Flüchtlinge als Business

Christine Enzinger verkauft Falafel. Mit dem Erlös unterstützt sie syrische Flüchtlinge.
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SAALFELDEN. Während österreichweit Lösungen für die Unterbringung von Flüchtlingen gesucht werden, hat eine Expertin im Pinzgau ein Modell für kleine Einheiten in Gemeinden ausgearbeitet. Christine Enzinger hat viel Erfahrung mit der Betreuung von Aslywerbern. Seit 20 Jahren engagiert sie sich für Flüchtlinge und betreibt in Saalfelden drei Quartiere für 50 Personen. Ihr Know-how war nun bei den Bürgermeistern des Oberpinzgauer Regionalverbandes gefragt. Sie entwickelte ein Konzept, um die vom Bund vorgegebenen Quoten auf sinnvolle Weise erfüllen zu können. Enzinger verknüpft den humanitären Aspekt mit wirtschaftlichen Argumenten. Sie rechnet vor, dass die Gemeinden gemeinsam mehrere Wohnung mieten können und von dem Geld, das sie vom Land für die Unterbringung erhalten, auch ein bis zwei Betreuer finanzieren können. Auch die zuständige Landesrätin Martina Berthold begrüßt das Oberpinzgauer Modell. Damit könne die Betreuung von Asylwerbern gemeindeübergreifend gut organisiert werden. Die Quartiersuche bleibe dennoch schwierig, bisher seien erst sechs Flüchtlinge in Stuhlfelden aufgenommen worden. Sie erwarte sich rasch die noch zugesagten 34 Quartierplätze. Das dürfte zumindest leichter möglich sein als bisher, denn mit dieser Variante scheinen mehrere Kritikpunkte des sensiblen Themas gelöst. Die bei Ortschefs und Bevölkerung wenig geschätzten großen Quartiere sind nicht notwendig, gleichzeitig ist aber eine professionelle Betreuung gewährleistet. Was für dieses Modell spricht, ist der Umstand, dass die regionalen Verbände, im Gegensatz zu privaten Betreibern, keinen Verdienst erwirtschaften müssen.

Rund um die Uhr im Einsatz
Christine Enzinger ist eine private Quartiergeberin, die von diesen Einkünften lebt und einen Hausmeister angestellt hat. Sie ist derzeit mit vielen Anfragen von potentiellen Vermietern konfrontiert. Man dürfe allerdings nicht glauben, dass man auf einfache Weise gutes Geld mit leerstehenden Objekten verdient, bremst sie allzu hohe Erwartungen. "Es gibt strenge behördliche Auflagen und man muss einen Befähigungsnachweis erbringen. Wenn man als Quartiergeber verantwortungsvoll handelt, muss man sich um die Bewohner kümmern", erklärt Enzinger. Sie selber hat den Ruf, sich zu 100 % für ihre Flüchtlinge einzusetzen. "Diese Woche habe ich 15 Stunden bei Arztterminen verbracht", schildert sie ihren Alltag. Sie hilft ihren Bewohnern auch bei behördlichen Angelegenheiten, vor allem was ihr Asylverfahren betrifft. Sie organisiert Übersetzungen von Dokumenten, stellt Kopien her, legt Aktenmappen an. Bei 50 Bewohnern eine zeitraubende Angelegenheit. "Man ist auf ehrenamtliche Helfer angewiesen, die einen dabei unterstützen, sonst wäre das nicht zu schaffen", berichtet die diplomierte Integrationsmanagerin. "Es ist eine große Erleichterung, wenn die Helfer mit den Leuten Deutsch lernen, Hausaufgaben machen, sie zu Ämtern und Ärzten begleiten." Sie ist derzeit intensiv auf der Suche nach Wohnungen für Flüchtlinge, die Asyl erhalten haben. Das ist momentan bei den meisten syrischen Flüchtlingen der Fall. Enzinger hilft, ihre Familien nachzuholen und unterstützt sie dabei auch finanziell durch den Verkauf von Falafel, einer Spezialität im Nahen Osten. Sie bemüht sich auch um Wohnungen für sie, da sie nach dem Ende der Grundversorgung auf der Straße stehen würden. Enzinger appelliert auch hier an die wirtschaftliche Vernunft, leerstehende Objekte zur Verfügung zu stellen.

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Falafel
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