Alternativen gesucht

Informierten beim Rail-Tag. Franz Lückler, Christian Buchmann, Ralf Meinsen. | Foto: Pfister

Autor: Wolfgang Pfister

„Zug um Zug in die Zukunft“. So lautet das Motto des steirischen Mobilitäts-clusters ACstyria.

ZELTWEG. Die Bahn ist das klimafreundlichste Verkehrsmittel hierzulande – und dennoch: Allein im Vorjahr wurden fast 160 tausend Tonnen CO2 in die Erdatmosphäre gepumpt. Geht es nach dem Steirischen Mobilitätscluster ACstyria muss dieser Wert in Zukunft noch stärker gesenkt werden, verursachen doch gerade Verschub-Lokomotiven enorme Emissionen: Eine Stunde Voll-Last-Betrieb einer Verschub-Lokomotive entspricht circa den Emissionen von 246.000 Pkw-Kilometern.
Das will der Mobilitätscluster nun ändern: Mit dem innovativen Forschungsprojekt „InnoLok“ wird versucht, das Potenzial für alternative Antriebstechniken in der Bahnindustrie auszuloten. Vorgestellt wird das innovative Projekt im Rahmen des ACstyria-Rail-Tages (Tag der Bahnsystemtechnik) bei der voestalpine in Zeltweg.

Weiterentwicklung

„Der heuer zum dritten Mal stattfindende Rail-Tag des ACstyria dient dazu, die Unternehmen aus dem Bahnsektor miteinander zu vernetzen, um so den Wissenstransfer zu forcieren und die Wertschöpfung in der Steiermark zu erhöhen“, erklärt Wirtschaftslandesrat Dr. Chris-tian Buchmann. „Wir haben den ACstyria in den letzten Jahren zum umfassenden Mobilitätscluster weiterentwickelt und zusätzlich zum Kernbereich Automotive die Luftfahrt und die Bahnsystemtechnik integriert. Mit dieser Ausrichtung setzen wir auf Wachstum durch Innovation, damit bestehende Jobs gesichert und neue geschaffen werden können“, bestätigt der Wirtschaftslandesrat, der die hohe Bedeutung des Themas Mobilität als einen von drei Leitthemen der Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020 hervorstreicht.

Reduktion von C02-Ausstoß

Dieser hohe Innovationsgrad der heimischen Unternehmen spiegelt sich vor allem in „InnoLok“. – Ziel ist es, weiter CO2 einzusparen: „Dazu werden nun zwei Verschubloks-Prototypen entwickelt: Einer davon soll mit Gas, der andere mit Wasserstoff betrieben werden“, erklärt ACstyria-CEO Lückler. Für den gesamten europäischen Raum könnte das Forschungsprojekt eine Vorreiterrolle einnehmen: „Die Umrüstung von dieselbetriebenen Fahrzeugen auf alternative Antriebe würde eine immense Verbesserung der CO2-Bilanz bewirken – das wäre der Zug der Zukunft“, weiß der ACstyria-CEO.
Der Grund: Mit wasserstoff- bzw. gasbetriebenen Lokomotiven könnte der Emissionsausstoß halbiert werden. Gerade im europäischen Raum könne man hier ansetzen, glaubt Lückler: „Hier gibt es ein Potenzial von noch rund 40.000 aktiven Verschubloks, die man umrüsten könnte“, unterstreicht der ACstyria-CEO.

Neuer Markt

„Im Bereich der Antriebstechnologie könnte sich hier auch folglich ein interessanter Markt für einige unserer rund 220 Partnerbetriebe ergeben“, will Lückler für die rund 50 Bahn-Unternehmen (mit ca. 10.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 4,25 Milliarden Euro) im ACstyria aus dem Bereich Antriebstechnologien neue Märkte erschließen. „Das sorgt auch bei kleinen und mittelständischen Zulieferern für Wertschöpfung und Arbeitsplätze“, weiß der ACstyria-CEO. Insbesondere bei den regionalen Bahnzulieferern ortet Lückler hier großes Marktpotenzial: „Für unsere Bahn-Betriebe wie die Graz-Köflacher Bahn (GKB) und die Steirischen Landesbahnen könnten sich durch alternative Antriebe neue Geschäftschancen ergeben, da Alternativantriebe – speziell im Vergleich mit der reinen Elektrifizierung – für Unternehmen, auf Dauer gesehen, günstiger kommen.“ Einzelne Bahnstrecken-Abschnitte auf alternative Antriebe umzurüs-ten, sei, auf lange Sicht gesehen rentabel, betont Lückler.

Leiser Wandel

Der ACstyria-CEO glaubt außerdem, dass auch im Bereich der Intralogistik die steirischen Bahnzulieferer durch alternative Antriebe stärker zum Zug kommen könnten: „Beispielsweise für die Verteilung von Komponenten und Waren auf einem Betriebsgelände, da wasserstoffbetriebene Verladefahrzeuge auch sehr viel leiser als gewöhnliche Verbrennungsmotoren sind.“

Internationale Kooperation

Dafür baut man auf internationale Kooperationen: „Für dieses Projekt arbeiten wir mit einem der größten Bahncluster Europas, dem Kompetenznetz Rail Berlin-Brandenburg (KNRBB), zusammen“, so Lückler. Eine Kooperation, die für beide Seiten befruchtend wirkt: „Wir wollen ein internationales Projekt initiieren, das die Schadstoff-Ausstöße europaweit senkt“, erklärt auch der KNRBB-Clustermanager Ralf Meinsen.

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