Dirndlflug – echt cool oder doch nicht so ganz?
Ein kritischer Leserbrief zum Thema Dirndlflug
UTTENDORF. Es ist offensichtlich eine „Wahnsinnshetz“, wenn Kinder, Männlein und Weiblein sich mutig im Dirndl zum Gaudium einer Beifall klatschenden Menge in die Tiefe stürzen. Je höher der Rock dabei fliegt, desto größer das vermeintliche Vergnügen. Details wie, trägt er/sie/es was darunter oder doch nicht, steigern den Unterhaltungswert nochmals.
Man vergisst dabei nur eines „den eigentlichen Sinn eines Dirndlkleides“. Eine Tracht, und dazu gehört nun einmal das Dirndlkleid, ist fester, historisch begründeter Bestandteil der Kultur. Wer sich mit Tracht kleidet, fühlt sich dem Land, seiner Bräuche oder einer bestimmten Gruppe zugehörig und will das damit unterstreichen. Mit Tracht ist man stets gut gekleidet, mit Tracht kann man sich überall – zu jedem Anlass - sehen lassen. Ganze Ausstellungen werden der Tracht gewidmet. Ist das alles wertlos? Was wären die Salzburger Festspiele ohne Trachten, ein niedlicher Kinderchor im Dirndl und Lederhose zum Auftakt, der legendäre, vielbeachtete Fackeltanz am Residenzplatz? Was wäre das Salzburger Adventsingen ohne die Tracht? Was wären religiös motivierte Umzüge, wie Fronleichnam oder Erntedank ohne Tracht? Was wäre eine Bauernherbstveranstaltung ohne Tracht? Trachtenvereine, Chöre, Volkstanzgruppen u.a., die Kultur leben, Kultur erhalten, Kultur weitergeben, sind die alle von gestern und gar fehlgeleitet?
Kleidung ist eine Botschaft und eine Tracht trägt zur Wahrung kultureller Wurzeln bei. Auch wenn für den Dirndlflug sicherlich keine ver(ge)erbten und kostbaren Trachten verwendet werden, bitte, springt einzeln, in Gruppen, so hoch und so oft wie Ihr wollt in einen See oder einen Heuhaufen, aber ohne Dirndl und verkauft uns das nicht auch noch als Highlight.
Renate Ratzenböck
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