Große Trauer um Josef "Joki" Kirschner

Das Arbeitszimmer von Josef Kirschner ist eine Ideenwerkstatt, in der er viele tolle Einfälle hatte.
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  • Das Arbeitszimmer von Josef Kirschner ist eine Ideenwerkstatt, in der er viele tolle Einfälle hatte.
  • hochgeladen von Karin Vorauer

Der ehemalige Journalist, Werbetexter, Moderator und Bestseller-Autor hinterlässt seine Frau Christa, Sohn Ronald, Schwiegertochter Melinda und seine Enkelkinder. Er lebte zurückgezogen in Oberdorf.

Erste journalistische Gehversuche
Was Josef Kirschner ausmachte, war sein Vertrauen in sich selbst. Er wusste immer genau um seine Talente, sodass er auch gar nicht lange zögerte, um sein Hobby zum Beruf zu machen. Mit seinem Talent für das Wort lag es förmlich auf der Hand, eine journalistische Laufbahn einzuschlagen. Erste Gehversuche machte er bei den Oberösterreichischen Nachrichten als Redakteur von "Echo der Heimat". Danach ging er nach Wien zur Weltpresse, aus der später der Express wurde. Die Zeitung stand der österreichischen Sozialdemokratie nahe. Trotzdem oder gerade weil er die politischen Systeme gut durchschaute, machte ihm die eindeutig politische Gesinnung seiner Arbeitsstelle doch etwas Sorgen. Daher stellte er unmissverständlich klar: "Wenn mich auch nur einer fragt, ob ich Mitglied bei der Partei werde, kündige ich auf der Stelle."

Seinen Wert kennen

Er machte seinen Job so gut, dass er einen Posten als Chefredakteur bei der Illustrierten BUNTE angeboten bekam. Er kannte seinen Wert und verlange auch ein dementsprechend angemessenes Gehalt. "Wenn nach einem halben Jahr die Auflage immer noch sinkt, gehe ich freiwillig", sagte Kirschner dem damaligen Burda-Chef, von sich voll und ganz überzeugt. Er blieb 18 Jahre auf seinem Chefsessel sitzen.

Vom Print zum TV

Sein Erfolgsrezept war, sich nie auf nur einen Posten zu verlassen. Also arbeitete er auch als Drehbuchautor für die ZDF-Quizshow "Wünsch Dir was", die von 1969 bis 1972 ausgestrahlt wurde. 1979 konzipierte er gemeinsam mit Dieter Böttger und Felix Dvorak die ORF-Sendung Tritsch Tratsch. Als nach den ersten paar Sendungen der Moderator Guido Baumann wegen eines Unfalles ausfiel, wurde Joki Kirschner kurzerhand vor die Kamera gebeten. Nach Baumanns Genesung war er bereits so sehr mit der Sendung verwoben, dass er die Sendung bis zum Schluss moderierte. Dieser Sendung folgte in den 1980er Jahren das Format "Guten Abend, Österreich" im Hauptabendprogramm des ORF. Nach einer Sendung, in der über Intimhygiene, Verhütung und Schwangerschaftsabbruch gesprochen wurde - zur damaligen Zeit ein Skandal - wurde die Sendung abgesetzt. "Aus diesem Grund habe ich beruflich immer mehrere Standbeine gehabt, so musste ich mir nie den Mund verbieten lassen. Ich war eben ein Plattmacher."

Drittes Standbein: Werbung

Seine Moderationen machten ihn so bekannt, dass ihn die Raiffeisenbank als Werbegesicht für ihre neue Bausparkampagne haben wollte. Mit dem Argument, dass er kein Schaupieler sei und daher nur das sagen könne, was von ihm selbst kommt, hat er die Kampagne auch gleich selbst getextet. Auch hier war er ein Querdenker und brauchte es etwas an Überzeugungskraft, dass sein Konzept auch genommen wurde. Heute verbindet jeder den berühmten Ausspruch: "Geld macht glücklich, wenn man rechtzeitig drauf schaut, dass man's hat, wenn man's braucht" unweigerlich mit der Raiffeisenbank.

Eroberung des Buchmarktes

Bei seinen Talenten war es nur eine Frage der Zeit, dass er auch als Autor eine gute Figur machen würde. Doch auch sein Weg in die Schriftstellerei verdanke er einer außergewöhlichen Begebenheit. Henry Kissingers Buch "Kernwaffen und auswertige Politik" brachte den Stein ins Rollen. Josef Kirschner stieß beim Lesen auf Ungereimtheiten. Das konnte er nicht einfach so im Raum stehen lassen. Also scheute er sich nicht, seine Meinung in einem Brief kundzutun. Beeindruckt von seinen Ausführungen lud ihn Henry Kissinger persönlich nach Amerika ein. So kam es, dass Joki Kirschner zwei Monate an der Harvard Summer School verbrachte. Dort besuchte er mit einem Freund den amerikanischen Wahlkampf. Die US-Politik war so gnadenlos, dass er diese Kunst des Manipulierens zu Papier brachte. Das Endergebnis bot er dem Droemer-Verlag an mit den Worten: "Wenn sich davon nicht mehr als 10.000 Exemplare verkaufen lassen, dann will ich kein Honorar." Etwa vier Wochen später war das Buch auf Platz zehn der Spiegel-Bestseller-Liste.

Werke

Manipulieren - aber richtig (1974)
Die Kunst, ein Egoist zu sein (1976)
Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner (1978)
Die Kunst, ohne Überfluss glücklich zu leben (1980)
Die Kunst, ohne Angst zu leben (1983)
Kirschners Lebensschule (1984)
Kirschners Lebensschule II (1984)
So wehren Sie sich gegen Manipulation (1984)
So hat man mehr Spaß am Sex (1984)
So plant man sein Leben richtig (1984)
So siegt man, ohne zu kämpfen (1987)
So macht man auf sich aufmerksam (1987)
Väter haben keine Ahnung (1987)
So lebt man glücklich - ohne Heirat (1987)
So lernt man, sich selbst zu lieben (1988)
So nutzt man die eigenen Kräfte besser (1988)
Die Kunst, glücklich zu leben (1990)
Das Lebenstraining (1994)
Die 100 Schritte zum Glücklichsein (1997)
Die Egoisten-Bibel (1999)
So lernen Sie, sich selbst zu lenken (1999)
Das Egoisten-Training (2000)
Das Partner-Training (2001)

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