Ein Fazit nach der U4-Sperre: Und dann passierte nichts
Die erste große Sperre im Zuge der U4-Modernisierung ist vorbei. Wie Wien die 128 langen Tage erlebte.
WIEN. Über fast nichts schimpft man so gerne wie über die Wiener Öffis. Zu voll, zu spät, zu stinkend. Dementsprechend war auch die Stimmung, als bekannt wurde, dass Teile der U4-Strecke lahmgelegt werden. Für ganze 128 Tage. Nur 14 Zusatzbusse? Ein Witz.
Und dann passierte das Unerwartbare: nichts. Die Stadt brach nicht zusammen und es kam zu keinem wütenden Fahrgast-Mob. Die 128 Tage verliefen weitgehend problemlos.
Der Grund: das perfekte Zusammenspiel der zur Verfügung gestellten Infrastruktur und die Bereitschaft der Fahrgäste, sich auf das Abenteuer U4-Sperre einzulassen. Neben den schon erwähnten 14 Ersatzbussen wurden 450 zusätzliche Radabstellplätze aufgebaut. Außerdem gab es E-Bikes und normale Räder zum Ausborgen. Das Ergebnis: 2.079 Radfahrer wurden im Juli an der Wienzeile gezählt. Im Vorjahr waren es nur 1.395 gewesen.
Der Zeitplan war ambitioniert, aber einhaltbar. Zumindest unter Aufbringung größtmöglicher Manpower. Immerhin haben bis zu 400 Arbeiter gleichzeitig auf der Baustelle daran gearbeitet, das Projekt rechtzeitig durchzubringen.
Auch in puncto Information spielte man alle Stückeln. Allein zu Beginn der Sperre waren 70 Wiener-Linien-Mitarbeiter im Einsatz, um vor Ort Fragen zu beantworten, um zu verhindern, dass die Fahrgäste wie kopflose Hühner herumlaufen. Vielleicht hat der Tiergarten Schönbrunn auch deswegen extra einen Helfer abgestellt.
Bei Anruf Auskunft
Bis zuletzt sind in Schönbrunn, Hietzing und Hütteldorf Mitarbeiter gestanden und haben informiert, wo es langgeht. Besonders im Getümmel am Bahnsteig Schönbrunn eine notwendige Maßnahme. Über Telefon und per Mail haben die Wiener Linien 1.038 Anfragen seit dem Start der Sperre beantwortet.
Und wofür das alles? Der Untergrund für die U-Bahn ist jetzt völlig neu, inklusive Weichen. Insgesamt wurden 40.000 Kubikmeter Material auf der fünf Kilometer langen Strecke ausgehoben und erneuert. 16.000 Meter Schienen wurden neu verbaut. Dadurch können von Störungen betroffene Stellen umfahren werden.
Wird das Nörgeln also ganz aufhören? Sicher nicht. Irgendwann kehrt man immer zu alten Gewohnheiten zurück, auch wenn sich alle in den vergangenen Wochen zusammenreißen konnten. Für ganze 128 Tage. Und das war eigentlich schon eine ziemliche Leistung.
U4-Sanierung geht weiter
Von den Fahrgästen unbemerkt, werden in den nächsten Monaten Stellwerke erneuert. Die Arbeiten an der Station Stadtpark gehen ins Finale.
2017 und 2018 steht der nördliche Teil der Strecke am Programm. Die Stationen Rossauer Lände und Friedensbrücke werden im Frühjahr 2017 an einigen Wochenenden gesperrt. 2019 wird zwischen Längenfeldgasse und Karlsplatz gesperrt.
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