Nach Einbruch: Literaturhaus befürchtet Datenmissbrauch
Die Kontaktdaten zehntausender Autoren aus Österreich waren auf den vier gestohlenen Rechnern.
NEUBAU. Es war ein Bild der Verwüstung: Alle Türen waren aufgebrochen, Gegenstände lagen verstreut am Boden und die Splitter der zerbrochenen Glastüre übersäten den Raum. Nach dem Einbruch in das Literaturhaus in der Seidengasse steht man immer noch unter Schock. "Wir sind hier alle verunsichert", sagt Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen und Autoren, die ihren Sitz im Literaturhaus hat.
Das hat auch einen guten Grund: Denn dies war kein gewöhnlicher Einbruch, sondern der Diebstahl der größten Literaturdatenbank Österreichs. Insgesamt vier Rechner wurden entwendet, darauf die Kontaktdaten zehntausender Autoren, deren Biografien, Arbeitsbeziehungen und vieles mehr.
Zeitalter des Datenhandels
Die große Sorge nun im Literaturhaus: "Wir leben im Zeitalter des Datenhandels. Und mit diesen Informationen kann man ziemlich genaue Personenprofile der Autoren erstellen", so Ruiss.#+Seine Befürchtung ist nun, dass diese Daten in die falschen Hände gelangen. "Ich will nicht paranoid sein, aber das wäre schlimm." Damit meint Gerhard Ruiss politischen Missbrauch. "Es gibt abstruse Gruppen, die Listen von Staatsfeinden machen. Ich war selbst schon auf so einer", sagt Ruiss, der selbst Autor ist.
Hinzu komme nun ein unsicheres Gefühl am Arbeitsplatz. "Wir verstärken zwar jetzt die Sicherheitsmaßnahmen, aber so gut kann man sich gar nicht schützen, dass man nicht irgendwie hereinkommt." Denn viele Mitarbeiter seien bis spät abends und auch nachts im Literaturhaus. "Da hat man schon ein mulmiges Gefühl." Außerdem gibt es im Literaturhaus zahlreiche Unikate, die man nicht ersetzen kann. Darunter etwa Zeitschriften aus den 1950er- und 1960er-Jahren mit Beiträgen von Ernest Hemingway und dem Maler Ernst Fuchs, der später nie wieder geschrieben hat.
Spuren werden derzeit ausgewertet
Ruiss’ Hoffnung ist nun, dass es sich nicht um Datendiebe, sondern um gewöhnliche Einbrecher handelte, die "die Festplatten einfach um 50 Euro weiterverkaufen". Ob es so ist, kann die Polizei derzeit noch nicht sagen. "Die Spurenauswertung ist noch am Laufen", so Patrick Maierhofer von der Polizei. Kopien der Daten hat die IG zwar schon, aber "es dauert Wochen, bis wir die Daten wieder alle zusammengefügt haben". Bis dahin sei man quasi arbeitsunfähig.
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