Internat als Quartier für Kriegsflüchtlinge

Die Flüchtlinge mit Betreuern vom Roten Kreuz vor dem Internat
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SAALFELDEN. "Welcome, we are your hosts", begrüßt Stefan Herbst, Geschäftsführer des Roten Kreuzes Pinzgau, die 80 Männer im Speisesaal des Sportgymnasiums. Sein Team und er wirken ebenso erschöpft wie die Flüchtlinge, die direkt aus Traiskirchen kommen, und dort Tage und Wochen im Freien am Boden geschlafen haben. Nur drei Tage zuvor wurde das Rote Kreuz vom Land Salzburg damit beauftragt, die Betreuung der Asylwerber zu übernehmen.

Kurzfristige Lösung
In dieser kurzen Zeit musste die Logistik aufgebaut werden, was auch bei den Helfern für Schlafmangel sorgte. Matratzen vom Bundesheer wurden organisiert und Dienstpläne für eine Rund-um-die-Uhr Betreuung erstellt. Jeweils zwei RK-Mitarbeiter werden ständig anwesend sein und sich um die Asylwerber kümmern. Diese sind bis 31. August im Schülerheim untergebracht, bis dahin wird fieberhaft ein anderes Quartier gesucht. Stefan Herbst erläutert am ersten Abend im Internat die Regeln für das Zusammenleben auf Zeit. "We are guests in this house", erklärt er den aufmerksamen Zuhörern. Als er verkündet, dass die Sportplätze benützt werden dürfen, kommt Applaus und Freude auf. Wenig später sind einige Bälle organisiert und die Asylwerber vertreiben sich die Zeit bis zum Abendessen mit Fußballspielen.

Das funktioniert gut, selbst wenn man sich nicht verständigen kann, die Regeln sind international. Das klappt auch beim großen Schachspiel vor dem Internat, wo sich bald Teams aus syrischen und afghanischen Spielern bilden. Die meisten der hier untergebrachten Männer kommen aus diesen beiden Kriegsländern, auch viele Iraker sind darunter. Vizebgm. Markus Latzer beobachtet das Geschehen interessiert. Auch die Gemeinde wurde nur kurzfristig vom Land über die Situation informiert. Anfangs wurden sogar 170 Personen angekündigt, daher wurde auch in der Sporthalle Platz geschaffen. Letztendlich kam aber nur 80 an - was mit ihnen nach vier Wochen passieren soll, wenn die Schüler wieder kommen, ist völlig offen.

Heftige Proteste
Die Aufnahme der Flüchtlinge in Saalfelden hat in den Sozialen Medien zu wütenden Reaktionen geführt (siehe nebenstehenden Beitrag). Angesichts der teils sehr heftigen Meinungen sagt Latzer: "Extreme Aussagen haben in unserer Gesellschaft keinen Platz." Bezirksrettungskommandant Toni Voithofer hofft, dass die Bevölkerung offen mit der Situation umgehen werde. "Diese Menschen sind in Traiskirchen am Boden gelegen, wir müssen uns um sie kümmern." Mit Saalfelden hat das Rote Kreuz die Betreuung von insgesamt fünf Quartieren in Salzburg übernommen. Es werde der Bedarf erhoben, dann könnten notwendige Sachen wie Kleidung und Schuhe organisiert werden, verspricht Herbst den Männern. Vielfach kommt die Bitte nach Deutschkursen, da müssen die Flüchtlinge vorerst vertröstet werden. Vom Staat werden keine Kurse finanziert, aber man hofft auf die Unterstützung durch freiwillige Helfer.

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