Pilotprojekt: Asylwerber als Lehrlinge in Mangelberufen

Christa Hochgatterer (AMS Perg) und Wolfgang Wimmer (WK Perg) beim Werkstatt-Tag im Poly Perg mit Schüler Markus Kastenhofer und Asylwerber Muaaz.
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  • Christa Hochgatterer (AMS Perg) und Wolfgang Wimmer (WK Perg) beim Werkstatt-Tag im Poly Perg mit Schüler Markus Kastenhofer und Asylwerber Muaaz.
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PERG, BEZIRK (up). Ein Pilotprojekt zur Beschäftigung junger Asylwerber ist in Perg gestartet. Gemeinsam haben Bezirkshauptmannschaft, Wirtschaftskammer und Arbeitsmarktservice an einer Lösung getüftelt, wie man Asylwerbern eine Lehre ermöglichen kann. Resultat ist PAB 25, das "Perger AsylwerberInnen Beschäftigungsprogramm für jugendliche Asylwerber unter 25 Jahre".

"Es braucht aber kein Lehrling Angst zu haben, dass ihm ein Asylwerber den Platz wegnimmt. Denn das Projekt läuft nur in den so genannten Mangelberufen, für die es zu wenig Bewerber gibt", erklärt Bezirkshauptmann Werner Kreisl. Bereits seit Monaten gebe es im Bezirk insgesamt doppelt so viele offene Lehrstellen wie Suchende, weiß AMS-Chefin Christa Hochgatterer. Besonders vom Mangel betroffen sind die Bereiche Bau, Metall/Elektro, Holz, Handel, Nahrungsmittel und Gastgewerbe.

53 Erhebungsbögen ausgefüllt

"Mit den Betreuungsorganisationen vor Ort haben wir erhoben, wer für das Projekt geeignet wäre. Wer kann gut genug Deutsch, wer möchte dableiben, wenn der Asylbescheid positiv ausfällt, wer hat fachliches Verständnis und so weiter", erklärt Kreisl, das Bindeglied zwischen Wirtschaft, AMS und NGOs (Caritas, Diakoniewerk Gallneukirchen, Rotes Kreuz und Volkshilfe OÖ). Mittels Erhebungsbögen wurde geklärt, welche Interessen die Teilnehmer haben, welche Ausbildungen und Qualifikationen bereits vorhanden sind. Da Asylwerber nicht wie einheimische Jugendliche Schnuppertage absolvieren dürfen, gibt es in Zusammenarbeit mit dem Poly Perg eine Alternativlösung. "Denn kein Unternehmen will einen Lehrling aufnehmen, den es nicht kennt. WK-Bezirksstellenleiter Franz Rummerstorfer und Poly-Direktorin Ludmilla Lumesberger sind auf die Idee gekommen, die Asylwerber in die Werkstätten-Tage einzubinden", so Kreisl.

"Die Asylwerber arbeiten gemeinsam mit unseren Schülern. Nebenbei wirkt sich das auch auf den Spracherwerb aus. Denn man lernt nicht nur im Sprachunterricht, sondern auch viel im Umgang miteinander", weiß Lumesberger.

Die ersten Praxistage finden und fanden in den Bereichen Metall, Bau und Holz sowie Lebensmittel statt. "Das Interesse zu arbeiten ist von Seiten der Asylwerber sehr groß", freut sich Christa Hochgatterer vom AMS. Auch Wirtschaftskammer-Obmann Wolfgang Wimmer "spürt die Integrationswilligkeit." Er sieht eine Win-Win-Situation: "Einerseits verschaffen wir den Menschen Integration, andererseits den Unternehmen Arbeitskräfte." Kreisl: „Je mehr Asylwerber auf diese Weise in den Arbeitsmarkt integriert werden können, umso höher wird in der Zukunft die Zufriedenheit unter ihnen und umso geringer wird künftig auch der Aufwand der öffentlichen Hand für Mindestsicherung sein.“

Interessierte Unternehmen bitte melden!

