Landwirtschaftskammer: Wirtschaft, Politik und/oder Kultur?

Ernst Halbmayr von der IG-Milch bei der Übergabe des Milchmanifestes | Foto: IG-Milch
  • Ernst Halbmayr von der IG-Milch bei der Übergabe des Milchmanifestes
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BAD KREUZEN, 3. April 2016

Ich möchte folgende Frage an den Beginn stellen:
Ist die Landwirtschaftskammer reformierbar oder brauchen wir überhaupt eine neue Selbstfindung der Bauern?

Es besteht laut Josef Breinesel ein Unterschied zwischen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Formen der Gesellschaft. In der Wirtschaft wird mittels Geld gemessen: Da die Landwirte jahrelang Einkommensverluste hinnehmen mussten, ist hier Feuer am Dach. Politik bedeutet Machtausgleich: Die „Roten“ wollen billige Lebensmittel und höhere Grundsteuern, die „Schwarzen“ Erfolge im Außenhandel und eine starke Industrie. Man muss sich fragen, wer jeweils die Kosten trägt?

Die Bauern bleiben offenbar wirtschaftlich – siehe Einkommensrückgang und Steuererhöhung – auf der Strecke und leider auch die Menschen in den Entwicklungsländern (LINK Milchexporte nach Indien). Da alle gesellschaftlichen Bereiche immer gleichzeitig wirken, ist der Blick daher auf den noch fehlenden zu richten: Ein kultureller Zugang würde die Beziehungen zwischen den beteiligten Menschen in den Mittelpunkt stellen. Eine Interessensvertretung hat aus meiner Sicht diesen kulturellen Blickwinkel einzunehmen und in der Folge in die Politik und Wirtschaft einzubringen. Wer weiß am besten, was die Menschen brauchen – wohl die Menschen selbst oder doch die von ihnen abgehobenen Funktionäre?

Aus diesen Überlegungen heraus ergeben sich folgende Ziele:

- Hebung der bäuerlichen Einkommen unter Berücksichtigung kultureller Entwicklung (Schäden durch Chemieeinsatz oder Marktmanipulationen sind zu verhindern, etc.!)

- Machtausgleich in Bezug auf die kulturelle Entwicklung und nicht Politik für Parteien, Industriebetriebe und Banken.

- Ziele und Visionen für eine Landwirtschaft 2020 (Anpassung an neue Formen der Ernährung, des Bauens, der Energieversorgung und des Lebensstils). (LINK BauernPost, Ausgabe 01)

Die Umsetzung der Ziele erfordert, dass die Landwirtschaftskammer eine Institution auf kultureller Basis werden sollte und die aktuell politsche Form nicht reformierbar ist. Für eine reformierte Landwirtschaftskammer muss der gesetztliche Auftrag neu interpretiert werden.

Die drei Hauptaufgaben der Landwirtschaftskammern sind:

1) Interner Interessenausgleich zwischen den Pflichtmitgliedern

Ein Diskurs über die kulturelle Entwicklung der Landwirtschaft ist zu führen. Derzeit dominiert die politische Strategie und die Familien der Bauern aber auch die Kosumenten bleiben auf der Strecke. Zudem fehlt dadurch der Bezug zur Qualität der Produkte und den Umgang mit der Natur. Die Auswirkungen auf die Kultur der Länder, die unsere Produkte importieren, werden derzeit nicht gesehen.

2) Interessensrepräsentation und Vertretung nach außen

Bei der politischen Bearbeitung des internen Diskurses (Ergebnisse) geht es um den fairen, gerechten und ausgleichenden Umgang mit allen Gruppen innerhalb der Landwirtschaftskammer. Die erarbeitete, tragfähige, gemeinsame, objektive Position der Berufsgruppe muss in den politischen Gremien eingebracht und verhandelt werden. Die kulturellen Aspekte des Diskurses brauchen auch ein „Bild“ in der Öffentlichkeit. Es geht dabei um reale Aspekte und nicht um renditeorientiertes Marketing.

3) Aufgaben der Verwaltung der Landwirtschaftskammer

Die Kammer bietet Information, Auskunft, Beratung, Förderabwicklung, Begutachtung, Rechtshilfe, etc. für ihre Mitglieder. Der wichtigste Bereich ist die Aus- und Weiterbildung bzw. Forschung. Nicht um politische Strategien umzusetzen, sondern um die kulturelle Entwicklung der Landwirtschaft mit all ihren Akteuren eigenständig zu tragen. Bei der Bildung sind vor allem die Initiativen der Bauern in Bezug auf den internen Diskurs – den es heute noch nicht gibt - zu berücksichtigen.

Noch einmal zur Frage, ob die Landwirtschaftskammer in der heutigen Form reformierbar ist?

Meine Erfahrung zeigt, dass die Funktionäre der Landwirtschaftskammer meist den politischen Parteien und nicht der kulturellen Entwicklung der Berufsgruppe verpflichtet sind. Die Unabhängigkeit der Funktionäre von den Parteien erfordert eine tiefgreifende Reform der Landwirtschaftskammer, die von den politisch „Getriebenen“ nicht erreicht werden kann. Wir brauchen daher eine bewusste Zäsur und einen Neustart für die Landwirtschaftskammer.

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