„Weil ich die Leute gern mag!“

Silvia und Günther Platter heirateten 1978 und haben zwei Söhne groß gezogen. | Foto: Tamerl
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  • Silvia und Günther Platter heirateten 1978 und haben zwei Söhne groß gezogen.
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TIROL. Ein herzliches „Griaß di“, ein kurzer und fester Händedruck. Günther Platter kommt mit einem freundlichen Lächeln pünktlich zum vereinbarten Termin. Seine 60 Jahre sieht man ihm nicht an und neben seinen hohen politischen Ämtern ist er vor allem eines geblieben: Mensch. Platter kennen mittlerweile 99 Prozent aller Tiroler. Kennen sie ihn wirklich?
Seine Wurzeln hat Günther Platter – wie übrigens auch Eduard Wallnöfer – in Südtirol. Seine Familie wanderte 1940 nach der Option in Italien aus Laas im Vinschgau nach Zams aus. Seine – trotz allem – schöne Kindheit in der Südtirolersiedlung in Zams war geprägt von Bescheidenheit, die Erziehung streng. Gerade diese Bescheidenheit prägt Platter heute noch. Und noch etwas hat er von zu Hause mitbekommen: die Liebe zur Musik. Bereits mit sechs Jahren erhielt der begabte Günther Unterricht in Gitarre, obwohl in der Familie nicht gerade Milch und Honig geflossen sind. Durch den Vater wurde er auch Mitglied in der MK Zams, erste Versuche an der Trompete scheiterten. Bald war sein Instrument gefunden: 27 Jahre lang spielte er in der Zammer Kapelle das Tenorhorn.
Noch heute greift er gelegentlich zum Instrument, wenn eine Musikkapelle bei einem Termin aufspielt.
Aber nicht nur die Blasmusik begeisterte den jungen Musikus, die Band „Satisfaction of the Night“ wurde gegründet und er griff mit seinem Bandkollegen Hermann Delago lautstark in die Saiten. Platter war damals zwölf. Klar, dass er seine Haare lang trug, was zu manchen Diskussionen in der Familie führte.
Ein weiteres Steckenpferd ist für ihn heute noch unverzichtbar: der Sport. Drei bis viermal pro Woche eine Stunde laufen, Bergtouren und im Winter Skitouren. Aber auch im Sport wollte er Höchstleistungen. Es sei ein unbeschreibliches Gefühl, in New York beim Marathon nach 42,195 km über die Ziellinie zu laufen. Bei zehn Marathonläufen ist Platter gestartet und ist alle zu Ende gelaufen. „Der eiserne Wille, ins Ziel zu kommen, das lässt mich durchhalten, damals beim Marathon und heute in der Politik.“

Buchdruck und Gendarm

Mit 15 begann er eine Buchdruckerlehre, es musste Geld verdient werden, ein Studium war kein Thema. Nach dem Sieg beim Lehrlingswettbewerb und der Gesellenprüfung folgten drei Jahren als Buchdrucker. Die Firma schlitterte in den Konkurs, Platter war arbeitslos. „Eine schreckliche Erfahrung.“ So fasste er 1976 den Entschluss, zur Gendarmerie zu wechseln. Nach der Grundschulung wurde er zum Motorradpolizisten ausgebildet, auch die Alpinausbildung absolvierte er. Sehr ernst wird der gut gelaunte Platter, wenn er aus der Gendarmeriezeit erzählt. Familiäre Gewalt und Kindesmissbrauch, die schlimmsten Erlebnisse als Beamter. Bis 1994, dem Beginn seiner Tätigkeit als Nationalrat, blieb er bei der Gendarmerie.
1978 heiratete er seine Frau Silvia, zwei Söhne hat das Ehepaar großgezogen. Ja, durch die Politik ist er viel unterwegs, „dadurch ist halt nicht immer alles wie in einer klassischen Familie abgelaufen.“

Politik, nein danke

Eine Versammlung im Gasthaus "Gemse" in Zams sollte sein Leben später extrem beeinflussen. Der damalige Zammer Bürgermeister Walter Fraidl setzte ihn ohne sein Wissen und ohne seine Zustimmung auf eine Vorwahlliste zur Gemeinderatswahl 1986, bei dieser Vorwahl wurde er an die dritte Stelle gereiht. Somit begann Platter seine politische Laufbahn in Zams als Gemeinderat. „In die Politik wollte ich eigentlich nie.“ Platter war elf Jahre Bürgermeister von Zams.

Glattes Wiener Parkett

Insgesamt elf Jahre lang war er in Wien als Nationalrat, Verteidigungsminister und Innenminister tätig. Innenminister zu sein, war die härteste Aufgabe. „Weil diese Entscheidungen fast immer mit menschlichen Schicksalen verbunden sind.“ Am glatten Wiener Parket ist Platter selten ausgerutscht. Aber ein politisches Amt in Wien würde er sicher nicht mehr annehmen.

Keine Pensionsgedanken

Viel war und ist Platter als Landeshauptmann seit 2008 in Tirol unterwegs. Und sehr gerne unterwegs. Die Menschen faszinieren ihn, draußen fühlt er sich wohl. Wenn er über seine Arbeit für die Menschen erzählt, blüht Platter auf. Belastung sei es keine, weil „i die Leit' gern mag.“ Trotz des nichtvorhandenen Privatlebens, das er als Landeshauptmann naturgemäß nicht hat. Natürlich kommen viele Wünsche und Bitten auf den Landeshauptmann zu. „Doch ich versuche immer, den Leuten Antworten zu geben. Auch wenn nicht immer alles positiv erledigt werden kann.“ Ob er sich in Tirol sicher fühle? „Wir leben in einem Land, in dem der Landeshauptmann ohne Bodyguard unter die Menschen gehen kann. Ja, ich fühle mich sehr sicher in Tirol.“
Pensionsgedanken hat Günther Platter keine, wenn er gesund bleibt, wird er 2018 die ÖVP in die Landtagswahl führen. „In der ÖVP herrscht ein gutes Klima, ich brauche keine Streitigkeiten zu schlichten, ich kann mich um die Regierungsarbeit kümmern.“ Den Umgang mit kritischen Geistern – auch parteiintern – sieht er als Herausforderung. „Wenn es richtig eng wird, fühle ich mich am wohlsten.“ Natürlich habe er Fehler gemacht und menschliche Enttäuschungen erlebt. „Aber dadurch lernt man sich weiterzuentwickeln.“
Offizielle Feiern wird es zu seinem 60er keine geben, auch hier übt sich Platter in Bescheidenheit. Ein gutes Fläschchen Wein wird aber schon geöffnet. „Weil ja der Wein ein Gesundheitselixier ist“, schmunzelt Platter, der auch gerne ein Tröpferl aus Südtirol genießt.
Einen Geburtstagswunsch an die Tiroler hat der Landeshauptmann aber schon: „Dass in Tirol das friedliche und soziale Zusammenleben funktioniert, die gegenseitige Akzeptanz und Toleranz im Land gewährleistet bleibt und jenen geholfen wird, die sich schwerer tun.“

Silvia und Günther Platter heirateten 1978 und haben zwei Söhne groß gezogen. | Foto: Tamerl
27 Jahre lang spielte Platter Tenorhorn bei der MK Zams – hier als Gast bei der MK Angerberg. | Foto: Krautgasser
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