Zehn Unternehmen beteiligen sich bereits an dem Projekt, darunter die Metallwerkstatt Reisinger. Auch der Sozialhilfeverband will auf diesem Weg zu Koch/Köchin-Lehrlingen kommen. Vom Land, Wirtschaftsressort Michael Strugl, gibt es eine Förderung. "Die ersten drei Monate zahlt das Land zwei Drittel der Lohnkosten", weiß Kreisl. „Das Wirtschaftsressort des Landes unterstützt diese regionale Initiative in Form eines Pilotprojekts, weil jugendliche Asylwerber/innen auf Basis ihrer konkreten Fähigkeiten über ein Lehrverhältnis in einem sogenannten Mangelberuf zu Fachkräften ausgebildet werden sollen und dabei Unternehmen zur Verfügung stehen, die schon längere Zeit Lehrlinge suchen“, hofft Wirtschaftslandesrat Michael Strugl auf einen Erfolg dieses Projekts.

Wer einem Asylwerber das Öffi-Ticket für den Arbeitsweg finanzieren möchte, kann sich als Bildungspate ebenso melden wie Unternehmen mit Interesse an Asylwerber-Lehrlingen. Kontaktperson ist Franz Rummerstorfer, Tel. Nr. 05/90909-5552.

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Details zum Projekt

Perger Asylwerber/innen Beschäftigungsprogramm „PAB 25“ für jugendliche Asylwerber/innen unter 25 Jahre

Zielgruppe
Ausbildungswillige Asylwerber/innen zwischen 16 und 25 Jahre, die in einem Asylquartier im Bezirk Perg über die Landes-Grundversorgung betreut werden und die (allgemeinen) Voraussetzungen für ein Lehrverhältnis (grundsätzliche fachliche Eignung und Kommunikati-onsfähigkeit) mitbringen.

Träger des Programms
Wirtschaftskammer OÖ, Bezirksstelle Perg
Arbeitsmarktservice OÖ, Regionalstelle Perg
Bezirkshauptmannschaft Perg
in Zusammenarbeit mit Caritas, Diakoniewerk Gallneukirchen, Rotem Kreuz Perg und Volkshilfe OÖ (= Quartierbetreiber im Bezirk Perg) und mit Unterstützung der Polytechnischen Schule Perg sowie der Produktionsschule Perg.

Ziele:
1. Jugendliche Asylwerber/innen sollen durch Ausbildung in einem Lehrberuf zu Fachkräften qualifiziert werden, um
a. sie nachhaltig an den ersten Arbeitsmarkt heranzuführen,
b. ihre individuellen Beschäftigungs- und Erwerbsfähigkeiten zu erhöhen,
c. die Erwerbsquote künftiger Asylberechtigter zu steigern,
d. sie am oö Arbeitsmarkt bestmöglich zu integrieren und
e. ihnen durch Erlangung von partieller Unabhängigkeit durch Erwerbstätigkeit persönliche Perspektiven für die Zukunft in Österreich gegeben werden, in dem ihre materiel-le Existenzgrundlage möglichst stabilisiert wird.

2. Der Anteil von Geringqualifizierten unter den künftigen Asylberechtigten soll soweit als möglich reduziert werden.

3. Jugendliche Asylwerber/innen sollen als Lehrlinge durch die Eingliederung in den Arbeitsmarkt Beschäftigung gegeben werden, um einerseits ihren Alltag entsprechend zu strukturieren, Perspektiven für die Zukunft zu eröffnen und die für eine erfolgreiche Integration so wichtigen Deutschkenntnisse (insbesondere auch durch tägliche Kommunikation am Arbeitsplatz) zu verbessern.

