"Verücktheit erleichtert die Sache ungemein!"

Günter Klammer schnürt die Schuhe für sein nächstes großes Ziel: die Europameisterschaft im Oktober in Albi (Frankreich). | Foto: Eckhart Herbe
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Einen halben oder gar einen vollständigen Marathon zu schaffen, steht in den sportlichen Träumen vieler Hobbyläufer ganz oben. Für Günter Klammer fällt so etwas eher unter lockeres Training - er läuft die achtfache Distanz. Als 51-Jähriger, nonstop in 48 Stunden.

ST.GEORGEN/GUSEN. Was ist das für ein Mensch, der innerhalb von zwei Tagen die Distanz vom Salzburger Domplatz zum Wiener Riesenrad zu Fuß zurücklegt, dabei 48.000 Kalorien verbraucht und jährlich die Kilometerleistung eines Seniorenautos mit seinen Sohlen auf die Straße brennt? Günter Klammer sieht beim Besuch der Bezirksrundschau in seinem idyllischen Familiendomizil am St. Georgener Ortsrand eigentlich recht unauffällig aus. Ein relaxter Krankenpfleger, drahtig und sportlich, aber bei weitem kein hochgezüchteter Muskelprotz mit entrücktem Blick, plaudert da begeistert über sein Hobby. Eines, das bei den meisten Landsleuten nur ungläubiges Staunen hervorruft und das er mit wenigen Sportfreunden teilt: Ultraläufe. "Eigentlich war meine Tochter Iris (15) schuld. Sie hat sich als Judoka und spätere Läuferin die Trainingsratschläge ihres alten Herrn verbeten und gemeint, dass ich mir selbst was suchen und dann einmal einen Stockerlplatz erkämpfen soll", grinst Günter Klammer. Zufall? Kurz danach sah er einen TV-Bericht über den Ultralauf im burgenländischen Gols und war sofort elektrisiert. 24- und 48-Stundenläufe wurden seine Leidenschaft.

Als Sport-Senior eingestiegen
Als 48jähriger(!) stieg er ins Training ein, mittlerweile hält er in der Altersklasse der 50 bis 55jährigen den Österreichischen Rekord mit 340 Kilometern innerhalb von zwei Tagen. Zugute kam ihm dabei, dass er seit vielen Jahren seinen Arbeitsweg - früher ins AKH, jetzt in die Betriebsmedizin der voestalpine - per Rad, hin und wieder auch als Läufer, zurücklegte. "Mittlerweile laufe ich dreimal wöchentlich, das sind hin und retour je 25 Kilometer, dazu kommt noch das Training mit den TSV-Kollegen und die Läufe mit meiner Frau, die mich oft mit dem Rad begleitet. Das ist besonders motivierend", streut der 51jährige seiner Gattin Gertrud Blumen. Etwa 5.000 Kilometer ist er so im Jahr unterwegs, je nach Trainingsplan zwischen 100 und 200 pro Woche. Highlight 2016 ist die Ultralauf-EM in Frankreich im Oktober. Als einer von sechs Männern und drei Frauen wird er Österreich dort vertreten.

Der Wille besiegt den Körper
Nein, gesund sei so ein Ultralauf für den Körper nicht, das gibt Günter Klammer unumwunden zu: "Etwas Verücktheit erleichtert die Sache ungemein. Man muss sich quälen können. Krämpfe, Blasen - man durchlebt alle Höhen und Tiefen. Nur wenige schaffen über 300 Kilometer. Der Kopf ist das das Wichtigste, wenn man durchhalten will." Viele scheitern auch an der Verdauung: Nötig sind 1.000 Kalorien pro Stunde, 48.000 für den ganzen Lauf. Normal werden nur täglich 6.000 pro Tag verarbeitet. Ohne literweise isotonische Getränke und hochkonzentrierte flüssige Astronautennahrung geben Magen und Darm w.o. Auch im Alltag setzt der Ultraläufer auf viel pflanzliches Eiweiß aus dem hauseigenen Gemüsegarten. Wichtig ist neben der Ausdauer auch konsequentes Dehnen und leichtes Krafttraining sowie ein gutes Größe-Gewichtsverhältnis. So vorbereitet geht´s nun nach kurzem Höhentraining in der Ramsau zur EM. Ein Fernziel hat Günter Klammer noch: "2019 ist in Irdning die Heim-WM. Da möchte ich unbedingt dabeisein!" Leider sind Ultraläufe nichtolympisch - sonst hätte St. Georgen schon in Rio eine echte Medaillenhoffnung beisteuern können...

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