Der einzige Zitherbauer in der Steiermark

Andreas Voit ist Zitherbauer. Seit Februar hat er in Langenwang auch eine eigene Firma. | Foto: Voit
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"Steiermarkweit bin ich der einzige Zitherbauer. Österreichweit sind wir zu viert und weltweit gibt es, soweit ich weiß, 15 Zitherbauer, die aber größtenteils nicht vom Zitherbau leben", so Andreas Voit. Der 26-Jährige ist seit Februar selbstständig als Zitherbauer tätig, führt in seiner Werkstatt in Langenwang auch Reparaturen, Servicearbeiten und Begutachtungen durch.
Andreas Voit absolviert derzeit ein Masterstudium an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz im Fach Zither Instrumentalpädagogik und arbeitet in verschiedenen Musikschulen in Niederös-terreich als Lehrkraft für Zither und steirische Harmonika. "Ich arbeite so oft es mir möglich ist in der Werkstatt, oftmals nehme ich mir Instrumententeile mit in die Studentenwohnung und arbeite auch dort daran. Es macht mir einfach große Freude, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben", sagt Voit.

Die ersten Projekte

"Ich war schon als kleiner Bub immer in der Werkstatt meines Großvaters, dieser war Zimmerer und Tischler und hat mir viele Techniken und Kniffe im Kindesalter gezeigt", so Voit. Der Onkel von Andreas Voit war Gitarrenbauer. "Im Alter von 14 Jahren kam der Lehrmeister meines Onkels, der Begründer der Hallstätter Instrumentenbauschule zu uns auf Besuch und sah meine Bastelprojekte. Die mussten ihn beeindruckt haben, da er mich zu einem zweimonatigen Aufenthalt nach Hallstatt lud und mir dort einen Einblick in den Instrumentenbau gab. Ich kam begeistert nach Hause und startete sofort meine ersten 'Projekte'", erklärt Voit, der neben Zither und steirischer Harmonika auch Gitarre, Klarinette, Fagott, Klavier und Maultrommel gelernt hat.
Andreas Voit begann eine Lehre zum Tischler, die er 2009 mit Auszeichnung abschloss. "Zitherbauer ist ein Beruf, den man nicht mehr lernen kann. Ein mittlerweile fast schon ausgestorbenes Handwerk. Auch wenn man die Ausbildung zum Saiteninstrumentenbauer macht, wird die Zither nicht behandelt, da die Zither eine zu kleine Nachfrage aufweist", sagt der Langenwanger. Während seiner Lehrzeit machte er an der Abendschule die Matura und mit dieser auch eine Prüfung in Holzkonstruktion. 2015 legte er die Prüfung zur individuellen Befähigung ab, um als Zitherbauer arbeiten und eine eigene Werkstatt eröffnen zu können.
Gemeinsam mit Angelika Derkits, Zitherlehrerin in St. Pölten, hat Andreas Voit sogar ein eigenes Kinderzithermodell entwickelt, welches für den elementaren Musikunterricht geeignet ist. Bis so eine Zither fertig ist, dauert es einige Zeit. Je nach Bauart braucht Voit beispielsweise für ein Modell für Jugendliche etwa 50 Stunden, Kinderzithern sind schneller fertig. Beim aufwendigsten Modell, einer Harfenzither, kann der Aufwand schon bis zu 200 Stunden betragen.
Vorwiegend wird mit Fichte, Ahorn, Buche, Birne, Ebenholz, Nuss und Palisander gearbeitet. Das Kundenfeld von Andreas Voit ist breit gestreut. "Vom Universitätsprofessor und LehrerInnen bis zum/zur HobbyspielerIn, MusikschülerInnen und Enthusiasten, Museen und Sammlern ist alles dabei", sagt Voit.

Ein Handwerk
mit viel Taktgefühl

Die Gitarre vom Diskonter: Für viele ein willkommenes Schnäppchen, für Rupert Hofer, seines Zeichens Landesinnungsmeister der Musikinstrumentenerzeuger, schlechthin ein Albtraum: "Das sind regelrechte Flurschäden, die da angerichtet werden", bringt es der gelernte Geigenbauer auf den Punkt. Für "gute Stimmung" sorgen derartige Beispiele in der Branche jedenfalls nicht. "Wir erleben es gerade, dass sich die Spreu vom Weizen trennt, sprich Billigstanbieter treffen auf ein qualitativ hochwertiges Angebot, das nur wir Fachhändler bieten können", so Hofer.

Durch Beratung punkten
Österreichweit gibt es rund 440 aktive Musikinstrumentenerzeuger, "viele davon nur mehr als Einzelunternehmen", wie Rupert Hofer berichtet. Dennoch will der steirische Landesinnungsmeister nichts vom Sterben seines Berufes hören: "Die Zukunft liegt in der Beratung. Und auch diese muss dem Kunden etwas wert sein."
So verrechnet Hofer pro Beratungsgespräch eine gewisse Summe, die der Kunde beim Kauf eines Instruments in seinem Geschäft natürlich wieder refundiert bekommt. "Warum soll ich mein Wissen und vor allem meine Zeit kostenlos zur Verfügung stellen, wenn dann im Internet gekauft wird", argumentiert der Geigenbauer.
Tatsächlich steckt hinter dem Beruf des Musikinstrumentenbauers, der übrigens zu den Kunsthandwerken zählt, eine aufwendige Lehre mit anschließenden "Wanderjahren" und schlussendlich der Meisterprüfung. Im Zuge der Lehre spezialisiert man sich auf eine Instrumentengruppe wie Streich-, Zupf- oder Blechblasinstrumente. "Das Tätigkeitsfeld ist dann ja weit vielfältiger", berichtet Rupert Hofer, Landesinnungsmeister der Musikinstrumentenerzeuger. "Wir bauen nicht nur neue Instrumente, sondern restaurieren und schätzen Instrumente und stellen beispielsweise auch Bescheinigungen über die Verarbeitung aus." Alles Wissen, das man wohl kaum beim Diskonter oder im Internet findet.

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