80 Jahre Kloster und Kirche Oberpullendorf
Der Weihetag unserer Pfarrkirche und die Gründung des Redemptoristenklosters wurden mit Jubiläumsmesse, Ausstellung, Präsentation eines Kirchenführers und Agape am Kirchenplatz gebührend gefeiert.
Beim festlichen Dankgottesdienst am 8. November war Stadtpfarrer P. Jan Walentek die Freude anzusehen. Er konnte neben Festprediger Provinzial P. Alfons Jestl aus der Provinz Wien-München auch den Provinzvikar der Warschauer Provinz und Mitbrüder begrüßen. P. Anton Kendöl aus Oberpullendorf, Frater Josef Müllner, viele Jahre Koch im Kloster OP, und P. Tadeusz Trojan, als früherer Pfarrer noch immer in guter Erinnerung, waren zur Feier gekommen.
80 Jahre sind für eine Kirche noch kein sehr hohes Alter, aber im Rückblick gibt es doch viele denkwürdige, schöne Ereignisse, personelle Veränderungen, auch schwierige Situationen, wo man nicht wusste, wie es mit der Seelsorge weitergehen sollte.
P. Jestl erzählte einige Geschichten aus der früheren, recht gemütlichen Kloster-Zeit und stellte Parallelen zwischen der Gegenwart und der Zeit des Kirchenpatrons Klemens Maria Hofbauer fest. Klemens war immer überzeugt: „Es wird schon alles seinen Sinn haben!“ Diese Zuversicht wünschte er auch unserer Pfarre.
Mit dem Geschenk des PGR an das Geburtstagskind P. Jan – ein neues Buch über den Hl. Martin – soll für jede gute Tat in unserer Pfarre gedankt sein.
Danken und plaudern konnten die Messbesucher auch bei der anschließenden Agape mit köstlichen Bäckereien am sonnigen Kirchenplatz.
Ausstellung und Kirchenführer
Am Schluss der Jubiläumsmesse wurde die Ausstellung „80 Jahre Kirche und Kloster in Oberpullendorf“, zusammengestellt unter Anleitung von Willi Decker und Maria Karall, eröffnet. Sie wird manchem Betrachter vergangene und vergessene Ereignisse wieder ins Gedächtnis rufen und bis Ende Jänner in der Kirche zu sehen sein.
Fakten über Geschichte, Architektur, Ausstattung und Spiritualität sind außerdem im wunderschönen Kirchenführer nachzulesen. Dieser enthält zahlreiche Abbildungen des reichen Bilderschatzes mit den bunten Wandmalereien von P. Josef Weilharter. Es sind beeindruckende und ungewöhnliche Aufnahmen.
Mit dieser Broschüre werden bestimmt alle Menschen, für die unsere Kirche ein Stück Heimat bedeutet, und alle interessierten Besucher große Freude
Anfänge
Ein Orden, der einen geeigneten Platz für eine neue Klosterniederlassung sucht, und eine aufstrebende Gemeinde, die sich eine eigene Kirche wünscht – beides fand durch Gottes Fügung wunderbar zusammen: im Jahr 1935 kamen aus Wien zwei „Kundschafter“ des Redemptoristenordens ins Burgenland, um einen geeigneten Ort für ein neues Kloster zu suchen. In Oberpullendorf, damals Filialgemeinde von Mitterpullendorf, erschien die Seelsorgehilfe durch ein Kloster, angesichts der steigenden Bevölkerungszahl und wachsenden Bedeutung des Ortes, sinnvoll und mit dem Ankauf des Hotels Klemm war ein günstiges Gebäude gefunden.
Sofort wurde auch mit Überlegungen zum Neubau einer großen Kirche auf dem Nachbargrundstück begonnen, da die kleine Franziskuskirche nicht mehr ausreichte. Zwei junge Architekten, Otto Schottenberg und Adolf Kautzki, wurden mit der Planung beauftragt.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 16. Juni 1935 und schon am 10. November 1935 konnte die Klemens-Maria-Hofbauer-Kirche von Kardinal Innitzer unter Anwesenheit von Bundespräsident Miklas und vielen tausend Gläubigen eingeweiht werden.
