Rauchverbot in Lokalen: "Wirtesterben ist vorprogrammiert"
Stefan Sternad, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der WKK, über das Rauchverbot in Lokalen.
BEZIRK. Jetzt geht es mit dem absoluten Rauchverbot für sämtliche Gastronomiebetriebe Schlag auf Schlag: Die Regierung ist fest entschlossen, dieses Rauchverbot noch vor dem Sommer per Gesetz im Parlament beschließen zu lassen. Stefan Sternad, Veldner Gastronom und Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Kärnten, verrät seine Sicht der Dinge.
WOCHE: Seit Jahresbeginn wird heftig über ein komplettes Rauchverbot in Lokalen diskutiert - wird sich die Forderung der Kärntner Landesregierung Ihrer Meinung nach durchsetzen?
STERNAD: Das müssen Sie nicht mich fragen, sondern die Bundespolitik. Aber es geht hier vor allem um die Rechtssicherheit für Österreichs Unternehmer und um die Frage, wie glaubhaft die Politik ist, denn das heute diskutierte Gesetz wurde vor nicht mal einem Jahr beschlossen und adaptiert.
Momentan spricht vieles dafür, dass sich das Gesetz in puncto Rauchen in Lokalen tatsächlich bald ändert. Was würde dies für Sie als Gastronom und viele andere Wirten in Kärnten bedeuten?
Wirtesterben am Land ist vorprogrammiert. Vor allem: Was bedeutet dies für viele andere Gesetze in puncto Rechtssicherheit? Wie würden Unternehmen, welche investiert haben, entschädigt werden? Ein Abschreibungsmodell nutzt hier gar nichts, denn was nutzt es, "Abschreibungen" zu tätigen, wenn es das Unternehmen danach nicht mehr gibt. Hier fordern wir eine unkompliziertes und unbürokratisches Entschädigungmodell. Wie das aussehen soll, muss sich die Bundespolitik überlegen.
In vielen anderen Ländern funktioniert das Rauchverbotin Lokalen problemlos - warum ist das Thema in Österreich seit vielen Jahren ein großer Diskussionspunkt?
Problemlos? Beispiele wie Irland, Großbritannien und Italien zeigen derzeit eher das Gegenteil (zehn bis 15 Prozent Wirtesterben am Land, Totale Entmündigung der Bürger usw.). Slowenien, Polen und Tschechien zeigen klar, dass das österreichische Modell für ihre adaptierten Rauchverbotsregelungen in der Gastronomie als Vorbild dienlich war. Die vielfach strapazierte Aussage „typisch österreichisch" kann ich hier daher nicht gelten lassen, denn die drastischen Umsatzrückgänge in diesen Ländern haben eben zur Folge gehabt, dass unser Modell dort zum Einsatz kam.
In Österreich sterben jährlich bis zu 15.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, täglich sterben drei bis vier Österreicher an den Folgen des Passivrauchens. Würde durch ein generelles Rauchverbot in allen Gastronomiebetrieben ein Schritt zum Schutz der Gesundheit gesetzt werden
Die Frage ist, ist es Aufgabe der Gastronomie, sich um Raucherprävention zu kümmern oder ist dies nicht die Aufgabe des Gesundheitsministeriums? Es kann nicht sein, dass die Versäumnisse der letzten Jahre nun auf dem Rücken der Gastronomie ausgetragen werden. Und würde und wird das Rauchverbot auch in Vereinsräumlichkeiten zur Anwendung kommen oder kommt es dann zu einer VereinsUNkultur, sprich, einer Paragastronomie?
Zur Sache:
Die Kärntner Landesregierung will noch vor dem Sommer ein Gesetz zum absoluten Rauchverbot in Lokalen im Parlament beschließen lassen
Derzeit ist es noch so, dass in Lokalen mit weniger als 50 Quadratmetern Fläche den Betreibern die freie Entscheidung überlassen wird, ob sie ein Raucher- oder ein Nichtraucherlokal führen wollen.
Doch das wird mit dem geplanten Beschluss der Vergangenheit angehören. Sollte das Gesetz beschlossen werden, müssen in Zukunft auch diese kleinen Lokale grundsätzlich rauchfrei werden.
Das gilt ebenso für Restaurants, die derzeit sowohl über eine Nichtraucherzone als auch eine Raucherzone verfügen.
Der geforderte Beschluss: Die Raucherzone wird mit Inkrafttreten des neuen Gesetzes nicht mehr erlaubt sein.
Auch das Rauchen in Autos, in denen Kinder mitfahren, soll verboten werden.
Jährlich sterben in Österreich bis zu 15.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. An den Folgen des Passivrauchens sterben täglich drei bis vier Österreicher.
90 Prozent aller Raucher beginnen vor dem 18. Lebensjahr mit dem Tabakkonsum. In Österreich rauchen bereits mehr als 30 Prozent aller Jugendlichen.
Mit dem generellen Rauchverbot in Lokalen soll sich auch die Zahl der Raucher, insbesondere jene jugendlicher Raucher, stark vermindern.
Laut Landeshauptmann Peter Kaiser zeigen Beispiele aus anderen europäischen Staaten, dass durch das Rauchverbot in Lokalen die Anzahl der Raucher abnimmt.
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