Neid statt Teamwork für blühende Innenstadt
Neunkirchens Fotohändler Gustav Morgenbesser über Missgunst und dringende Maßnahmen.
BEZIRKSBLÄTTER: Das wie vielte Jahr betreiben Sie in der Neunkirchner Innenstadt Ihr Geschäft?
GUSTAV MORGENBESSER: Seit 16 Jahren.
Und Sie halten sich wacker. Wie viele andere Geschäftsleute haben Sie kommen und gehen gesehen?
Genug.
Woran liegt das?
Es ist das Problem von allen Innenstädten. Aber ein Neunkirchen spezifisches Problem sind der komplizierte Verkehrsfluss und zu wenig Innenstadtparkplätze.
Wird die neue Verkehrslösung die Lage verbessern?
Die erste Stufe, die im Herbst umgesetzt wird, wird für die Innenstadt gar nichts bringen, sondern nur dem Lidl und Müller beim NSW-Gelände.
Was wäre ein wesentlicher Impuls, um Konsumenten in die Stadt zu bringen?
Alle Hebel, die Leute in die Stadt bringen. Ich habe zum Beispiel einen Bus von Bad Schönau organisiert, der 1x pro Woche Kurgäste in die Stadt bringt. Und in dem Busfahrschein sind Gutscheine drinnen, die rein auf Kurgäste ausgelegt sind - z.B. ein Batteriewechsel oder ein Seh- und Hörtest gratis, ein Gratis-Espresso.
Es wird viel geraunzt. Die einen sagen, die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, die anderen sagen, die Unternehmer sind gefordert. Was ist richtig?
Die ganze Wirtschaft hat sich geändert. Die großen Konzerne sind nicht vorhanden. Du musst schauen, dass du so wenig wie möglich Fixkosten hast, damit das Personal weniger wird. Und dann sind es lauter Einzelpersonenunternehmen.
Wie viele Fotografen gibt’s denn in Neunkirchen?
Wir haben drei ansässige, davon einer mit einem mobilen Studio. Und dazu haben 16 oder 17 das Gewerbe Fotograf angemeldet. Das hat sich in den vergangenen Jahren entwickelt. Wir sind österreichweit von 2.700 auf 7.000 Berufsfotografen angestiegen.
Was ist Ihr Geheimnis, dass Sie seit 16 Jahren in Neunkirchen überleben?
Eine Mischung aus Internet-Handel, Gebrauchthandel und Fotografieren.
Prozentual gesehen wie bedeutend ist der Besuch im Geschäft?
Das schwankt. Umsatzmäßig geht es aber schon mehr Richtung Internet.
Wo wird sich Neunkirchns Innenstadt hinentwickeln?
Gastronomie lebt immer, da kann die Innenstadt noch so leer sein.
Drei Ansätze für eine schönere Innenstadt?
Ein gescheites Verkehrskonzept ist enorm wichtig. Es bedarf eines guten Verhältnisses zwischen Vermieter-Mieter. Wenn es einem nicht gut geht, muss er mit der Miete etwas machen.
Wie sieht’s mit dem Zusammenhalt unter den Unternehmern aus?
Gibt’s nicht. Es herrscht Neid. Dass ein Café auf das andere Neid hat, lass ich mir vielleicht noch einreden, aber dass z.B. ein Schmuckgeschäft auf einen Buchhandel neidet, das ist nicht verständlich.
Sie sind auch Bezirksobmann vom sozialistischen Wirtschaftsverband. Was kann der tun?
Wir stehen hinter den Einzelunternehmen. Ich habe zum Beispiel der Woll Genuss den Konkurs abzuwenden. Wir haben das Netzwerk spielen lassen, dass sie das Lager wegbringt. Es wird sich dann ausgehen, dass sie normal schließt und keinen Konkurs mitschleppen muss.
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