Entwicklung
Vieles konnte erst im Lauf der Jahre angeschafft werden: Kirchenbänke, Altarkreuz, die ersten Glocken - die dann dem Krieg zum Opfer fielen, die Kanzel, die Altarbilder und eine kleine Orgel.
Die Gemeinde wuchs zusehends und so wurde am 1.1.1949, vierzehn Jahre nach Gründung des Kollegs der Redemptoristen, die Filiale Oberpullendorf von der Mutterpfarre Mitterpullendorf losgelöst und zur selbständigen Pfarre erhoben.
Anlässlich des 200. Geburtstages von Klemens Maria Hofbauer erhielt die Pfarre zwei Reliquien, Zahn u. Rippe des Hl. Klemens, geschenkt.
1955 konnten vier neue Glocken und 1967 die neue große Orgel geweiht werden. Sie wurde von Prof. Stefan Kocsis mit einem Orgelkonzert der Bevölkerung vorgestellt.
1970 erfolgte eine erste Renovierung der Kirche. 1984 wurde die Außenfassade von Kloster und Kirche einander angepasst und 1993 der Altarraum umgestaltet. Freundlich, hell, offen, einladend, so präsentiert sich die Kirche seither.
Insgesamt 12 Rektoren der Wr. Provinz der Redemptoristen haben das Kloster geleitet, aber nur 4 Pfarrer waren seit 1949 tätig: die Patres Alfred Schedl, Ferdinand Hasler, Johann Schedl und Franz Huemer.
Veränderungen
Im Jahr 2001/02 erlebte unsere Pfarre einen großen Umbruch. Es zeigte sich, dass das Kloster in der bisherigen Weise von der Wr. Provinz aus Personalmangel nicht mehr weiterbetreut werden konnte, die „Oberpullendorfer“ Patres würden uns verlassen müssen! Es eröffnete sich, bestimmt mit Gottes Hilfe, eine sehr gute Lösung: Die Warschauer Provinz der Redemptoristen hatte noch genügend Ressourcen und erklärte sich bereit, Patres nach Oberpullendorf zu entsenden.
Es erfolgten umfangreiche Umbauarbeiten nach Plänen von Architekt DI Franz Riedl im Klostergebäude, die auch ein großer Gewinn für die Pfarre waren. Sie erhielt das gesamte Erdgeschoß mit neuen modernen Büroräumen und einen großen Saal zur Nutzung. Das gesamte Pfarrleben mit Festen, Veranstaltungen und Treffen verschiedenster Gruppen profitierte dadurch ganz ungemein.
Von den insgesamt 8 polnischen Patres wirkte zuerst P. Tadeusz Trojan als Rektor und zugleich Stadtpfarrer. Ihm folgte P. Jan Walentek, der bis heute zusammen mit P. Stanislaw Rutka und P. Henryk Sitko die Seelsorge betreibt.
Im Frühjahr 2015 sah sich die Wiener Provinz nun gezwungen, Kloster und Kirche an die Diözese Eisenstadt zu verkaufen. Im Zuge dessen wurde die Kirche Eigentum der Pfarre.
Zukunft
Der Dienst vieler Ordensleute, die zusammen mit dem Pfarrgemeinderat und engagierten Gläubigen das Glaubensleben in Oberpullendorf geprägt und bereichert haben, ist zum Segen geworden.
So nehmen wir mit einer gewissen Wehmut, aber auch mit Zuversicht, den Beschluss des Provinzials der Warschauer Provinz an, dass sich die polnischen Patres aus dem Kloster Oberpullendorf im Sommer 2016 zurückziehen werden.
Wir sind gewiss, Gottes Geist wird uns begleiten, wie er es in den vergangenen 80 Jahren getan hat.
In großer Dankbarkeit für jede empfangene Wohltat halten wir uns an die Worte des Hl. Klemens: „Nur Mut – Gott lenkt alles“
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