100 Jahre Nationalparkidee Salzburg

Foto & Text: NPHT

Vor 100 Jahren wurden auf Initiative des damaligen Salzburger Landtagsabgeordneten und Kenner der ersten US-amerikanischen Nationalparks, Dr. August Prinzinger, die ersten Grundstücke im Felber- und Stubachtal durch den Verein Naturschutzpark angekauft, um auch in den Hohen Tauern umzusetzen, was es zu dieser Zeit nur in den USA und in Schwedisch-Lappland gegeben hat: die Nationalparkidee. Ziel war und ist großflächige, naturbelassene Ökosysteme für die kommenden Generationen in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten und den Menschen ein eindrucksvolles Naturerlebnis zu ermöglichen.

"Die Begeisterung ist nachvollziehbar"
„Wenn ich die neu aufbereitete Geschichte unseres Nationalparks lese, kann ich die Begeisterung, das Naturschutzengagement und den Pioniergeist Prinzingers vor 100 Jahren sehr gut nachvollziehen“, berichtet NP-Referentin Dr. Astrid Rössler von ihrer ersten Leseprobe. Wie auch heute oft war Naturschutz ebenso damals eine Auseinandersetzung zwischen kurzfristigen Profiten und Respekt vor dem nachhaltigen Umgang mit der Natur. Im Nationalsozialismus wurde die Nationalparkidee für Propagandazwecke missbraucht, in der jüngeren Nachkriegsgeschichte stand die Idee konträr zum Wirtschaftsaufschwung – und damals wie heute tauchen immer wieder Sorgen und Ängste der Bevölkerung auf, wenn es um Nationalparkgesetz und -verordnungen geht. „Ich bin froh, dass die Nationalparkverwaltung die Initiative ergriffen hat, die wechselvolle Geschichte des Nationalparks historisch aufarbeiten zu lassen“, so Rössler.

Autoren gesucht und gefunden
Bereits Anfang 2012 hat NP-Dir Wolfgang Urban ein geeignetes Autorenteam gesucht und mit Patrick Kupper, Dozent für Geschichte der Neuzeit an der ETH Zürich und Anna-Katharina Wöbse, freie Umwelthistorikerin in Bremen gefunden. Sie und weitere Historiker für einzelne Zeitabschnitte wurden beauftragt, die wechselhafte und kontroverse Geschichte des Nationalparks - vom Anfang des 20. Jahrhunderts, über die erste Republik, den Nationalsozialismus, die Nachkriegszeit und schließlich bis in die Gegenwart hinein - zu verfolgen und mit der europäischen und internationalen Naturschutzgeschichte zu verknüpfen. „Insbesondere haben uns auch die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen interessiert, welche dann die weltweite Nationalparkidee in unser ganz spezifisches Umfeld einer über viele Jahrhunderte sich entwickelnden Region übersetzt haben. Die ersten Nationalparks in Amerika waren ja ganz anders, immer fernab jeder Zivilisation entstanden, die vorgefundenen Stämme der ‚first nations‘ wurden kurzerhand vertrieben oder in Reservate gedrängt“, erzählt Urban.

Historischer Schauplatz eines jahrhundertelangen Ringens
Das Forschungsprojekt und so auch die populärwissenschaftliche Zusammenfassung in den Wissenschaftlichen Schriften des Nationalparks porträtiert daher auch die Akteure und ihre Aktionen, schildert Konflikte und wie sie entstanden sind, aber auch wie sie beigelegt werden konnten. Als historischer Schauplatz eines jahrhundertelangen Ringens um Nützen und Schutz erscheinen Region und Nationalpark Hohe Tauern in einem neuen Licht. „Neu insofern, da die von den Nationalparkverantwortlichen selbst immer verkürzt dargestellte Geschichte stets bei der politischen Erklärung von Heiligenblut 1971 begonnen hat und dabei die Pionierleistungen aus der Gesellschaft meist ausgeblendet wurden“, freuen sich Rössler und Urban.

Wissenschaftliche Schrift - Gespräche mit Zeitzeugen
Da es - trotz der herausragenden Bedeutung des Nationalparks Hohe Tauern - wenig Forschungsliteratur zur Geschichte dieses Schutzgebiets gibt, wird mit dieser wissenschaftlichen Schrift Neuland betreten. Die Studie beruht auf der Auswertung von umfangreichem Archivmaterial aus zahlreichen Sammlungen und Archiven Österreichs und Deutschlands. Außerdem wurden Gespräche mit Zeitzeuge und heute Aktiven geführt.

Leicht verständlich
„Wie auch schon bei den bisher erschienen Wissenschaftlichen Schriften ‚Pflanzen‘, ‚Tiere‘, ‚Almen‘, ‚Geologie‘, ‚Wasser‘ und ‚Schmetterlinge‘ wird komplexe wissenschaftliche Arbeit ob naturwissenschaftlich oder – wie hier erstmals historisch – dennoch leicht verständlich und spannend präsentiert. Das ist genau das, was die Nationalparkidee neben dem Schutzgedanken meint, wenn es darum geht, die Menschen zu begeistern“, ist Rössler überzeugt.

Die Geschichte des Nationalparks ist ein wichtiger Teil der Europäischen Naturschutzgeschichte, hat aber auch viele regionale, lokale und auch persönliche Akzente und Besonderheiten. Genau diese, in der regionalen Bevölkerung noch präsenten Aspekte, Geschichten und Orte sollen nicht ganz vergessen werden.

Das im Tyrolia Verlag erschienene Buch kann um 16,90 Euro in der Nationalparkverwaltung bestellt werden.
Tel. 06562 40849-0, nationalpark@salzburg.gv.at

Titel: Geschichte des Nationalparks Hohe Tauern
AutorInnen: Patrick Kupper & Anna-Katharina Wöbse
Mit Beiträgen von: Ute Hasenöhrl, Georg Stöger, Ortrun Veichtlbauer und Ronald Würflinger
Herausgeber: Nationalparkverwaltung Hohe Tauern Salzburg
Verlag: Tyrolia-Verlag, Innsbruck
ISBN: 978-3-7022-3298-6
© 2013, Salzburger Nationalparkfonds Hohe Tauern, Gerlos Straße 18, A-5730 Mittersill
Preis: € 16,90 zuzügl. Versandkosten
Bezugsadresse: Nationalparkverwaltung Hohe Tauern, Gerlos Straße 18, A-5730 Mittersill, 203 Seiten, ca. 200 farbige Abbildungen
Erschienen im November 2013.

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