Unsere Jubilare: Kamilla Wiesler aus Deutsch Schützen wurde 93 Jahre
Kamilla Wiesler aus Deutsch Schützen erinnert sich an Unterhaltungen, das Bankerlsitzen und Heiraten.
DT. SCHÜTZEN. Kamilla Wiesler feierte am 10. Jänner ihren 93. Geburtstag. Da stellten sich auch Bgm. Franz Wachter und GR Paul Wiesler als Gratulanten ein.
"Früher war es schöner und lustiger. Die Jugendlichen waren praktisch alle zuhause, heute sind nur noch wenige unter der Woche daheim", so die zweifache Mutter.
"Wir sind vor den Häusern gesessen und haben uns unterhalten. Das Bankerlsitzen hat sich zumindest bei uns alten Leuten gehalten", meint Kamilla.
Bankerlsitzen und Kartenspielen
Sonntagnachmittag ging man oft spazieren. "Zur alten Kirche oder auf den Weinberg. Am Abend ging es zurück und dann wurden die Tiere gefüttert. Bei Unterhaltung war immer was los. Vor allem im Fasching und am Kirtag tat sich was im Ort. Wenn g'heißen hat "Musi is", waren alle dabei. Die Mädchen standen im Halbkreis und haben gewartet, die Buam war in einem Extrazimmer, sind dann gekommen und haben uns zum Tanzen geholt. Danach haben sie uns wieder zurückgebracht. Die alten Frauen sind am Rand gesessen und haben sehr neugierig getan", erinnert sich die 93-Jährige. Ansonsten wurde in der Freizeit Karten oder "Mensch ärgere dich nicht" gespielt.
Im Krieg geflüchtet
"Dann kam der Krieg und die Burschen mussten einrücken. 1944, als die Front zu uns kam, haben wir dann auch mit einem Pferdewagen flüchten müssen und sind sogar bis Gleisdorf gekommen. Weiter wollten wir nicht und sind dann wieder heimgekehrt, ohne zu wissen, wie es hier ausschaut, ob das Haus noch steht und ob die Oma, die daheim blieb, noch lebt", berichtet sie.
Die Familie hatte eine kleine Landwirtschaft mit Pferden, Schweinen und Rindern, sowie einen kleinen Weingarten. "Zuerst haben wir alles mit der Hand bzw. Pferdegespann gemacht, später konnten wir uns dann einen Traktor leisten. Heute gibt es mehr keine Viehwirtschaft und man muss alles kaufen. Früher hatten wir alles selber", so Kamilla.
Familie gegründet
Im Mai 1948 gab sie ihrem Eduard das "Ja-Wort". "Wir räumten das ganze Haus aus und bekochten die Gäste. Das war ein stressiger Tag. 1949 kam die Martha auf die Welt, ein Jahr später folgte mein Sohn Edi. Mein Mann ist dann schon 1954 verstorben und ich musste mich um die Wirtschaft kümmern und die Kinder aufziehen", berichtet sie.
Das letzte Blochziehen gab es in Deutsch Schützen ebenfalls 1948 - nur wenige Wochen, bevor Edi und Kamilla sich trauten. Die sechsfache Oma und neunfache Uroma hat auch noch eine Schwester. "Die wohnt im Altersheim in Großpetersdorf. Es sind von meinen Freundinnen nur noch ganz wenige im Ort geblieben. In einigen Jahren werden es noch weniger sein", sinniert Kamilla, die bei Sohn Eduard und Schwiergertochter Elfriede in ihrem Haus wohnt.
Zeitunglesen und Beten
Was sie heute macht, um sich die Zeit zu vertreiben. "Viel kann ich ja nicht mehr machen. Sitzen, Beten und Zeitung lesen. Das Mittagsschlaferl muss auch sein. Im Sommer kann ich manchmal noch am Bankerl vorm Haus sitzen", berichtet Kamilla aus ihrem Alltag.
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