4. Unternehmen im Bezirk Perg, die für eine erfolgreiche wirtschaftliche Weiterentwicklung Lehrlinge suchen, sollen auf diesem Weg die Möglichkeit erhalten, künftig dringend benötigte Facharbeitskräfte im dualen Ausbildungssystem selber auszubilden und damit dem bevorstehenden Facharbeitskräftemangel aktiv entgegenwirken zu können.

Inhalt und Ablauf des Programms:

1. Quartierbetreiber wählen in ihren Quartieren mögliche Teilnehmer/innen für das Projekt „PAB 25“ gemäß definierter Zielgruppe aus, wobei u.a. auch die persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen der Betreuer/innen vor Ort eine Rolle spielen.

2. Die ausgewählten Teilnehmer/innen füllen die vom AMS in mehreren Sprachen zur Verfügung gestellten „Qualifikationserhebungsbögen“ aus, um damit möglichst ehrlich und wirklichkeitsnahe Auskunft über Neigungen, Talente, Vorwissen, ... der Teilnehmer/innen zu erhalten.

3. Die ausgefuüllten Erhebungsbögen werden anonymisiert einer von der WK Perg zusammengestellten (ehrenamtlichen) Expertenrunde zur Auswertung und Beurteilung vorgelegt, um möglichst passende Lehrberufsempfehlungen abgeben zu können.

Die Einteilung der Teilnehmer/innen nach dieser Erstbeurteilung erfolgt in 4 Kategorien:
a. Teilnehmer/in kann sofort einem Vorstellungsgespräch zugewiesen werden.

b. Teilnehmer/in kann zu einem Praxistag (z.B. für die Bereiche Holz, Bau, Metall oder Lebensmittel) eingeladen werden, sofern es für die analysierten Berufsmöglichkeiten potentielle Lehrbetriebe gibt, die ebenfalls eingeladen werden, um die potentiellen Lehrlinge kennenlernen und einen ersten Eindruck von ihnen gewinnen zu können.

c. Teilnehmer/in ist prinzipiell für ein Lehrverhältnis geeignet, er/sie kann jedoch noch keinem konkreten Mangelberuf zugeordnet werden, weshalb eine Potentialanalyse im WIFI Linz durchgeführt wird. Anhand des Ergebnisses dieser Potentialanalyse („WKO-Jobprofil“) wird der/die Jugendliche sodann der Kategorie b zugeordnet.

d. Teilnehmer/in braucht laut erster Einschätzung noch weitere Entwicklungsschritte, bevor ein Lehrverhältnis in Betracht gezogen werden kann. Es kann aber auch sein, dass der Berufswunsch keinem Mangelberuf zugeordnet werden kann oder dass es derzeit keine passenden Lehrbetriebe gibt.

4. Auf Basis des so erhobenen Angebots an potentiellen Lehrlingen für bestimmte Lehrberufe (Mangelberufe) bemühen sich die Projektträger in Frage kommende Unternehmen auf die Möglichkeit von Lehrverhältnissen mit den in Frage kommenden Asylwerbern/innen hinzuweisen. Selbstverständlich können sich interessierte Unternehmen auch eigeninitiativ bei der WK Perg melden.

5. Sollte sich ein Ausbildungsverhältnis ergeben, kommen den gesetzlich vorgegebenen 3 Probemonaten am Beginn des Lehrverhältnisses eine besondere Bedeutung zu. Sollte der Lehrling innerhalb dieser 3 Probemonate nicht entsprechen, kann das Lehrverhältnis innerhalb dieser Zeit ohne Beachtung von Kündigungsfristen jederzeit beendet werden.

6. Um das finanzielle Risiko in den ersten 3 Monaten zumindest teilweise abzufedern, hat das Wirtschaftsressort des Landes Oberösterreich für die ersten an diesem Pilotprojekt teilnehmenden Unternehmen eine finanzielle Unterstützung in Form eines Zuschusses zu den Lohnkosten der ersten 3 Monaten in Aussicht gestellt. Die Abwicklung läuft über die Bezirkshauptmannschaft Perg.

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