Behinderte Kinder: "Eingepfercht wie Ferkel"
Rollstuhlfahrer Patrick (9) muss im Laderaum in die Schule fahren. Sein Vater fordert Änderung des Gesetzes.
NAARN (up). Wenn Patrick in die Schule fährt, muss er im Laderaum sitzen. Der Neunjährige ist auf den Rollstuhl angewiesen und besucht die ASO in Langenstein. Für den Schulweg benutzt der Naarner gemeinsam mit anderen Kindern mit Behinderung einen dafür vorgesehenen Schulbus. „Und dort sitzt er dann im Kofferraum. Mein Bub ist der Puffer, der Airbag. Nicht auszudenken, wenn da ein Unfall passiert“, schlägt Patricks Vater Hubert Grafeneder Alarm. „20 Zentimeter vor ihm ist die hohe Rückenlehne, 20 Zentimeter hinter ihm die Autotür. Eine Rampe ist vorhanden, aber kein Platz im Bus. Damit er vorne mitfahren könnte, müsste eine Sitzreihe ausgebaut werden. Der Transportunternehmer kann nichts dafür, er bekäme einen Umbau nicht bezahlt. Und vom Gesetz her ist der Transport im Kofferraum erlaubt“, so Grafeneder. Als Notlösung wird Patrick nun daheim vom Rollstuhl in einen Spezial-Autositz gehoben, in der Schule wieder in den Rollstuhl. „Zu seiner Sicherheit. Außerdem bekommt er hinten Panik. Aber der Bub wächst und wird schwerer, ewig geht das nicht mehr so“, weiß der Vater.
„Wenn man einen Hund nicht richtig sichert, gibts Strafen.
Bei behinderten Kindern ist es egal.“
Er fordert eine Gesetzesänderung. „Wenn man einen Hund nicht richtig sichert, gibts eine Batzenstrafe. Bei behinderten Kindern ist es offensichtlich egal. Die sind hinten eingepfercht wie die Ferkel.“ Seit vier Jahren kämpft Patricks Familie. „Die Verantwortung wird hin- und hergeschoben. Es geht nicht nur um unseren Sohn. Andere Betroffene haben aber schon aufgegeben, weil einfach nichts rauskommt.“ Beim Land OÖ verwies auf Anfrage der BezirksRundschau das Sozialressort, Landesrat Entholzer, auf das Verkehrsressort, Landesrat Steinkellner. Dort hält man den Bund für zuständig. Auch die Volksanwaltschaft wurde bereits eingeschaltet – ohne Erfolg beim Land OÖ, beim Familien- und Verkehrsministerium. „Leider besteht nach wie vor ein Kompetenzkonflikt zwischen den Behörden, wobei keine der angesprochenen Behörden eine adäquate Lösung für den Schultransport anzubieten hat“, heißt es vonseiten der Volksanwaltschaft. „Es gibt in jeder Partei Menschen mit Behinderung. Warum setzen sich die nicht für uns ein?“, fragt Patricks Vater.
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