Landesmuseum Eisenstadt reist 500 Jahre durch die Reformationsgeschichte
95 Thesen haben die Katholische Kirche im Jahre 1517 gespalten, das Burgenland - damaligs noch Westungarn - ist durch eine ganz besondere Geschichte geprägt.
BAD TATZMANNSDORF/EISENSTADT (kv). Genau diese Besonderheit transportiert auch die Ausstellung "Ein Christenherz auf Reisen geht. 500 Jahre Reformation im Burgenland", die am Donnerstag, den 23. Februar 2017, um 19 Uhr im Landesmuseum Eisenstadt eröffnet wird. "Wir wollen diese andere Geschichte zeigen, nicht nur die blutigen Verfolgungen", sagt Kurator Gert Polster.
Zu sehen ist die Ausstellung von 24. Februar bis 12. November 2017.
Hochburg der Reformation
Im Zentrum der Ausstellung steht die protestantische Bewegung im pannonischen Raum. Rund 14 % der Burgenländer gehören heute dieser Glaubensrichtung an und machen damit das Burgenland zur Hochburg des Protestantismus. Der Bezirk Oberwart beherbergt die älteste evangelische Kirchengemeinschaft, insgesamt gibt es 29 evangelische Pfarren, 11 davon im Bezirk Oberwart. Grund dafür ist die Herrschaft der damaligen Freiherren von Königsberg - die strengen Lutheraner waren bis 1664 im Raum Oberwart angesiedelt.
Jüngste archäologische Funde
Ein Highlight der Ausstellung sind Ausgrabungen eines kürzlich entdeckten Friedhofes im Raum Bad Tatzmannsdorf. 2016 konnten mit Unterstützung der Kurbad AG, auf deren Grundstück sich der damalige Friedhof befand, sowie dem Land Burgenland fünf Gräber freigelegt werden. Zwei wurden geöffnet und werden Nägel und alte Kleidung ausgestellt sein.
Evangelischer Glaube heute
Das heutige Burgenland wurde stark von der evangelischen Glaubensgemeinschaft mitgestaltet und beeinflusst. Gottlieb August Wimmer prägte im 19. Jahrhundert das Schulwesen. "Das Burgenland ist ein Land der gelebten Solidarität, hier gibt es noch die Währung Menschlichkeit", sagt LR Helmut Bieler. Das zeigt sich auch in der wertvollen Arbeit der Diakonie. Damals verstärkt im Bereich der Kindererziehung, heute vor allem in der Alten- und Krankenpflege sowie Flüchtlingshilfe tätig.
Stationen der Ausstellung
Der Fokus liegt auf Menschen und Orte im Burgenland, die anhand einer fiktiven Zeitleiste präsentiert werden. Die Exponate stammen unter anderem von der Güssinger Klosterbibliothek sowie den Bibliotheken aus Rust und Pöttelsdorf, den Museen in Mönchhof, Oberschützen und natürlich auch aus privaten Sammlungen.
Martin Luther
Den Start macht die Historie zu Martin Luther selbst, die einen Hauch Wittenberg nach Eisenstadt bringt. Herzstück ist eine Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Jahre 1546.
Reformationsgeschichte
Dieser Bereich befasst sich mit dem Beginn der Glaubensbewegung im damaligen Westungarn. Gewidmet ist dieser Abschnitt den Glaubensflüchtlingen aus Ostösterreich.
Gegenreformation
Bis 1681 entstanden zahlreiche evangelische Artikularkirchen, die mit dem Einsetzen der Gegenreformation alle verschwanden. Nur die Kirche in Oberwart blieb bestehen.
Einsetzen der Tolerenz
Langsam wurde die neue Bewegung toleriert, jedoch nicht gleichberechtigt. Der kirchliche Wiederaufbau setzte ein. Die älteste Toleranzkirche befindet sich in Stadtschlaining.
Raum Oberwart
Vor allem in Bad Tatzmannsdorf, Bernstein, Oberwart, Pinkafeld bis nach Schlaining entwickelte sich der evangelische Glaube durch das Lutheranische Herrschergeschlecht der Freiherren von Königsberg. Ihre Spuren sind heute noch lebendig.
19. Jahrhundert
Dieser Abschnitt ist der berühmten Pfarrerpersönlichkeit Gottlieb August Wimmer gewidmet, der nicht nur den schulischen Bereich entscheidend prägte. Im Sozialbereich forcierte er die Pockenimpfung und trieb den Obstbau voran.
Evangelische Kirche nach 1921
Thematisiert werden der Anschluss an Österreich, die Kirche im Ständestaat sowie die Kirche im Nationalsozialismus. Den Ausklang nimmt die Ausstellung mit der sozialen Komponente und beleuchtet die Tätigkeit der Diakonie.
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