abzuwarten, auf welche neuen Techniken und neues Wissen aus der Jungsteinzeit die Wissenschaftler beim neuen Bau stoßen.

„Die bandkeramischen Brunnenfunde der letzten Jahrzehnte – zu denen
auch der „Glücksfund“ von Schletz gezählt werden darf – haben uns
gezeigt, dass die Holztechnologie des beginnenden Neolithikums viel
entwickelter und ausgereifter war, als wir bis dahin dachten. Durch
unsere praktischen Experimente beim Brunnenbau konnten wir
beweisen, dass die als „Schubleistenkeile“ bezeichneten Steingeräte ausschließlich im spezialisierten Holzhandwerk der ersten Bauern verwendet worden sind. Diese archäologischen Experimente werden nun fortgesetzt und versprechen nun neue wissenschaftliche Erkenntnisse“, so Mag. Wolfgang Lobisser, VIAS, dem interdisziplinäre Forschungszentrum für Archäologie der Universität Wien.

Schwellenbau – Kellerhaus – Brotbacköfen – Jungsteinzeitliches Langhaus

Der Schwellenbau ist ein besonderes Haus, es hat keine Pfostensetzungen im Boden, sondern ist auf großen Steinen und Schwellen gebaut. Durch seine erhöhte Lage schwingt der Boden. Dieses Schwingen und die natürliche Abnutzung der Materialien durch intensive Begehung der Besucher haben dazu geführt, dass der Lehmstampfboden nun neu gestaltet wird. Besucher und Besucherinnen können die Archäologen beim Abmischen des Lehms und beim Bau des Bodens beobachten.
Die Hallstattzeitliche Brotbackhütte bekommt vier neue Lehmkuppelöfen. Ein Weidengeflecht stabilisiert die Öfen während des Baus. Nachdem das Lehmgemisch darauf aufgebracht ist, werden die Öfen langsam angeheizt und so für ihre weitere Verwendung bereit gemacht. Bei den historischen Festen im Urgeschichtemuseum MAMUZ sehen die BesucherInnen die Öfen dann in Verwendung, wenn das Feuer brennt, gekocht wird und Brot gebacken wird.
Im Jungsteinzeitlichen Langhaus wird in einem Abschnitt ein Holzboden eingezogen. Archäologische Interpretationen des Befundes zeigen, dass sich im Langhaus von Schwechat, das im Freigelände rekonstruiert ist, möglicherweise in einem der drei unterteilten Bereiche ein Holzfußboden befand. Diesen werden nun die Experimentalarchäologen nachbauen.

Das archäologische Freigelände des MAMUZ als Zentrum der experimentellen Archäologie in Niederösterreich
Seit 1970, als das Museum für Urgeschichte des Landes Niederösterreich die ersten historischen Hütten gebaut und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, wurden immer wieder neue Gebäude errichtet. Für das Museum ist es wichtig, der Experimentellen Archäologie Raum zu geben, sodass Werkzeuge und Arbeitsprozesse von „damals“ ausprobiert werden können. Das archäologische Experiment ist seit jeher im Freigelände des Schlosses Asparn/Zaya verankert. Seit Bestehen wurde immer wieder Wert auf die Klärung historischer Fragestellungen durch praktische Versuchsanordnungen gelegt, vorwiegend im Rahmen der Errichtung historischer Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Im Rahmen der Neubauten und Renovierungen findet dies stets Berücksichtigung. „Es ist uns ein großes Anliegen das Wissen um die historischen Techniken an unsere Besucher und Besucherinnen weiterzugeben, daher haben sie auch im Rahmen der Öffnungszeiten die Möglichkeit den Archäologen über die Schulter zu schauen und einen Einblick in die Experimentelle Archäologie zu bekommen“, so Matthias Pacher, Geschäftsführer des MAMUZ.

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